UKRAINE AKTUELL Nr. 723 (16.2.24/21Uhr)

  • Alexei Navalny lebt nicht mehr
  • Der Westen reagiert mit Worten
  • Ukrainer spotten über Russen
  • Avdiivka verteidigt sich weiter

ALEXEI NAWALNY IST TOT

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny – ein lautstarker Kritiker von Putin – ist nach Angaben der Gefängnisbehörde des Landes gestorben. Der inhaftierte Dissident, der sich gegen Korruption in der Regierung einsetzte und große Proteste gegen den Kreml anführte, war 47 Jahre alt.

In den letzten Wochen war er im Straflager Nr. 3 in Kharp am Polarkreis inhaftiert. Das russische Straflager gilt als sehr hart und Temperaturen bis Minus 30 Grad sind keine Seltenheit.

Heute Morgen teilt die Leitung der Strafkolonie mit: «Am 16. Februar 2024 fühlte sich der Häftling A. A. Nawalny in der Strafkolonie Nr. 3 nach einem Spaziergang unwohl und verlor fast sofort das Bewusstsein. Das medizinische Personal der Anstalt traf sofort ein, und es wurde ein medizinisches Notfallteam gerufen. Es wurden alle notwendigen Wiederbelebungsmassnahmen durchgeführt, die jedoch keine positiven Ergebnisse brachten. Die Notärzte bestätigten den Tod des Häftlings».

Während seiner Haft wurde Navalny 25 Mal in verschärfte Einzelhaft gesetzt, das heisst in kalte Betonzellen ohne Sitzgelegenheit und Licht. Einen grossen Teil der restlichen Zeit war er mir mental und physisch kranken Menschen eingesperrt.

Bekannte von Navalny sahen ihn gestern noch und berichteten, dass er keinen kranken Eindruck gemacht habe. «Zweifellos war er kein besonders gesunder Mensch, weil seine Gesundheit an diesem Ort heruntergewirtschaftet wurde, aber gestern sah er ziemlich gesund aus.»

NAVALNY IN UKRAINE AKTUELL

NAVALNY IN UKRAINE AKTUELL

23.3.2022 Navalny: Ungebrochen nach dem Urteil https://aldrovandi.net/2022/03/23/navalny-ungebrochen-nach-dem-urteil/
28.3.2022 Putin besitzt mindestens 6 Yachten https://aldrovandi.net/2022/03/28/putin-besitzt-mindestens-6-yachten/
5.4.2022 Was Alexej Nawalny zur Propaganda sagt https://aldrovandi.net/2022/04/05/was-alexej-navalny-sagt/
21.12.2022 Die korrupte Elite Russlands https://aldrovandi.net/2022/12/29/ukraine-storys-die-korrupte-elite-russlands-originalversion/
21.2.2023 Navalnys Programm für Russland https://aldrovandi.net/2023/02/21/ukraine-aktuell-nr-363-21-2-23-23uhr/
3.7.2023 Navalnys Familie klagt https://aldrovandi.net/2023/07/03/ukraine-aktuell-nr-495-3-7-23-21uhr/
3.8.2023 Navalnys Worte vor dem zweiten Urteil https://aldrovandi.net/2023/08/03/ukraine-aktuell-nr-526-3-8-23-17uhr/
21.8.2023 Navalny schweigt nicht https://aldrovandi.net/2023/08/21/ukraine-aktuell-nr-544-21-8-23-23uhr/
21.12.2023 Putins Machtzirkel: https://aldrovandi.net/2023/12/21/ukraine-aktuell-spezial-21-12-23/
29.12024 Neue Putin Residenz entdeckt https://aldrovandi.net/2024/01/29/ukraine-aktuell-nr-705-29-1-24-22uhr/

NAVALNYS FRAU ÜBERNIMMT

Julia Nawalnaja ist die Ehefrau und Unterstützerin von Alexei. Sie reagierte mit Fassung auf die Todesmeldung. Michael Bociurkiw, Senior Fellow beim Atlantic Council, sagte dass die Stärke, die Julia Nawalnaja nur Stunden nach dem Tod ihres Mannes gezeigt habe, «wirklich beeindruckend» sei.

Nawalnys Frau werde wahrscheinlich die Aufgabe ihres Mannes weiterführen, sagte Bociurkiw. «Es ist fast schon eine Tradition, die bis in die Sowjetzeit zurückreicht, als Dissidenten im Gulag verrotteten – in derselben Region wie Herr Nawalny -, dass ihre Frauen in den Westen kommen und den Mantel übernehmen», sagte Bociurkiw.

«PUTIN VERSTEHT NUR GEWALT»

Der Geschichts-Professor Sergej Radtschenko von der amerikanischen John Hopkins University sagte: «Für russische Liberale ist die Hoffnung wirklich tot.» Die Entscheidung Nawalnys, nach Moskau zurückzukehren, nachdem er vergiftet worden war, sei «fast unglaublich» gewesen, habe aber «Hoffnung und ein gewisses Mass an Optimismus» geweckt. Gegenüber SkyNews sagte der in Russland geborene Professor Radtschenko, dass es kaum mehr als eine kleine Mahnwache auf den Strassen des Landes geben werde. «Es gibt immer noch Russen, die mutig sind und sich gegen die Tyrannei wehren wollen. Aber leider kümmert sich die schweigende Mehrheit, die ziemlich erbärmliche, müde Masse der Menschen, die einfach nur da ist und von Tag zu Tag lebt, nicht darum, sie kümmert sich schon seit langer, langer Zeit nicht mehr.»«

Es gibt nicht viel, was die Weltgemeinschaft als Reaktion auf den Tod von Alexej Nawalny tun kann, «weil Putin nur Gewalt versteht», sagte er: «Putin hat Blut geleckt, und je weiter er diesen Weg geht, desto mehr gefällt es ihm»

REAKTIONEN AUS DEM WESTEN

Trauerkundgebungen zum Gedenken an Nawalny und seine Ermordung durch das Putin-Regime fanden heute in Belgrad, Berlin, Tiflis, Eriwan, Chisinau und anderen Städten und Hauptstädten Europas statt.

«Was auch immer Sie über Alexei als Politiker denken, er wurde einfach vom Kreml brutal ermordet. Das ist eine Tatsache, und das ist es, was Sie über die wahre Natur des gegenwärtigen russischen Regimes wissen müssen.» Edgars Rinkevich, Präsident Lettlands;

«Schreckliche Neuigkeiten. Alexej Nawalny hat als Verteidiger der russischen Demokratie sein ganzes Leben lang unglaublichen Mut bewiesen.»Rishi Sunak, Premierminister Grossbritanien;

«Nawalny hat seinen Mut, nach Russland zurückzukehren, mit dem Tod bezahlt.» Olaf Scholz, Kanzler Deutschland;

«Nawalny hat mit seinem Leben dafür bezahlt, dass er sich dem System der Unterdrückung widersetzt hat.» Stéphane Sejournet, Aussenminister Frankreichs;

«Um seiner Ideale willen hat er das ultimative Opfer gebracht. Die EU macht das russische Regime allein für diesen tragischen Tod verantwortlich.». Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates.

LAUES LÜFTCHEN AUS DEN USA

2021 sagte US-Präsident Joe Biden noch, dass die Folgen eines möglichen Todes von Nawalny in der Haft «für Russland katastrophal» sein würden. Aus dieser Drohung ist ein leises Lüftchen geworden.

US-Aussenminister Antony Blinken: «Wenn diese Berichte wahr sind, gilt zunächst einmal unser Mitgefühl seiner Frau und seiner Familie. Sein Tod in einem russischen Gefängnis und die Fixierung und Angst eines Mannes unterstreicht nur die Schwäche und Fäulnis im Herzen des Systems, das Putin aufgebaut hat.»

Und US-Präsident Biden sagte heute Abend lediglich: «Diese Tragödie erinnert uns daran, was auf dem Spiel steht. Wir müssen die Ukraine weiterhin finanzieren, damit sich die Ukraine gegen Putins schreckliche Aggression verteidigen kann. Von seinen Verbrechen. Wenn wir die Ukraine in diesem kritischen Moment nicht unterstützen, wird die Geschichte es nicht vergessen.»

SPOTT ÜBER RUSSLAND

In ein paar russischen Städten haben Menschen Rosen oder Beileidschreiben zum Tod von Alexei Navalny niedergelegt.

Über diese Form des Protestes gegen das Kreml-Regime machen sich Ukrainer lustig. Sie erinnern an die vielen Todesopfer, welche der Aufstand auf dem Maidan-Platz 2014 gefordert hat, der aber eine Quelle für die Befreiung der Ukraine war. Im Vergleich dazu seien die Reaktionen der russischen Opposition lächerlich.

So schreiben die Journalisten von UNIAN: «Die wütenden Leibeigenen wurden so unverschämt, dass sie begannen, bedrohliche Botschaften an das Regime zu schreiben! Aktionen, die in ihrer Kühnheit beispiellos sind, breiten sich in allen Regionen aus. Das Regime des Kreml-Satans schwankt, lacht vor Lachen und ist nicht in der Lage, einem solchen Druck der öffentlichen Wut standzuhalten. Sie werden also gewinnen! Tatsächlich ist das alles traurig. Es liegt auf der Hand, dass die wenigen Gegner des Kreml-Regimes, die den Abgrund sehen, in den ihr Land stürzt, jetzt nur zu solchen Zetteln fähig sind.» https://t.me/uniannet/125946

AVDIIVKA VERTEIDIGT SICH

Im Süden von Avdiivka haben die Ukrainer eine Stellung aufgegeben, die unter dem Namen «Zenit» bekannt war. Der Grund: Es droht der Einschluss der dort stationierten Verteidiger. Oleksandr Tarnawskiji, Kommandeur der örtlichen Streitkräfte erklärte, die Entscheidung zum Rückzug wurde getroffen, um das Personal zu schonen und die operative Situation zu verbessern.

Weiter sagte der der Brigadegeneral: «Wir haben diese Position so lange gehalten, wie sie uns die Möglichkeit gab, den Feind wirksam abzuschrecken und zu vernichten» und «Taktisch gesehen verschafft die Besetzung dieser Stellungen dem Feind keinen strategischen Vorteil und ändert nichts an der Situation innerhalb der Verteidigungsoperation Avdiivka». https://www.unian.net/war/avdeevka-prinyato-reshenie-otoyti-s-pozicii-na-okraine-avdeevki-zayavlenie-12545622.html

Nach Meldungen der 3. Spezialbrigade der Ukrainer sind die Kämpfe sehr hart, aber aus ukrainischer Sicht erfolgreich. In den letzten Tagen seien 4’200 russische Soldaten bei Avdiivka getötet oder verletzt worden. Die 74. und 114. separaten motorisierten Schützenbrigade der russischen Armee wurden «gelöscht». Aktuell finden Kämpfe gegen die 15., 21., 35. und die 55. Motorisierten Schützenbrigade der 2. russischen Armee statt. Die zu den Azov-Einheiten gehörende 3. Spezialbrigade stellt fest, dass die Lage in Avdiivka trotz der schweren Verluste des Feindes weiterhin äusserst schwierig ist. https://t.me/uniannet/125902

WAS EIN GEFANGENER SAGT

Heute nahmen ukrainische Verteidiger von Avdiivka einen russischen Soldaten gefangen. Dieser erzählte, wie seine Einheit bei einem weiteren Angriff auf Avdiivka in die Luft gesprengt wurde. Der Gefangene spricht über die enormen Verluste der Besatzer. Von hundert Menschen überleben nicht mehr als zehn!

Nach Angaben des Soldaten habe er den Vertrag erst vor zwei Monaten unterschrieben. Sie wurden etwa zwei Wochen lang auf dem Trainingsgelände festgehalten und sofort nach Avdiivka geworfen.

Der Soldat sagte, er sei in einer Gruppe von zehn Männern zu einem Angriff geschickt worden. Nachdem sie ein paar Schritte gegangen waren, gerieten sie unter Artilleriebeschuss der Streitkräfte, wodurch nur er überlebte. Aus Angst rannte er zu unseren Jungs, die ihn gefangen nahmen. https://t.me/operativnoZSU/136821

VERTRAG MIT FRANKREICH

Frankreich hat schon viel versprochen, aber bisher lediglich weitreichende CAESAR-Artilleriewaffen und ein paar Schützenpanzer geliefert.

Heute wurde im Elysée, den Regierungspalast in Paris ein weiterer symbolischer Akt beschlossen. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyj traf dort Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Die Beiden unterschrieben ein «bilaterales Abkommen über Sicherheitsgarantien für die Ukraine». https://t.me/c/1269013410/63235

Einen vergleichbaren Vertrag hatte die Ukraine bereits mit Grossbritannien abgeschlossen.  https://aldrovandi.net/2024/01/12/ukraine-aktuell-nr-688-12-1-24-22uhr/

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