UKRAINE AKTUELL Nr. 789 (22.4.24/17Uhr)

UKRAINE AKTUELL Nr. 789 (22.4.24/17Uhr)

  • Mehrere negative News für Moskau:
  • Unbezähmbare Fluten in Russland
  • Radioaktiver Schlamm im Fluss
  • Ölförderung auf Tiefststand
  • Besatzer vernichten 180’000 Bücher
  • Porträt eines ukrainischen Kämpfers

RUSSISCHE REGIONEN SAUFEN AB

Der russischsprachige Telegram Kanal «Josha der Maulwurf» (251’000 Abonnenten) schreibt über die Grossüberschwemmungen in Russland: «Beängstigend. So etwas hat es noch nie gegeben. Russland sinkt weiter. Der Wasserstand des Flusses Ishim in der Region Tjumen ist auf einen Rekordwert von 911 cm gestiegen und hat damit die gefährliche 850 cm-Marke überschritten. Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs Alexander Moor handelt es sich um das grösste Hochwasser seit 1947; Im Dorf Plodopitomnik wurde ein provisorischer Damm weggeschwemmt, berichten Anwohner. Viele Siedlungen können nun nur noch mit dem Boot befahren werden; Während russische Gebiete unter Wasser stehen und die Menschen gezwungen sind, ihre Häuser zu verlassen, ist Putin damit beschäftigt, sich fremde Gebiete anzueignen. Mit dem Geld, das jeden Tag für einen sinnlosen Eroberungskrieg ausgegeben wird, könnten überall im Land hochmoderne Staudämme (und mehr) gebaut werden.» https://t.me/eshkinkrot/52784

Aus dem Überschwemmungsgebiet gibt es ein Video, welches eine aufgebrachte Russin zeigt, die den örtlichen Gouverneur in den Senkel stellt: «Wofür ist mein Mann gestorben? Dafür, dass Du Dich hier in schönen Hosen zeigst? Es ist unmöglich irgendjemanden zu erreichen oder irgendetwas zu tun. Niemand gibt Antwort. Während Sie einfach rumsitzen und für Sie alles in Ordnung ist. Habt doch ein Gewissen! Sie haben ein weisses Hemd an, während wir ohne Geld und mit gar nichts die letzten zwei Wochen herumgelaufen sind. Wir haben nicht einmal Geld für Nudeln! Wofür ist mein Ehemann gestorben? Wofür? Sie sitzen in sauberen Hosen herum und ihr Sohn ist in Dubai. Schämen Sie sich eigentlich nicht?» https://twitter.com/i/status/1782116825691512852

RADIOAKTIVER SCHLAMM IM FLUSS

Eine alte Uranmine wurde in der russischen Region Kurgan überflutet. Es könnte radioaktiver Schlamm in den Fluss Tobol gelangt sein. Nach Angaben örtlicher Umweltschützer überflutete das Hochwasser die Lagerstätte Dobrowolnoje, in der Uran für das Unternehmen «Rosatom» abgebaut wurde. Den Umweltschützern zufolge wurde radioaktiver Schmutz, der sich im Laufe der Jahre durch das sich ausbreitende Grundwasser angesammelt hatte, in den Tobol-Fluss gespült. Flussabwärts liegt die Stadt Kurgan. Die Wasserversorgung der Stadt erfolgt aus dem Tobol-Fluss. «Wenn ein Mensch mit solchem Wasser in Berührung kommt, führt das zu einer inneren Verstrahlung, die viel gefährlicher ist als eine äußere. Die Strahlenkrankheit ist einfach unvermeidlich», betonen die Ökologen. Wenn das Wasser noch einen weiteren Meter steigt, droht die Überflutung mehrerer neuer Uran-Depots. https://twitter.com/nexta_tv/status/1782394639602905300

RUSSEN BEKLAGEN SICH

«The Moscow Times» ist eine Online-Publikation nach professionellen journalistischen Standards. Dennoch wurde es vom Kreml auf die Liste «Feindliche Agenten» gesetzt. Doch die Moscow Times macht weiter. In der aktuellen Ausgabe wird eine Russin aus Belgorod zitiert, welche sich über die ukrainischen Angriffe beklagt und darüber, dass der russische Staat nichts unternimmt: «Alles, was Präsident Wladimir Putin zum Beschuss der Stadt sagen konnte, war, dass Russland «auf die Ukraine auf die gleiche Weise reagieren könnte». Als ob die Beschiessung der Ukraine nicht der erste Grund für die Beschiessung von Belgorod wäre! Ich weiß nicht, wie Sie überhaupt behaupten können, die Russen in der Ukraine zu schützen, wenn eine Stadt, die zu dem von Ihnen regierten Land gehört, um Hilfe bittet. Das zeugt von einer grauenhaften, entsetzlichen Gleichgültigkeit. (…) Jetzt sterben in Belgorod jeden Tag Menschen, ebenso wie im übrigen Russland. Selbst jetzt, wo der Beschuss nicht mehr an der Tagesordnung ist, sehen die Einwohner von Belgorod, wie ihre Stadt Tag für Tag stirbt. Die einst vielversprechende Stadt, in der die Menschen ein ruhiges Leben suchten, verwandelt sich in eine weitere vom Krieg gezeichnete Siedlung.» https://www.themoscowtimes.com/2024/04/16/my-hometown-belgorod-is-under-near-daily-attack-but-russia-has-forgotten-us-a84857

RUSSEN VERNICHTEN BÜCHER

Noch besetzen die Russen die ukrainische Stadt Mariupol. Dort entschieden sie über das Angebot an den Schulen. In diesem Rahmen zerstörten sie 180’000 ukrainische Bücher. Das «Center for countering disinformation» schreibt, dass die Russen diese Bücher als «extremistisch» eingestuft hätten und dass vier Bibliotheken aufgelöst worden seien.

Anstelle der Bücher in ukrainischer Sprache brachten die Besetzer neun Tonnen Propagandalehrbücher in die Schulen. In russischer Sprache. https://twitter.com/jurgen_nauditt/status/1737162075888087271

TV-TURM IN KHARKIV ZERSTÖRT

Heute gegen 16 Uhr brachten die Russen den TV-Turm der ukrainischen Stadt Kharkiv zum Einsturz. Ein Video https://twitter.com/i/status/1782419944912670796 zeigt, wie die ober Hälfte des Turmes in einer Rauchwolke eingehüllt, einknickt und auf den Boden fällt.

Die ukrainische Beobachterin Maria Avdeeva schreibt: «Russland hat gerade den Fernsehturm in Charkiw angegriffen und damit das ukrainische Digitalsignal gestört. Das ist ihre Taktik der verbrannten Erde in Aktion, ein Déjà-vu vom Frühjahr 2022.» https://twitter.com/maria_avdv/status/1782419944912670796

ÖL-PRODUKTION AUF TIEFSTAND

Aufgrund von ukrainischen Drohnenangriffen und Überschwemmungen wegen mangelhafter Infrastruktur fiel die russische Ölproduktion auf einen 12-Monats-Tiefststand. Das meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Im April betrug die Verarbeitung in russischen Raffinerien durchschnittlich etwa 5,23 Millionen Barrel pro Tag, was den niedrigsten Stand seit Mai letzten Jahres darstellt. Grund für den Rückgang der Ölraffinerie waren Reparaturen an Fabriken, die von Drohnenangriffen der SBU betroffen waren. Bloomberg- Quellen weisen darauf hin, dass die Wiederherstellung beschädigter Raffinerien nur langsam voranschreitet.

Insgesamt hat der SBU bereits 14 erfolgreiche Angriffe auf russische Raffinerien in verschiedenen Regionen des Landes verübt. Sie reduzierten den Export russischer Ölprodukte um ein Drittel.

Zusätzlich kommen Produktionseinschränkungen wegen den Überschwemmungen. Aus diesem Grund wurde zum Beispiel die Ölraffinerie Orsk lahmgelegt. https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-04-22/russian-oil-refining-hampered-by-floods-as-drone-damage-persists

PORTRÄT EINES KÄMPFERS

Pavlo Petrychenko war ein bekannter Aktivist und Unteroffizier der 59. Brigade. Bekannt wurde Petrychenko bereits 2014, als einer der Aktivisten des EuroMaidans. Später engagierte er sich in der Anti -Korruptionsbewegung der Ukraine und half Missstände aufzudecken. Kurz vor der russischen Invasion beteiligte er sich beim Aufbau einer Partei rund um den Kandidaten Serhij Prytula. Doch als die Russen einmarschierten, schwenkte er um und baute eine Organisation für Bürgerhilfe in Kyiv auf. Zwei Monate nach dem russischen Überfall entschied sich Petrychenko freiwillig für den Eintritt in die ukrainische Armee, wo er einer der erfolgreichsten Drohnenpiloten wurde.

Während des Dienstes realisierte er, dass viele Soldaten spielsüchtig mit Online-Games umgingen. Er organisierte eine Unterschriftensammlung für die Einschränkung der Spiele. Innert kürzester Zeit wurde die notwendige Zahl Unterschriften erreicht. Am 20.April unterschrieb Volodymyr Zelenskyj ein Gesetz, welches den Forderungen nachkam. Pavlo Petrychenko erlebte diesen Erfolg nicht mehr. Am 15.April starb er in der Ostukraine während Kampfhandlungen. Am nächsten Tag wäre er 32 Jahre alt geworden.

In seinem letzten Interview sagte Petrychenko: «Wir müssen einfach vorwärtsdrängen und so viel wie möglich vorwärtsdrängen, und sie (die russischen Truppen) werden zerbröckeln. Denn in diesem Krieg ist die Wahrheit auf unserer Seite.»

Ein umfassendes Porträt gibt es hier: https://kyivindependent.com/who-was-pavlo-petrychenko-prominent-activist-killed-in-combat/

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