Ukraine Aktuell Nr. 686 (10.1.24/20Uhr)

  • Der ukrainische Drohnenkrieg
  • Russische Regionen frieren
  • Neue Zuglinien für den Donbass
  • Die Folgen der Gefangenschaft

DER DROHNENKRIEG

Ich erlaube mir eine persönliche Einschätzung der militärischen Orientierung der ukrainischen Armee. Bekannt ist, dass die Armee auf genügend und wirksame Waffen im Langstreckenbereich und für die Luftverteidigung hofft, sowie auf die kommenden F16-Kampfflugzeuge.

In einer zweiten Achse baut die Ukraine zusammen mit westlichen Unternehmen das Land zu einem der grössten Waffenproduzenten der Welt um, in Kooperation mit dutzenden Firmen anderer Länder. https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-will-einer-der-groessten-Waffenproduzenten-werden-article24434188.html

Beides dauert aber lange und weil der Krieg gnadenlos ist und keinen Aufschub erträgt, hat die ukrainische Armee, die Bedeutung von Drohnen verstärkt erkannt und investiert massiv in diesen Bereich. Drohnen sind relativ billig, können zielgenau, also mit wenig Waffenstreuverlust eingesetzt werden und Zehntausende junge Menschen sind bereit, weitab von der Front Dienst als Drohnenpiloten zu leisten.

Die aktuell erscheinende Vielzahl von Videos über erfolgreiche Drohneneinsätze ist ein Hinweis für die Neuorientierung. Bei diesen Videos wird immer wieder betont, dass Drohnen günstig und zielgenau sind, aber nur in grossen Mengen eine grosse Anzahl russischer Soldaten und Geräte zerstören können.

Die Videos zeigen eindrücklich, wie Unterstände und Fahrzeuge gesprengt oder aber auch wie Soldaten der russischen Armee, die ausschliesslich zum Geldverdienen ein Land überfallen, einzeln eliminiert werden. Nur ein Video-Beispiel: https://t.me/operativnoZSU/131357

Die neusten ukrainischen Drohnen sind in der Lage Panzerabwehrminen zielgenau zu platzieren. https://twitter.com/i/status/1744463966326108587

Am 9. Januar gab Mykhailo Fedorov, Minister für digitale Transformation bekannt, dass derzeit in der Ukraine rund 200 Drohnenunternehmen tätig sind. «Eine Million FPV Drohnen pro Jahr sind möglich», sagte Fedorov. «FPV» sind First Person View Drohnen, also Drohnen die aus der Perspektive eines virtuellen Piloten an Bord gesteuert werden.

Weiter sagte Fedorov: «Die vorhandenen Kapazitäten der Unternehmen reichen bereits aus, um diesen Wert zu erreichen. Der Markt hat sich viel schneller beschleunigt, als Geld für den Kauf von UAVs vorhanden ist. Daher ist es notwendig, die Finanzierung zu erhöhen und Märkte zu öffnen.» https://t.me/operativnoZSU/131356

RUSSLAND FRIERT

In mehreren Städten rund um Moskau und in mehreren Städten anderer Regionen Russlands gibt es keine Heizung mehr. Die Menschen wärmen sich an öffentlichen Feuern auf der Strasse. Darunter hat es sehr viele pensionierte Personen, welche die verlässliche Machtbasis von Putin sind.

Im Zentrum steht die Treibstoffknappheit, die zu den Heizungsausfällen in verschiedenen Städten führte. Es wurden Strafverfahren eingeleitet nachdem in Solnetschnogorsk, Balaschikha, Lobnya, Podolsk, Chimki und anderen Städten die Heizungssysteme ausgefallen sind. https://twitter.com/geopolitis/status/1744684816308621457

Ebenfalls Probleme mit der Heizung haben  Moskau, Region Moskau, Gebiet Swerdlowsk, Tatarstan, Tula-Region, Region Twer, Gebiet Leningrad. https://t.me/operativnoZSU/131384

In der Hoffnung, dass sich Putin für ihre Probleme interessiert, haben sich in Moskau Gruppen von frierenden Bürgern versammelt und bitte den Kreml-Chef etwas gegen die ausfallenden Heizungen zu tun. https://twitter.com/PStyle0ne1/status/1744636584341778674

Bewohner von Elektrostal bei Moskau zeigen FOTOS und in einem Video https://twitter.com/i/status/1744658617578422727, wie es in ihrem Mehrfamilienhaus aussieht.: «Es ist der vierte Tag ohne Heizung. Jeder, der konnte, hat sich bereits selbst evakuiert. Der Eingang ist komplett zugefroren. Alle Heizkörper sind zerstört. Es sind 5 Grad Celsius in unseren Wohnungen. Diejenigen, die geblieben sind, überleben so gut sie können mit Gas, allen möglichen Heizgeräten», sagte ein Bewohner des Hauses in dem Video.

In einem anderen Haus in der Oktjabrskaja-Strasse platzten in allen Stockwerken vom ersten bis zum neunten Stock die Heizkörper, und die Wände beginnen vor Feuchtigkeit und Kälte zu faulen. Auch die Einwohner von Dmitrow bei Moskau sind ohne Heizung. Dort wurde gestern ein Leck im Heizungsnetz des örtlichen Kesselhauses entdeckt. https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1744658617578422727

NEUE ZUGLINIEN IM DONEZK

In den besetzten Gebieten bauen die Russen zwei neue Eisenbahnlinien. Die eine neue Strecke beginnt in der Ortschaft Burne und schliesst in Malovodne an die bestehende Bahnlinie an (KARTE). Die Analysten von Tatarigami vermuten aufgrund der Satellitenbilder, dass die Strecke noch 2024 fertiggestellt wird. Sie dient für die Versorgung der besetzten Regionen und vermeidet dabei die vorhandenen bestehenden Eisenbahnlinien nahe der Front. Doch eine der neuen Brücken, welche für die neue Eisenbahnlinie errichtet worden war, haben die ukrainischen Streitkräfte bereits zerstört.

Weil die Verletzlichkeit dieser Eisenbahnlinie erkannt wurde, haben die Russen bereits eine zweite Eisenbahnlinie in Angriff genommen. Sie soll Taganrog mit Mariupol und die Krim mit dem Rest Russlands verbinden, wird aber kaum in diesem Jahr fertig sein.

Die Erstellung der Eisenbahnlinien und parallel von neuen Gaspipelines deutet laut Tatarigami «darauf hin, dass die Russen beabsichtigen, die Region in eine befestigte Frontlinie mit einer starken militärischen Präsenz zu verwandeln». https://twitter.com/Tatarigami_UA/status/1744808364352090127

PUTINS ANGST VOR EINEM GENERAL

Der Kommandeur der russischen Luftlandetruppen, Mykhailo Teplinsky (FOTO) ist bei den eigenen Truppen, im Gegensatz zu vielen anderen Militärführern, beliebt. Die russische Führung ist sehr besorgt über die Popularität dieses Generals in der Armee und über seine damals nicht eindeutige Haltung beim Putschversuch des Söldnerführers Prigoschin im Sommer. Aus diesem Grund werde alles versucht, Teplinsky zu diskreditieren. Das berichten Geheimdienstkreise, auf die sich die ukrainische Plattform censor.net beruft.

Eine Schwachstelle für Teplinsky wird sein, dass es der russischen Armee unter seine Führung nicht gelang, den ukrainischen Brückenkopf am Dnjepr zu zerstören. Gemäss den Geheimdienstkreisen haben Informationsabwehroffiziere der Streitkräfte der Russischen Föderation eine spezielle Gruppe gebildet. Sie organisierten ein Netzwerk von Kanälen und Gruppen in sozialen Netzwerken, das Materialien erstellt und verbreitet, die darauf abzielen, Teplinsky zu diskreditieren. https://censor.net/ua/news/3466507/kreml_namagayetsya_pozbutysya_nayivplyvovishogo_rosiyiskogo_generala_teplynskogo_rozvidka

RUSSISCHE GEFANGENSCHAFT

Am 4. Januar kehrten 230 ukrainische Verteidiger in ihre Heimat zurück, aber Tausende von Verteidigern bleiben als Kriegsgefangene in russischer Gefangenschaft.

Halyna Fedyshyn war eine der Freigelassenen und berichtet, dass ihr Freund ihr einen Heiratsantrag machte, als er sie nach fast zwei Jahren wieder sah. https://aldrovandi.net/2024/01/04/ukraine-aktuell-nr-680-4-1-24-20uhr/

Halyna Fedyshyn ist aber nicht nur ein Beweis für Liebe, sondern auch für die Leiden, welche ukrainische Gefangene in russischer Gefangenschaft durchleben. Gestern wurden Fotos von Halyna vor und nach dem Aufenthalt bei den Russen veröffentlicht. Über ihre Erfahrungen in russischer Gefangenschaft hat sie bisher nicht geredet. https://twitter.com/rshereme/status/1744401405777961253/photo/1

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