Ukraine Aktuell Nr. 660 (15.12.23/22Uhr)

  • Russische Raketen voller West-Technik
  • Orban stiftet weiter Verwirrung
  • Lage an allen Fronten «schwierig»
  • Explosionen in drei besetzten Gegenden
  • Kyivstar funktioniert wieder

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WESTLICHE WAFFEN-KOMPONENTEN

Die russischen Kinzhal («Dolch») Rakete gilt als «Putins Wunderwaffe» und wird auch «Hyperschall-Rakete» genannt. Sie erreicht nach ukrainischen Angaben eine Geschwindigkeit von 1’250 Meter pro Sekunde und hat eine Reichweite von 500 bis 2’000 Kilometer. Die Russen geben eine dreimal höhere Geschwindigkeit an. Die Rakete wurde erstmals 2022 während des Überfalls auf die Ukraine abgefeuert.

Die ukrainische «Nationale Agentur für Korruptionsbekämpfung» (NAZK) hat die Trümmer einer Rakete untersucht und fand 100 elektronische und mechanische Elemente, die aus dem Westen stammen. Mit 87 Bestandteilen kommt die Mehrheit aus den USA. Schweizer Herkunft sollen 8 Teile sein und aus Deutschland wurden 3 gefunden. https://t.me/uawarinfographics/3076

Ebenfalls untersucht wurden die iranischen Shahed-136 Drohnen. Darin wurden folgende westliche Teile gefunden: 15 aus China, 14 aus den USA, 10 aus der Schweiz und je ein Teil Irland, Deutschland, Taiwan und Japan. https://t.me/uawarinfographics/3062

«PATRIOT»-ZERSTÖRUNG DEMENTIERT

Mehrere russische Telegramkanäle berichte, dass es den russischen Truppen gestern gelungen sei, in der Nähe der Stadt Schytomyr eine komplette Patriot-Anlage zu zerstören. Ausser 5 Patriot-Abschussvorrichtungen seien 80 Patriot-Raketen in die Luft geflogen, was einer Jahresproduktion dieser Raketen entsprechen würde und zusätzlich ein Kommandowagen und ein Radarsystem. Zu diesen Meldungen schreibt das operative Kommando der ukrainischen Truppen: «Das Zentrum hat die Informationen überprüft und berichtet, dass solche Entladungen nur kranke Fantasien der Rashisten sind. Diese tun alle, um die Ausfälle ihrer Hyperschallraketen zu vertuschen, die regelmässig vom Patriot-System vernichtet werden.» https://t.me/operativnoZSU/127443

ORBAN STIFTET WEITER VERWIRRUNG

Gestern knickte der ungarische Regierungschef Viktor Orban ein und verliess vor der entscheidenden Abstimmung über die Aufnahme von EU-Verhandlungen mit der Ukraine den Versammlungsort. Durch seine Abwesenheit konnten alle EU-Mitglieder grünes Licht für die Verhandlungen geben. https://aldrovandi.net/2023/12/14/ukraine-aktuell-nr-659-14-12-23-22uhr/

Kurz darauf, gab Orban bekannt, dass er ein 50 Milliarden Hilfepaket der EU für die Ukraine blockiert habe.

Nur wenn die EU die – wegen Demokratiedefiziten in Ungarn – eingefrorenen Gelder freigebe, könne er zustimmen und die Ukraine Geld erhalten.

Diese Meldung und die Behauptung, dass die Ukraine kein Geld erhalte, wurde von vielen Medienhäusern verbreitet. (Beispiel https://www.zdf.de, www.bild.de, https://www.t-online.de / www.tagesanzeiger.ch  und andere).

Die Korrektur erfolgte im Laufe des Tages und einige Medien präzisierten ihre erste Meldung. Reuters lieferte die Fakten: «Die Ukraine hat von der EU die feste Zusage für Finanzhilfen von 50 Milliarden Euro in den kommenden Jahren erhalten. Die 26 EU-Staaten einigten sich am Freitag auf ein Finanzpaket für die EU-Haushalte bis 2027, das auch die Hilfe für die Ukraine enthält.» Das Geld werde auf jeden Fall der Ukraine zur Verfügung gestellt. Entweder indem man im Januar an einem Sondergipfel Ungarn «doch noch ins Boot hole» oder durch andere Quellen, wie Reuters schreibt: «Denkbar wäre etwa die Einrichtung einer Finanzierungs-Fazilität der 26 EU-Staaten ausserhalb des Haushalts. Auch EU-Ratspräsident Charles Michel betonte, dass die Zusage für die Ukraine über 50 Milliarden Euro auf jeden Fall stehe.» www.reuters.com

FRONTLAGE BLEIBT «SCHWIERIG»

In seiner abendlichen Lagebeurteilung schreibt der ukrainische Generalstab: «Die operative Lage im Osten und Süden der Ukraine bleibt schwierig.» Tagsüber kam es an den verschiedenen Frontabschnitten zu 82 Kampfhandlungen. «Der Feind startete 2 Raketen- und 11 Luftangriffe sowie 17 Angriffe mit Raketensalvensystemen auf die Stellungen unserer Truppen und besiedelte Gebiete. Infolge russischer Terroranschläge gibt es leider auch unter der Zivilbevölkerung Tote und Verletzte. Private Wohngebäude und andere zivile Infrastruktur wurden zerstört und beschädigt.»

Als Hauptkampfgebiete nannten die Generäle die Gegend im Süden in Richtung Saporischja und im Osten die Orte Avdiivka, Marjinka, Bakhmut und die  Gegend um Shakhtarsky. https://www.facebook.com/GeneralStaff.ua

Am Abend waren weite Teile der Ukraine, insbesondere im Norden und Süden (KARTE) von Drohnen- und Raketenangriffen bedroht. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Schutzräume aufzusuchen. https://t.me/operativnoZSU/127512

MOBILNETZ «KYIVSTAR» WIEDER INTAKT

Durch einen russischen Hackerangriff wurde der grösste ukrainische Dienstleister für Mobiltelefonie – «Kyivstar» – am Dienstag dieser Woche ausser Betrieb gesetzt. https://aldrovandi.net/2023/12/12/ukraine-aktuell-nr-657-12-12-23-22uhr/

Am Mittwoch wurden die Internetdienstleistungen über das Festnetz wieder hergestellt. Seit heute sind die mobilen Internet-Dienste einschliesslich 4G wieder verfügbar, allerdings mit teilweise reduzierter Geschwindigkeit. Das teilt das Unternehmen mit.  Derzeit wird an der Einführung von SMS-Diensten und der Wiederherstellung des Zugriffs auf das System «My Kyivstar» gearbeitet https://t.me/c/1394092619/58929

DREIMAL EXPLOSIONEN

In der Nacht auf heute wurden im von Russland besetzten MARIUPOL zwei Explosionen registriert. Betroffen waren das sogenannte «Betonwerk» und ein Gebiet in dem die Besatzer militärische Ausrüstung und Teile von Luftabwehrsystemen deponiert hatten. Dies teilte der Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andriuschtschenko, mit. https://suspilne.media/639904-bulo-dva-vibuhi-v-okupovanomu-mariupoli-priletilo-po-rosijskij-vijskovij-tehnici

Im von Russland besetzten Budennovsky im DONEZK brach heute Abend ein Brand in einem russischen Öldepot aus. FOTO: Bild der brennenden Anlage, veröffentlicht von TASS. Dazu schreibt die russische Propagandaagentur:  «Bilder eines Brandes in einem Öllager infolge des Beschusses durch die AFU» (AFU = Vereinigte Streitkräfte der Ukraine). https://t.me/tass_agency/222900

Ebenfalls heute Abend wurden Videos veröffentlicht von ukrainischen Raketenangriffen auf ein besetztes Gebiet auf dem Festland bei der Halbinsel KRIM. Explosionen wurden unter anderem aus Henitchesk gemeldet.  https://t.me/insiderUKR/66352

ABGEORDNETER ZÜNDETE GRANATEN

Bei einer Debatte im Lokal-Parlament von Kerezky in der westlichen Region Transkarpatien zündete der Abgeordnete Serhiy Batrin, 54 Jahre alt, drei Handgranaten. Durch die Explosion wurden 26 Abgeordnete zum Teil schwer verletzt. Die Medienplattform «Insider Ukraine» nennt die Gründe für diese Aktion. Es sei im lokalen Parlament um die Verabschiedung der Rechnung 2023 und das Budget für 2024 gegangen: «Wenige Minuten vor der Explosion stritt der Abgeordnete mit seinen Kollegen darüber, dass es während des Krieges unmöglich sei, dem Dorfvorsteher einen Bonus von 50 % und einen monatlichen Bonus von 100 % des Gehalts zu gewähren. Irgendwann verließ Batrin die Halle und kam 2 Minuten und 40 Sekunden später zurück.» https://t.me/insiderUKR/66343

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind Waffen und Explosivstoffe in der Ukraine relativ leicht verfügbar.

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