Ukraine Aktuell Nr. 493 (1.7.93/22Uhr)

WÜTENDER FOTOGRAF

Jan Grarup ist ein dänischer Fotograf, Vater von «vier wunderbaren Kindern» und unter anderem Kriegsreporter für die dänische Zeitung «Politiken». Heute fotografierte er das Begräbnis von Ania und Yullia Aksenchenko. Die beiden 14-jährige Zwillinge kamen beim russischen Raketenangriff auf eine Pizzeria in Kramatorsk ums Leben. Das Foto zeigt die weinende Mutter am Sarg ihrer Töchter.  https://www.facebook.com/photo?fbid=9684695328269836&set=a.329436873795775

Grarup veröffentlicht ein zweites Foto einer Mörsergranate und schreibt dazu: «Heute habe ich etwas getan, was ich noch nie zuvor getan habe. Ich schrieb eine Nachricht auf eine Mörsergranate, bevor sie auf eine russische Stellung in der Nähe von Bakhmut abgefeuert wurde – ich schrieb für Anna und Yullia, die beiden 14-jährigen Zwillinge, die getötet wurden. Ich hätte tausend Namen schreiben können, aber heute war ich bei ihrer Beerdigung und habe ihre Mutter und ihren Vater umarmt und fühlte mich so wütend und machtlos – diese Granate, war für sie – ich hoffe, sie hat ihr Ziel erreicht. Es tut mir leid, aber ehrlich… Ruhe in Frieden Anna und Yullia – Freiheit für die Ukraine – Slava ukraini.» https://www.instagram.com/p/CuIRRHsNDJ1/?hl=de

LAWROWS MEHRFACH LÜGEN

In einer Medienkonferenz sagte der russische Aussenminister Sergei Lawrow, dass der Raketenangriff auf die Pizzeria in Kramatorsk – bei dem mehrere Zivilisten ums Leben kamen – einer Versammlung von ausländischen und ukrainischen Militärs gegolten habe. Ausserdem präsentierte Lawrow weitere drei, leicht zu widerlegende, Lügen:
1. Die Ukraine habe den Krieg begonnen;
2. Russland hat niemals «bewusst» Zivilisten und zivile Infrastrukturen angegriffen;

3. Die Ukraine platziert schwere Waffen unter der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur.

Das Video https://twitter.com/i/status/1675079809896964097 und die passenden Antworten zu Lawrows Lügen gibt es bei Tymofiy Mylovanov, Direktor der Kiewer Fachschule für Wirtschaft und ehemaliger ukrainischer Wirtschaftsminister.  https://twitter.com/Mylovanov/status/1675079809896964097

KONTINUIERLICHE FORTSCHRITTE

Die ukrainischen Streitkräfte machen im Umkreis von Bakhmut zunehmend Fortschritte. An der Südflanke gibt es zwei weitere visuell bestätigte Bereiche, in denen ukrainische Streitkräfte die russischen Linien durchbrochen haben. Ukrainische Panzer operieren östlich des Siwerskyj Donez und erhöhen den Druck auf Klischtschjiwka. Darüber hinaus steht der Kurdyumivka-Staudamm unter ukrainischer Kontrolle. https://twitter.com/Tendar/status/1675151493043834880

Die ukrainischen Streitkräfte machen Fortschritte und rücken entlang der südlichen Frontlinie vor, berichtete General Oleksandr Tarnavsky, der ukrainische Armee-Kommandeur für die Regionen Donezk und Saporischschja. In den letzten 24 Stunden hätten Artillerie- und Raketeneinheiten 1’201 Feuereinsätze durchgeführt, so Tarnavsky. Die Zahl der in dieser Zeit getöteten oder verwundeten russischen Streitkräfte belief sich auf fast zwei Kompanien, was rund 400 Soldaten entspricht. Zerstört wurden mehrere gepanzerte Mannschaftstransporter, Artilleriesysteme und Grad-Mehrfachraketenwerfersysteme. https://kyivindependent.com/military-ukrainian-forces-advancing-along-southern-front-line/

EINSATZ MOBILER KREMATORIEN

Bereits wurde mehrfach über den Einsatz mobiler Krematorien berichtet. Zum Beispiel im Februar 2023 https://aldrovandi.net/2023/02/09/ukraine-aktuell-nr-351-9-2-23-22uhr/ oder im April 2022:  https://aldrovandi.net/2022/04/13/ukraine-aktuell-13-4-22-11-30uhr/

Heute gibt der ukrainische Generalstab Details zu Krematorien-Einsätzen bekannt: «Die Besatzer erleiden jeden Tag erhebliche Verluste, die sie zu verbergen versuchen. Sie wenden weiterhin die traditionelle russische Praxis an, um den Familien von Verstorbenen die von der russischen Propaganda versprochenen Leistungen und Entschädigungen vorzuenthalten. Dazu dienen mobile Krematorien. Eines dieser Krematorien arbeiten im 24/7 Stunden Betrieb im Hafen von Berdiansk. Derzeit werden etwa 50 Leichen verstorbener russischer Soldaten, die kürzlich aus den Kampfgebieten in das örtliche Leichenschauhaus gebracht wurden, eingeäschert. Es ist anzumerken, dass die Einäscherung der toten russischen Soldaten ohne deren Identifizierung und Registrierung durchgeführt wird.» https://www.facebook.com/GeneralStaff.ua/posts/pfbid02njtdQvav8h3QpiRs2RBLm5SHrV6iH8XGnyRAKpbkK9pTTJ2dC4k6AJe9WMuprLeYl

EINWANDERER AN DIE FRONT

Legale und illegale Einwanderer werden aktuell in verschiedenen Städten Russlands massenhaft verhaftet und angeblich an die Front in die Ukraine geschickt. In einem Video https://twitter.com/i/status/1674928378405875712 ist sichtbar, wie eine Gruppe von 18 jungen Männern, jeder mit den Händen auf den Schultern des Vordermanns, mit gesenkten Köpfen in einer Reih und Glied marschieren.

Am 19. Juni Igor berichtete Suschko erstmal über die Verhaftungen und zeigte wie Menschen getreten und in Gruppen abgeführt werden https://twitter.com/i/status/1670483387004641280. Er schrieb, dass den Einwanderern tatsächliche und erfundene Vergehen vorgeworfen werden. Heute schreibt Suschko: «In Russland kommt es täglich zu Massenverhaftungen von Einwanderern (sowohl legalen als auch illegalen). Laut unserer vorherigen Berichterstattung wird der Kreml sie als Kanonenfutter in die Ukraine schicken, um Putins Krieg zu führen.» https://twitter.com/igorsushko/status/1674928378405875712

PRIGOSCHINS MEDIENGRUPPE

Wie im Rahmen einer breiten Recherche bekannt wurde (Das Prigoschin-Netzwerk: https://dossier-center.appspot.com/prig-it/) besitzt der Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin verschiedene Medienunternehmen. Sie sind in der «Patriot»-Gruppe zusammengefasst. Die Einzelmarken nennen sich: «Federal News Agency», «People’s News», «Economy Today», «Nevskiye Novosti» und «Politics Today». Verschiedene Investoren hätten sich für die Gruppe interessiert, um sie unter Kontrolle des Kremls zu bringen. Das berichtet die Plattform «The Bell» https://thebell.global.ssl.fastly- PUNKT-net/kreml-vzyalsya-za-aktivy-prigozhina-komu-mozhet-dostatsya-fabrika-trolley-i-slukhi-ob-ischeznovenii-surovikina (Ahctung: Facebook Zensur).

Demgegenüber berichtet Anto Geraschenko, Berater des ukrainischen Innenministers, die Patriot-Mediengruppe werde «komplett aufgelöst, ohne Chance auf Wiederherstellung». Damit soll verhindert werden, dass sie in die Hände des Kremls kommt. Das schreibt. https://twitter.com/gerashchenko_en/status/1675151959802740736

Nicht aufgelöst werde jedoch die als «Trollfabrik» bekannte «Internet Research Agency». Für die Übernahme interessiert sich der ehemalige Gründer der Firma, Michail Burtschik.  Die «Agency» ist bekannt dafür, dass sie auch im Ausland Stimmungen, Bewegungen und Wahlen beeinflusst hat und alles tat, um Zivil-Gesellschaften zu spalten. Zu den Einflussbereichen gehörten die «Gilets Jaunes» in Frankreich, die Anti-Covid-Bewegungen oder die Präsidentschaftswahlen in den USA und afrikanischen Ländern.

DEMONTAGE VON «WAGNER PMC»

Propagandisten des Kremls lobten die private Söldnergruppe monatelang als Helden Russlands. Nun dreht der Wind; So gesehen in den Propagandasendungen des russischen «Perwy-Kanal/Channel1» (Wikipedia: Perwy Kanal ist ein halbstaatlicher Fernsehsender in Russland und der populärste des Landes. Er ist indirekter Nachfolger des ersten Programms des staatlichen sowjetischen Fernsehens.)

In einem Video https://twitter.com/i/status/1675100253505167361 auf dem  Perwy-Kanal wurde die Einnahme des «Industriezentrums Mariupol» durch russische Soldaten verglichen mit den monatelangen Kämpfen um die «relativ unbedeutende Stadt Bakhmut», an denen die Wagner-Söldner beteiligt waren. Während die russischen Soldaten eine grosse und gut verteidigte Stadt relativ schnell eingenommen haben, hätte Wagner viel länger für Bakhmut gebraucht. https://www.pravda.com.ua/eng/news/2023/07/1/7409409/

WAGNER REKRUTIERT WEITER

Die private Militärfirma «Wagner PMC» rekrutiert immer noch Kämpfer in ganz Russland für den Krieg in der Ukraine. Die britische BBC rief bei Dutzenden von Rekrutierungszentren in Russland an. Alle, die sich meldeten, bestätigten, dass es «business as usual» sei. Mehrere Personen betonten, dass neue Mitglieder Verträge mit Wagner PMCs unterzeichnen würden und nicht mit dem russischen Verteidigungsministerium.

Auf einer Karte (sichtbar im abonnierbaren Newsletter «Ukraine Aktuell») ist zu sehen, wieviele Rekrutierungsbüros immer noch geöffnet sind. https://t.me/c/1394092619/50581

GERÜCHTE ÜBER SÖLDNER-LAGER

Jüngste Satellitenbilder haben möglicherweise den Bau eines neuen Stützpunkts der Wagner-Gruppe in Asipowitschi (Belarus) entdeckt. Die Bilder (zu sehen im abonnierbaren Newsletter), aufgenommen zwischen dem 15. und 27. Juni, zeigen neue Aktivitäten auf einem verlassenen belarussischen Militärstützpunkt (der früher von der belarussischen 465. Raketenbrigade genutzt wurde), 15 km nordwestlich von Asipovichy.  Dieser Standort ist nicht weit von einem großen belarussischen Übungsplatz für kombinierte Waffen entfernt. Nach Angaben belarussischer Beamter sei eine der Aufgaben der Wagner-Söldner die Ausbildung und Beratung der belarussischen Armee. Aus diesem Grund mache ein Lager mache eines Armeestützpunktes Sinn, schreiben die Analysten des amerikanischen «Institut for the study of war». https://www.understandingwar.org/

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