DAS TOTE PAAR VON SAPORISCHJA
Beim Nachtangriff auf Wohngebiete von Saporischja am Mittwoch haben russische Raketen Menschen im Schlaf überrascht und fünf Personen getötet. Unter den Opfern ist ein junges Paar: Der 23-jährigen Musiker Daniil Kovalenko und seine 20-jährige Frau Diana.
Ihre Leichen wurden unter den Trümmern des fünfstöckigen Wohnhauses gefunden. Daniil und Diana haben erst vor einem Jahr geheiratet, nachdem der Mann dem Mädchen direkt in einem Luftschutzbunker einen Heiratsantrag gemacht hatte. «Sie wussten, dass der Krieg sie jeden Moment trennen könnte. Sie wussten, dass sie jede Minute wertschätzen mussten», sagten eine Verwandte der Beiden. Auch zwei ihrer Katzen starben unter den Trümmern. Ihre dritte Katze mit dem Namen Benya überlebte. https://t.me/uniannet/114901
MEHRERE HELIKOPTER KAPUTT
Während die Russen Zivilisten angreifen, konzertiert sich die Ukraine auf militärische Ziele. Am Dienstag wurden zwei Militärflughäfen in Luhansk und Berdjansk auf ukrainischen Boden angegriffen. Dies geschah nach mehreren Berichten mit den von den USA gelieferten ATACMS-Langstrecken-Raketen, von denen die Ukraine bisher 20 Stück erhielt und weitere geliefert werden. https://kyivindependent.com/kuleba-atacms-deliveries-to-increase-optimistic-that-f-16s-will-arrive-beginning-of-2024/
Gestern Abend erschienen erste Satellitenaufnahmen des Flughafens in Berdjansk und heute solche vom Flugplatz in Luhansk, welche das Ausmass der Schäden zeigen (Fotos im Newsletter). Die ukrainische Seite sprach von 9 Helikoptern, Munitionslagern und einer grossen Zahl an liquidierten russischen Soldaten. https://aldrovandi.net/2023/10/17/ukraine-aktuell-nr-601-17-10-23-22uhr/
Der russische Militärblogger «Grey Zone» mit 595’000 Telegram-Abonnenten schreibt über Berdjansk, dass auf dem Gelände des Flugplatzes mindestens 6 ausgebrannte Notparkplätze zu sehen, auf denen auf früheren Satellitenbildern russische Hubschrauber geparkt waren. Einigen Berichten zufolge befanden sich unter den Zerstörten auch zwei Mi-8-Einheiten, eine Mi-35 und eine Ka-52.»
«Grey Zone» nervt sich darüber, dass ein derartiger Angriff überhaupt möglich war und schiesst auf die russische Militärführung: «Und natürlich wurden auch nach wiederholten westlichen Satellitenbildern keine Massnahmen ergriffen, um die Sicherheit der Kampffahrzeuge zu gewährleisten. (…) Welche Ausreden haben die degenerierten Streifen? Selbst ich habe nicht genug Vorstellungskraft, um sie mir auszudenken.» https://t.me/grey_zone/21262
Heute wurden Satellitenaufnahmen vom russischen Militärflugplatz Belbek publiziert, die am 15.Oktober aufgenommen wurden. Sie zeigen 4 MIG-31 Kampfflugzeuge sowie 10 SU-27 und SU-30 Bombentransporter. Auf der offiziellen Kommunikationsplattform der ukrainischen Armee steht neben den Fotos: «Die Besatzer platzierten auf dem Flugplatz Belbek neue Ziele für die Streitkräfte. Dort tauchten MiG-31 auf, die Träger von „Dolchen“ sein können.» https://t.me/operativnoZSU/119747
AVDIIVKA BLEIBT GEFÄHRDET
Die ostukrainische Stadt Avdiivka wird seit einer Woche intensiv von Putins Truppen angegriffen. Bisher gelang es den ukrainischen Verteidigern, die Angriffe abzuwehren. Emil Kastehelmi, Analyst des Militärbeobachtung-Netzwerkes «Osint» und Mitglied der @Black_BirdGroup beschreibt die Situation und Bedeutung der Frontstadt. Hier einige Ausschnitte aus dem Originalartikel (https://twitter.com/emilkastehelmi/status/1714740766075912647) :
Seit einer Woche greifen die Russen in Richtung Avdiivka an. Obwohl die Intensität der Offensive nachgelassen hat, Russland grosse Ausrüstungsverluste erlitten und nur sehr begrenzte Fortschritte gemacht hat, befindet sich die Ukraine immer noch in einer potenziell gefährlichen Situation.
Die allgemeine Lage in Avdiivka ist klar. Die Russen versuchen, die Stadt von zwei Seiten einzukesseln (Karte im Newsletter). Dazu müssten die Russen durch mehrere Felder und Dörfer vorrücken. Nach einer Woche der Kämpfe hat die Ukraine immer noch eine 7-8 km lange Lücke zwischen den russischen Zangen.
Da die Frontlinien seit fast einem Jahr weitgehend unbeweglich sind, hatten die Ukrainer Zeit, sich vorzubereiten. Das Gelände begünstigt meist den Verteidiger, und es gibt nicht viele überraschende Vorstossrichtungen.
Kurz gesagt, die Russen haben in Bezug auf die eroberten Quadratkilometer nicht viel erreicht. Sie verloren jedoch viel an Personal und Fahrzeugen. (Anmerkung von mir: Nach Recherchen und Videobelegen von «Deep State» verloren die Russen in den letzten Tagen mindestens 60 verschiedene militärische Geräte rund um Avdiivka: https://t.me/nvua_official/64651 )
Zunächst gelang es einigen russischen Einheiten, die Eisenbahnlinie und die Abfallhalde auf der Nordseite von Avdiivka zu erreichen. Die Ukraine fügte den vorrückenden Einheiten grosse Verluste zu. Es scheint, dass es den Russen nicht gelungen ist, an diesen beiden Punkten dauerhaft Fuss zu fassen.
Avdiivka ist von sehr begrenzter strategischer Bedeutung. Wenn die Russen es erobern, haben sie keine guten Optionen für die Fortsetzung der Offensive. Das Gebiet hinter Avdiivka ermöglicht keine direkten weiteren Operationen. Die Einnahme der Stadt würde lediglich die Frontlinie begradigen.
Die russischen Ziele scheinen eher politischer Natur zu sein. Sie haben seit Monaten keine Siege mehr errungen – die Einnahme von Bakhmut war kaum einer. Es geht eher darum, die Front zu begradigen.
Auch wenn die ersten Angriffe abgewehrt wurden, wird Russland wahrscheinlich auch in Zukunft in dieser Richtung angreifen. Anderswo gibt es nicht viele ähnliche Ziele. Die Fortschritte werden langsam sein, was natürlich davon abhängt, wie viele Ressourcen Russland für die Einnahme von Avdiivka einsetzen wird. Und Reserven haben sie, auch wenn viele das Gegenteil behauptet haben.
Langfristig muss die Ukraine die Einkreisungsgefahr möglicherweise mit einem Gegenangriff lösen. Insbesondere die nördliche Richtung kann sich zu einem echten Problem entwickeln. Die Russen müssen nicht weit vordringen, um die Situation für die AFU zu erschweren. Die Entfernungen sind kurz.
Der ukrainische Oberbefehlshaber, General Walerij Zaluzhnyi (Auf dem Foto rechts), war heute in Avdiivka zu Besuch und schreibt: «Im Krieg gibt es keine einfachen Frontabschnitte. Es gibt nur solche, bei denen es schwieriger ist. Jetzt ist es Avdiivka. Hier hört der Feind nicht auf, unsere Verteidigungsanlagen zu durchbrechen und die Stadt zu umzingeln. (…) Mit den dort engagierten Kommandeuren haben wir die Reihenfolge unserer Schritte unter Berücksichtigung der ständigen Veränderung der Einsatzsituation festgelegt und die vorrangigen Bedürfnisse der Einheiten besprochen.» https://t.me/insiderUKR/63629