Ukraine Aktuell Nr. 590 (6.10.23/22Uhr)

ORT DES GRAUENS IN GROZA

Auf diesem kleinen Fleck Erde starben gestern im Dorf Groza 52 Ukrainerinnen und Ukrainer. Die Luftaufnahme zeigte die Reste des zerstörten Lebensmittelladens mit angeschlossenem Kaffeehaus. Das Video- und Fotomaterial wurde von der regionalen Staatsanwaltschaft veröffentlicht. Von dem Gebäude ist nichts mehr übrig.

Die Fotos zeigen einige der 51 Leichen. Darunter befindet sich eine ganze Familie, deren Sohn im Krieg gefallen ist und weshalb sich so viele Menschen versammelten, um ihm zu gedenken. https://t.me/insiderUKR/62851

Die aufgefundenen Mobiltelefone wurden gefunden und an einem zentralen Ort auf einem Autopneu abgelegt. Auch heute noch riefen Angehörige auf diese Telefone an. Die ukrainische Polizei veröffentlichte das entsprechende Video. https://t.me/nvua_official/63660

DIE STUNDEN NACH DEM ANGRIFF

«In den ersten Stunden habe ich die Leichen Stück für Stück eingesammelt», sagt Oleksandr, ein Anwohner des Dorfes Groza in der Oblast Kharkiv. «Ich fing an, meinen Bruder anzurufen. Er nahm den Hörer nicht ab. Als ich ankam, wurde hier bereits der Schutt abgebaut. Ich begann, die Leichen zu untersuchen. Es war nämlich nicht immer klar, ob es eine Frau war oder ein Mann…», sagt Oleksandr. Nach mehreren Stunden der Suche fand er unter den Trümmern die Leichen seines Bruders und seiner Frau.

Die Einheimischen neigen zu der Version, dass der Schlag von einem ihrer Mitdorfbewohner geleitet worden sein könnte, es gibt jedoch keinen konkreten Verdacht seitens der Einheimischen oder der Polizeibeamten. «Nun, wie? Stellen Sie sich vor, sie sind alle einfach reingekommen. Sie haben sich einfach hingesetzt. Und sofort – zack!» – sagt Volodymyr Kozienko, ein Anwohner.

Der Angriff auf das Dorf Groza in der Region Kharkiv wurde zum grössten Raketenangriff der Russischen Föderation im Jahr 2023 . Mit einem Schlag zerstörten die Russen die Hälfte des Dorfes und kosteten 52 Menschen das Leben. Die Region Kharkiv befindet sich in dreitägiger Trauer. https://t.me/nvua_official/63677

ZIVILISTEN SIND KEIN ZIEL

«Zivilisten sind kein Ziel! Bei einem weiteren barbarischen Raketenangriff auf ein Lebensmittelgeschäft im Oblast Kharkiv wurden von Russland Dutzende unschuldige Zivilisten getötet. Wir fordern Gerechtigkeit für diesen eklatanten Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht, es darf keine Straflosigkeit geben!». Die schreibt das österreichische Aussenministerium auf Twitter. https://twitter.com/MFA_Austria/status/1709974054172504154 Der russische Botschafter wurde im Zusammenhang mit einem Raketenangriff auf ein Café im Dorf Groza in der Region Kharkiv in das österreichische Aussenministerium einbestellt: «Angriffe auf die Zivilbevölkerung sind ein Kriegsverbrechen. Die Täter müssen vor Gericht gestellt werden», erklärte das Ministerium. https://t.me/c/1394092619/55796

Die Reaktion der Schweiz ist weitaus zahmer. Bundespräsident Alain Berset schrieb auf Twitter: «Meine Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, die unter der anhaltenden militärischen Aggression Russlands leiden. Das humanitäre Völkerrecht muss um jeden Preis respektiert werden.» https://twitter.com/alain_berset/status/1710006550830412111 Mehr ist in Bersets Post nicht zu lesen.

RAKETEN AUF CHARKIW

Zwei russische Iskander Raketen schlugen heute Morgen im Zentrum der ostukrainischen Stadt Charkiw, weit weg von der Front, ein. Unter anderem wurden zwei Hochhäuser beschädigt und ein dreistöckiges Wohnhaus zerstört. Militärische Ziele wurden keine getroffen. (Die Fotos zeigen die Schäden in Charkiw)

2 Menschen starben, einer davon ein 10-jähriger Junge. 30 Bewohner wurden verletzt, 12 von ihnen wurden ins Krankenhaus eingeliefert. https://t.me/insiderUKR/62855

JUSTIZ AN DER ARBEIT

In den neun Monaten des Jahres 2023 hat die Staatsanwaltschaft der ukrainischen Region Luhansk mehr als 8’200 Strafverfahren eröffnet. Mehr als zweitausend stehen im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen. In diesen Fällen wurden 429 Personen über den Verdacht informiert. 355 Fälle wurden bereits vor Gericht gebracht. https://suspilne.media/587569-2600-voennih-zlociniv-na-lugansini-u-prokuraturi-povidomili-pro-spravi-cogo-roku

SLOWAKEI SOLL SOLIDARISCH BLEIBEN

«Die Hilfe Bratislavas für die Ukraine sollte fortgesetzt werden», sagte die Präsidentin der Slowakei, Zuzana Chaputova. «Ich respektiere die Ergebnisse der Parlamentswahlen und die negative Haltung der Partei, die die Koalitionsverhandlungen führt. Aber jede slowakische Regierung muss verstehen, dass diese Hilfe sowohl die Sicherheit der Ukraine als auch die Sicherheit der Slowakei betrifft», schrieb Chaputova auf Twitter/X. https://nv.ua/ukr/world/geopolitics/zuzana-chaputova-pidtrimuye-podalshu-viyskovu-dopomogu-slovachchini-dlya-ukrajini-50358672.html

Am Tag zuvor schrieben slowakische Massenmedien, Chaputova befürworte das Gegenteil und teile die Ansicht der linksnationalistischen Pro-Putin-Partei, welche die Wahlen mit 25% der Stimmen gewonnen hatte. https://aldrovandi.net/2023/10/01/ukraine-aktuell-nr-585-1-10-23-22uhr/

RUSSEN GRABEN SICH EIN

Auf den drei Hauptachsen der ukrainischen Gegenoffensive verstärken Putins Truppen die Schützengräben und Verteidigungsanlagen. Das berichtet der britische Geheimdienst und beruft sich auf lokale Quellen in der Ukraine. Auf der Saporischja Achse wurden in Tokmak weitere Verteidigungsanlagen gebaut und Gräben mit Beton verstärkt. Russische Offiziere haben zudem begonnen, ihre Familien aus Tokmak zu evakuieren. In der Nähe von Melitopol haben die russischen Streitkräfte zusätzliche Befestigungsanlagen gebaut. In Nowopokrowka werden komplexe unterirdische zweistöckige Bunkeranlagen mit Tunneln und Gräben errichtet. Die Briten schreiben: «Die Bunker bieten den russischen Soldaten und Kommando- und Kontrollelementen zusätzlichen Schutz vor schweren ukrainischen Artillerieangriffen und Angriffen mit unbemannten Luftfahrzeugen (…) Diese Befestigungen und Evakuierungen spiegeln wahrscheinlich Russlands Befürchtung eines weiteren ukrainischen Durchbruchs wider.» https://twitter.com/DefenceHQ/status/1710249323491950735

RUSSEN SCHIESSEN SICH AB

Zum zweiten Mal innert einer Woche wurde ein russischer Kampfjet von der eigenen Armee abgeschossen. Der Zwischenfall ereignete sich in der Nähe der derzeit besetzten Stadt Mariupol. Die verwendete Waffe war die russische Luftverteidigung. Details zum abgeschossenen Flieger, der beim Aufprall Feuer fing, ist nichts bekannt. https://t.me/c/1394092619/55801

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