UKRAINE AKTUELL Nr. 780 (13.4.24/22Uhr)

  • Lage an der Front «erheblich verschärft»
  • Schlag gegen Russentruppen in Luhansk
  • Deutschland liefert drittes Patriot-System
  • Russlands UNO-Diplomat Siegessicher
  • Lebensmittelknappheit in Wladiwostok

VERSCHÄRFTE FRONT-LAGE

Olexandr Syrskyj, Chef der ukrainischen Armee hat nach mehreren Besuchen an der Front heute einen Lagebericht veröffentlicht. Daraus die wichtigsten Auszüge:

«Die Lage an der Ostfront hat sich in den letzten Tagen erheblich verschärft. Dies ist in erster Linie auf eine erhebliche Verstärkung der feindlichen Offensive nach den Präsidentschaftswahlen in Russland zurückzuführen.

Der Feind greift unsere Stellungen in den Richtungen Liman und Bakhmut mit Angriffsgruppen an, die von gepanzerten Fahrzeugen unterstützt werden. Im Sektor Pokrowsk versuchen sie mit Dutzenden von Panzern und gepanzerten Mannschaftstransportwagen, unsere Verteidigung zu durchbrechen.

Dies wird durch das warme und trockene Wetter begünstigt, das die meisten offenen Flächen für Panzer zugänglich gemacht hat. Trotz der beträchtlichen Verluste verstärkt der Feind seine Bemühungen, indem er neue Panzereinheiten einsetzt, was zu gelegentlichen taktischen Erfolgen geführt hat.

Es wurde beschlossen, die problematischsten Verteidigungsbereiche mit Ausrüstung für die elektronische Kriegsführung und die Luftabwehr zu verstärken. Darüber hinaus wurden die Bestände an Drohnen und Panzerabwehrraketen aller Art aufgestockt und zusätzliche Truppen- und Ausrüstungsreserven verlegt.

Die existierende technische Überlegenheit bei Hightechwaffen muss gegenüber dem Feind weiter erhöht werden. Nur so wird es möglich sein, einen grösseren Gegner zu besiegen und die Voraussetzungen für die Übernahme der strategischen Initiative zu schaffen.

Das zweite schwerwiegende Problem besteht darin, die Qualität der Ausbildung des militärischen Personals, insbesondere der Infanterieeinheiten, zu verbessern. Nur so können alle Möglichkeiten der militärischen Ausrüstung und der westlichen Waffen optimal genutzt werden. Für diese Aufgabe ist in erster Linie das Kommando der Landstreitkräfte zuständig, das in voller Stärke aus dem Kampfgebiet zurückgekehrt ist.» https://www.facebook.com/CinCAFofUkraine/posts/pfbid0oVX2H7jryfZ6fTVrvYXRqHJQaH6NKUB1Asvj3eiQw5PXHF1PLp3FTmEAGWSUzqUml

SCHLAG GEGEN LUHANSK

In der von Russen besetzten Stadt Luhansk kam es heute zu einer sehr heftigen Explosion im lokalen «Maschinenbauwerk». Was auf diesem Gelände gelagert war, ist nicht bekannt, aber die Rauchwolke reichte mehrere hundert Meter hoch und war sehr schwarz, was ein typisches Zeichen für verbrannten Dieseltreibstoff ist.

Nach Angaben russischer Militärblogger sei der Angriff mit ukrainischen Flugzeugen und neuartigen Raketen, vermutlich deutschen «Taurus», ausgeführt worden.

Das operative Kommando der Ukraine sprach von SCALP/Storm Shadow-Marschflugkörper, welche «die Aufmerksamkeit der Einwohner von Luhansk erregten». («Storm/Scalp sind zwei Namen für identische englische und französische Marschflugkörper). Ziel des Angriffs sei die Maschinenfabrik in Luhansk gewesen, in der sich ein feindlicher Stützpunkt befunden habe. https://t.me/operativnoZSU/142895

Der von Russland eingesetzte Gauleiter beklagte sich über zivile Opfer und dies wurde von westlichen Medien in die Berichterstattung aufgenommen.

«PATRIOT» AUS DEUTSCHLAND

Das deutsche Verteidigungsministerium schreibt: «Deutschland wird der Ukraine unverzüglich eine weitere Feuereinheit PATRIOT übergeben, um russische Luftangriffe abzuwehren. Sie wird zusätzlich zu den bereits gelieferten und weiterhin geplanten Luftverteidigung​ssystemen abgegeben.»

Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius schreibt: «Der russische Terror gegen ukrainische Städte und die Infrastruktur des Landes führt zu unermesslichem Leid. Er gefährdet die Energieversorgung der Menschen und zerstört die für die Einsatzbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte wichtigen Industrieanlagen. Wir gehen mit unserer Unterstützung der Ukraine so weit, wie wir es mir Blick auf unsere eigene Einsatzbereitschaft vertreten können.» https://twitter.com/bmvg_bundeswehr/status/1779135302776271134?s=46&t=7r4L7MvoDKom42L8Zg815w

Ergänzend sagte Volodymyr Zelenskyj in seiner Abendansprache: «Wir arbeiten auch mit Deutschland an einem zusätzlichen IRIS-T-System – das ist auch eine starke Sache und ergänzt unsere bestehenden Himmelsverteidigungssysteme», sagte Zelenskyj. «Die Führungsrolle Deutschlands ist wirklich spürbar, und dank dieser Führungsrolle werden wir in der Lage sein, Tausende von Leben zu retten und der Ukraine mehr Schutz vor dem russischen Terror zu bieten», sagte er. https://t.me/V_Zelenskiy_official/10077

BEDEUTUNG DER LUFTABWEHR

Der finnische Militärbeobachter Joni Askola zur Situation der ukrainischen Luftverteidigung und den möglichen Optionen:

Die Ukraine verfügte zu Beginn des Konflikts über ein umfangreiches, aber veraltetes Luftverteidigungsnetz, das aus Systemen aus der Sowjet-Ära bestand. Die Ukraine ist derzeit mit einem Mangel an Raketen für fast alle diese Systeme konfrontiert.

Einige dieser Systeme wurden durch westliche Gegenstücke ersetzt, während die Ukraine auch neue Systeme entwickelt hat, die Elemente der sowjetischen Technologie mit westlichen Raketen kombinieren. Darüber hinaus hat die Ukraine Raketen und Ersatzteile für ihre Systeme aus der Sowjetzeit erhalten.

Der ukrainische Präsident Zelenskyj betonte die Notwendigkeit von etwa 26 Patriot-Batterien, um eine umfassende Abdeckung des gesamten Landes zu gewährleisten – eine richtige Einschätzung. Dennoch ist die kurz- oder mittelfristige Beschaffung einer solchen Menge zugunsten der Ukraine nicht realisierbar.

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba räumt ein, dass er stattdessen um die beschleunigte Lieferung von 7 Einheiten gebeten hat. Er wies dabei die westlichen Partner darauf hin, dass sie derzeit über 100 Patriot-Batterien in Betrieb haben und die Patriot-Produktion nicht mit maximaler Kapazität arbeitet.

Wie schon zuvor müssen der Westen und die Ukraine Druck auf die wenigen verbliebenen Länder ausüben, die noch über sowjetische Luftverteidigungs-Systeme verfügen. Sie sollten diese oder mindestens Munition dafür der Ukraine übergeben. Dieser Ansatz würde der Ukraine eine vorübergehende Atempause verschaffen, während westliche Systeme hergestellt werden.

Zusätzliche Patriot-, SAMP/T-, NASAMS-, IRIS-T- und Kurzstreckensysteme müssen sofort aus dem Westen geordert werden, da die meisten Länder keine überschüssigen Einheiten zur Verfügung haben. Ausserdem ist es wichtig zu wissen, dass die Patriot-Produktion nicht an der Kapazitätsgrenze arbeitet.

Angesichts der zu erwartenden Dauer des Krieges benötigt die Ukraine dringend einen beträchtlichen Zustrom an verschiedenen Verteidigungssystemen. Auch wenn die Ukraine als Siegerin aus dem Krieg hervorgehen wird, könnten die Geschwindigkeit und die menschlichen Kosten dieses Sieges erheblich verbessert werden, wenn der Westen einen proaktiven Ansatz verfolgt. https://twitter.com/joni_askola

SIEGESSICHERER DIPLOMAT

Der für seine besonderen Darstellungen der Lage bekannte UNO-Botschafter Russlands, Wassili Nebenzya, sagte vor dem Sicherheitsrat der UN unter anderem:

«Die Angriffe der Russischen Föderation auf den Brennstoff- und Energiekomplex der Ukraine sind eine Reaktion auf die Versuche Kiews, Anlagen der russischen Öl- und Gasindustrie zu beschädigen; Es gibt einen radikalen Wandel in den Kämpfen in der Ukraine; neue westliche Hilfspakete werden diesen Trend nicht ändern können; Das Mobilisierungsgesetz macht Ukrainer endgültig zu Leibeigenen der Behörden in Kiew».

Und die im Juni stattfindenden Friedenskonferenz in der Schweiz bezeichnete Nebenzya als: «antirussisches Abenteuer» und «Sehr bald wird das einzige Thema aller internationalen Treffen zur Ukraine die bedingungslose Kapitulation des Kiewer Regimes sein. Ich rate Ihnen allen, sich darauf vorzubereiten.» https://zp-news.ru/society/2024/04/12/313167.html  

LEBENSMITTELKNAPPHEIT

In den Einkaufsgeschäften im russischen Wladiwostok herrscht Lebensmittelknappheit. Korrespondenten der lokalen TV-Anstalt besuchten 9 Supermärkte und in der Hälfte von ihnen waren die Regale mit Grundnahrungsmitteln leer.

Hauptsächlich herrscht ein Mangel an Zucker, Getreide, Haferflocken, Nudeln, Tee in Beuteln und aufgebrühtem Tee sowie Babynahrung.

Die Ladenkette «Remy» bestätigte den Mangel und behauptete, dies habe mit Problemen bei der Eisenbahn zu tun. In einer der Samberi-Filialen wurde vor mehreren Wochen eine Anzeige veröffentlicht, in der es hiess, dass die Ankunft von Zucker und Buchweizen für den 4. April geplant sei. Es gibt jedoch noch immer kein Produkt.

Einer der Unternehmer in Primorje sagte zu den knappen Eisenbahnkapazitäten in Richtung Osten, dass «die Priorität auf dem Export nach China liegt». https://twitter.com/Eric_Lecomte_/status/1778567595186061393

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