Ukraine Aktuell Nr. 630 (15.11.23/20Uhr)

  • Tödlicher Raketeneinschlag kurz nach Mitternacht
  • Fortschritte der Ukrainer am Dnjepr bestätigt
  • Russen setzen verbotene Chemiewaffen ein
  • Umstrittene Professorin von der Uni Lemberg entlassen
  • Puschkin Denkmal in Kyiv demontiert

2 TOTE NACH RAKETENEINSCHLAG

Wenige Minuten nach Mitternacht schlugen vier russische S-300 Raketen im Ost Selidove in der Region Donezk ein. Eine der Raketen traf ein vierstöckiges Wohngebäude und zerstörte den Eingang (FOTO). Aktuell ist der Tod einer 85-jährigen Frau und eines 59-jährigen Mannes bekannt. Drei Menschen wurden verletzt: ein 56-jähriger Mann und zwei Frauen im Alter von 50 und 82 Jahren. Von den anderen drei Raketen wurden 6 Mehrfamilienhäuser und 17 Privatgebäude zerstört.

Vor Ort sind Polizeibeamte, Retter, Psychologen und andere spezialisierte Dienste im Einsatz. Sie helfen Opfern und Angehörigen und dokumentieren die Zerstörung. https://t.me/suspilnedonbas/17485

INFO-SPERRE ZUR DNJEPR-FRONT

Die Sprecherin des ukrainische «Operativen Kommandos Süd» verlangte von ukrainischen Medien, dass über die militärische Situation entlang des Dnjepr schweigen sollen, um «später über grosse Erfolge berichten zu können». Sie sagte lediglich, dass die Ukrainer bereits Terrain in einer Tiefe von 3 bis 8 Kilometer vom Djnepr-Flussufer erreicht hätten. https://t.me/c/1524130538/29333

Die Analysten des amerikanischen «Institut for the study of wars» (ISW) sprechen von ukrainischen Erfolgen am Dnjepr. Das ISW weist die Behauptungen russischer Militärführer zurück, dass es den Besatzern gelungen sei, ukrainische Truppen in der Nähe von Krynky zu vertreiben. Geolokalisierungsaufnahmen belegen, dass ukrainische Truppen nach Krynky (30 km nordöstlich der Oblast Cherson und 2 km vom Fluss Dnipro entfernt) vorgerückt sind. https://t.me/c/1524130538/29329. Siehe dazu auch: https://aldrovandi.net/2023/11/13/ukraine-aktuell-nr-628-13-11-23-22uhr/ und https://aldrovandi.net/2023/11/12/ukraine-aktuell-nr-627-12-11-23-22uhr/

Aufgrund der russischen Besetzung und der andauernden Kämpfe sind mehrere Dörfer auf der linken Seite des Dnjeprs Menschenleer. Der Bürgermeister von Nowaja Kachowka, Volodymyr Kovalenko, stellte fest, dass es im Dorf Korsunka keine Anwohner mehr gebe, sondern nur noch eine grosse Menge kaputter russischer Ausrüstung.

Auch in den 13 Siedlungen der «Gemeinde Oleshky» leben ebenfalls keine Menschen mehr. Vor dem Krieg lebten dort 40’000 Menschen. «Das betrifft die Dörfer Pidstepne, Krynky und Nechaeve. Ich weiß nicht, wie viele Menschen heute noch in Pishchanivka leben. Es gibt niemanden, den man kontaktieren kann, es gibt keine Menschen». Das sagte Tetiana Hasanenko, Leiter der Militärverwaltung von Oleshky. https://www.radiosvoboda.org/a/news-khersonshchyna-livoberezhzhia-bezliuddia/32685518.html

KÄLTEENBRUCH ERWARTET

Vom 19. bis 23. November erwarten Meteorologen in der Ukraine eine starke Abkühlung. Die Temperaturen werden in einigen Regionen auf bis zu -14 Grad sinken. Und morgen wird es schneien. https://t.me/c/1524130538/29348

Die kältesten Temperaturen werden für die nördlichen und nordöstlichen Regionen um Sumy, Poltawa und Kharkov erwartet. https://t.me/okoo_ukraine/46374

RUSSISCHER CHEMIEWAFFEN-EINSATZ

In den Gebieten Svatovsky und Bakhmut wurden zwei Fälle des Einsatzes chemischer Waffen registriert. Höchstwahrscheinlich verwendete die russische Armee Chlorpikrin, welches in grossen Mengen vorhanden ist und bereits mehrmals gegen die ukrainischen Truppen eingesetzt wurde. https://t.me/DeepStateUA/18063

Bei Kontakt verursacht Chlorpikrin schwere Entzündungen der Augen, der Nase, des Rachens und der Atemwege. Es wirkt wie Tränengas, beraubt einen Menschen schnell seiner Kampffähigkeit und kann in großen Konzentrationen zum Tod führen.

Dieser Stoff ist nach dem Chemiewaffenübereinkommen für militärische Zwecke verboten. https://t.me/insiderUKR/64814

SCHULDENERLASS FÜR KRIEGER

Wer für die russische Armee kämpft soll die Schulden erlassen werden. Dies schlug die russische «Menschenrechtskommissarin» Tatjana Moskalkowa vor. Putin hatte im Dezember 2022 einen Erlass unterzeichnet, gemäss dem Soldaten während des Kampfeinsatzes keine Schulden bezahlen müssen, wohl aber einen Monat nach der Rückkehr wieder dazu verpflichtet sind. Moskalkowa nannte dies «ungerecht» und meinte: «»Wenn sie zurückkehren, werden sie zahlen müssen. Und wir müssen verstehen, dass dies erstens ungerecht ist und zweitens natürlich zu sozialen Spannungen führen kann.» https://t.me/KyivIndependent_official/25983

STREIT UM EINE PROFESSORIN

Die ehemalige Parlamentarierin und Lemberger Lingusitik-Professorin Irina Farion (FOTO) hat mit ihren Aussagen breite Kreise in der Ukraine provoziert. Sie behauptete, dass Ukrainer, welche russische sprechen, keine Ukrainer seien. Dies treffe insbesondere für russisch-sprechende Soldaten zu, welche sie nicht akzeptieren könne.

Gegen Farion wurde heute ein Strafverfahren eröffnet. Ihr wird eine Beleidigung der Ehre und Würde des Militärpersonals und eine Verletzung der Gleichberechtigung der Bürger vorgeworfen.

Nach ersten Erkenntnissen war Farion lange Mitglied der KPdSU, also der kommunistischen Partei der Sowjetunion, und eine begeisterte Anhängerin der russischen Sprache. Die Ermittler vermuten, dass ihre Aussagen den Zweck haben, Streit und Unfrieden in der ukrainischen Bevölkerung zu säen. Dazu passe, dass sie von pro-russischen ukrainischen Waffenhändlern finanziell unterstützt werde. https://t.me/operativnoZSU/123460

Am Abend wurde Irina Farion als Professorin der polytechnischen Universität Lemberg entlassen. Dies schreibt der ukrainische Bildungsminister. Grund ist «die Begehung einer sittenwidrigen Straftat durch einen Mitarbeiter, der Bildungsaufgaben wahrnimmt, die mit der Fortsetzung dieser Arbeit unvereinbar ist.» https://t.me/okoo_ukraine/46388

MEHR ARME UKRAINER

Die Zahl der Armen in der Ukraine hat sich in zwei Jahren verdoppelt, jeder vierte Ukrainer spart bei Lebensmitteln. Wenn im Jahr 2021 12,2 % der Ukrainer beim Essen gespart haben, dann sind es im Jahr 2022 19,9 % und im Jahr 2023 bereits 26,2 %, also mehr als ein Viertel der Bürger. Der Anteil derjenigen, die genug für Lebensmittel haben, aber für Kleidung und Schuhe sparen oder Geld leihen müssen, stieg zunächst an, ging dann zurück, veränderte sich aber nach zwei Jahren nicht mehr.

Gleichzeitig ist der Anteil der Reichen, also derjenigen, die sich jeden Einkauf leisten können, deutlich gestiegen, von 0,5 % auf 1,7 %. https://bank.gov.ua/admin_uploads/article/IR_2023-Q4.pdf

PUSCHKIN DENKMAL DEMONTIERT

Die Statue des russischen Schriftstellers Alexander Puschkin wurde heute Kyiv entfernt. Das Denkmal stand an einer beliebten Strasse, dem Beresteysky-Prospekt. Die Demontage geschah auf Anordnung der Kyiver Stadtverwaltung. Sie ist Teil der umfassenden «Ent-Russifizierung» der Ukraine. (FOTO: Dmytro Belotserkovets) https://t.me/nvua_official/66758

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