Ukraine Aktuell Nr. 689 (13.1.24/22Uhr)

  • Warum Russlands Heizungen aussteigen
  • Solidarisch: Polen, Frankreich, Dänemark
  • Keine West-Beobachte bei Putins-Wahl
  • Interview mit Kyrylo Budanov

WARUM DIE HEIZUNGEN PLATZEN

Aus mehreren Regionen Russlands wird der Ausfall von Wärmeversorgungs- und Energieanlagen gemeldet. In Lipezk herrscht eine Temperatur von Minus 24 Grad. Eine Warmwasserleitung ist gebrochen und das heisse Wasser überschwemmt die Strasse. 40 Wohnhäuser mit 9’000 Bewohnern sind ohne Heizung. In Nowotscherkassk brach eine Wasserleitung und überschwemmte mehrere Wohnblöcke. In Kolchugino in der Region Wladimir ist die Heizung komplett ausgefallen, was dort 7’000 Einwohner betrifft. https://t.me/astrapress/46007   

Für das Einfrieren und Bersten von Wärme- und Wasserleitungen gibt es einen spezifischen Grund, meint ein russischer Telegram-Kanal. «Die riesigen, dampfenden und rauchenden Januargrube mit in kochendem Wasser blubbernden Fäkalien» sei das Produkt fehlender Klempner. Diese «harten Arbeiter» hätten schon früher in der Armee gedient und seien anfälliger für die Kriegspropaganda als kaufmännische Angestellte. Weil sich Klempner in Massen für den Einsatz in der Ukraine gemeldet haben, würden sie die schon länger maroden Anlagen nicht mehr in Betrieb halten und könnten auch bei Zwischenfällen nicht mobilisiert werden. https://twitter.com/viau_bam/status/1745678764624015865

DONBASS WIRD MÜLLDEPONIE

Der Kreml plant den Bau mehrerer Deponien in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ostukraine, für Abfall aus russischen Regionen. Sechs Deponien sind der Region Luhansk geplant und drei Deponien in der Region Donezk. In den Lagerstellen soll Abfall aus den Regionen Rostow, Belgorod und Woronesch abgeladen werden. Dies berichtet das ukrainische «Zentrum des Nationalen Widerstands». In der Region Rostow hatte sich die lokale Bevölkerung gegen die Errichtung von Abfallhalden gewehrt. https://sprotyv.mod.gov.ua/rosiyany-initsiyuyut-ekologichnu-katastrofu-na-shodi-ukrayiny/

SOLIDARISCHE PARTNER

«Die Ukraine ist und bleibt eine Priorität Frankreichs». Das sagte der diese Woche ernannte französische Aussenminister Stéphane Séjourné in Kyiv. Dort traf er seinen ukrainischen Amtskollege Dmitri Kuleba. Gemeinsam gingen beider zu einer Gedenkstätte für die Opfer des russischen Überfalls und legten dort Blumen nieder. https://t.me/operativnoZSU/131931

Der polnische Premierminister Donald Tusk betonte die Unterstützung für die Ukraine. Er werde niemandem in der Regierung erlauben, antiukrainische Gefühle oder Meinungen zu äussern. «Solange sich die Ukraine im Krieg mit Russland befindet, sind wir relativ sicher», sagte Tusk in einem TV-Interview. https://t.me/c/1981859495/6370

Dänemark kündigt neue Mittel in Höhe von 21.8 Millionen Dollar für den Wiederaufbau der südukrainischen Stadt an. Die dänische Regierung hat dem Wiederaufbau von Mykolaiv und der umliegenden Region Priorität eingeräumt und stellt 60 % seiner Entwicklungshilfe für Mykolaiv bereit. https://t.me/nvua_official/71604  

KRITIK AN ORBANS UNGARN

«Während sich die Ukraine in den letzten zehn Jahren in Sachen Korruption verbessert hat, hat sich die Lage in Ungarn verschlechtert. Ungarn wird immer korrupter und die Ukraine immer weniger». Das schreibt der britische Historiker Timothy Ash in einem Artikel in «Kyiv Independent». Ash ist der Ansicht, dass die Pläne des ungarischen Regierungschef Viktor Orban eine enorme Bedrohung für Frieden und Sicherheit in ganz Europa darstellen und sich nicht mit Ungarns EU- und NATO-Mitgliedschaft vertragen. https://kyivindependent.com/opinion-orban-is-plain-wrong-on-ukraine/

KEINE WEST-WAHLBEOBACHTER

Für die Begleitung der russischen Präsidentschaftswahlen hat Moskau nur Delegierte aus Staaten eingeladen, die nicht «feindlich» sind. Dies seien die GUS-Staaten (ehemalige UdSSR-Staaten) und Länder wie Venezuela, Kambodscha, Namibia, Kamerun, Myanmar, Thailand, Serbien, Simbabwe und Bangladesch. Dies sagte Pavel Andreev, ein Mitglied der Zentralen Wahlkommission.

Die von den russischen Behörden geführte Liste „unfreundlicher“ Länder umfasst mindestens 49 Staaten – hauptsächlich westliche Länder. Ihre Vertreter wurden nicht zu den Wahlen eingeladen. https://t.me/dwglavnoe/35378

KRITISCHER PRIESTER ENTLASSEN

Alexej Uminski ist Erzpriester der ukrainischen Orthodoxen Kircher – Moskauer Richtung/Moskauer Patriarchat UOC/MP. Er wurde vom Kirchengericht der UOC-MP entlassen. Dem Erzpriester wurde ein «Meineid» vorgeworfen, weil er sich geweigert hatte, ein Kriegsgebet zur Unterstützung russischer Militärangehöriger zu lesen.

Bereits im Mai 2022 war Uminski aus der Rektoramt der Moskauer Dreifaltigkeitskirche in Khokhly ausgeschlossen worden. Der damals genannte Grund war eine Teilnahme des Priesters an einer Friedenskundgebung. https://t.me/news_sirena/23164

DEMONSTRANTIN VERHAFTET

Die Russin Maria Andreeva stand mit einem Plakat «Freiheit den Mobilisierten! Bringen Sie Ihre Ehemänner, Väter und Söhne zurück» am Schukow-Denkmal auf dem Roten Platz in Moskau. Sie ist Mitglied der Bewegung «Way Home». Wenige Minuten nach ihrer Festnahme wurde Maria freigelassen. Andreeva und andere Ehefrauen von Wehrpflichtigen legen regelmäßig Blumen am Grab des unbekannten Soldaten in der Nähe des Kremls nieder und fordern die Rückkehr ihrer Männer nach Hause. https://t.me/news_sirena/23158

BUDANOVS UNGEFILTERTE WORTE

Kyrylo Budanov, Chef des militärischen Geheimdienstes der Ukraine, gab der französischen Zeitung «Le Monde» ein Interview https://www.lemonde.fr/international/article/2024/01/11/kyrylo-boudanov-chef-du-renseignement-militaire-ukrainien-les-prisonniers-russes-nous-disent-qu-ils-viennent-faire-la-guerre-contre-l-otan_6210277_3210.html und fasste die wesentlichen Aussagen auf seinem Facebook Account zusammen. Hier die wichtigsten:

– Alle dachten, Moskau habe eine starke Armee, aber eine schwache Wirtschaft. Es hat sich herausgestellt, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Armee ist schwach. Die russische Wirtschaft mag schwach sein, aber das Land ist keineswegs am Verhungern. Bei diesem Tempo kann es noch eine ganze Weile weiterleben.

– Die russischen Raketenangriffe entspringen dem Wunsch, das Jahr 2023 als «siegreich» zu erklären. Die Russen haben keine wirklichen militärischen Erfolge erzielt. Russische Raketen haben eine Reihe von Unzulänglichkeiten. Sie verfehlen oft Ziele.

– Im Vergleich zu den Vorjahren beobachten wir ab Ende des Sommers 2023 einen Anstieg der Anzahl der von Russland produzierten Munition. Gleichzeitig haben wir einen Rückgang der Qualität dieser Munition festgestellt.

– Der intensive Einsatz von Drohnen auf beiden Seiten machte es sowohl Russland als auch der Ukraine unmöglich, offensive Operationen durchzuführen. Ein weiterer Faktor ist die Dichte der Minenfelder, die es in dieser Art seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat.

– Der nördliche Teil des Schwarzen Meeres ist unter der Kontrolle der Ukraine, ebenso wie die Gasförderplattformen. Die maritimen Exportkorridore, die für unsere Wirtschaft sehr wichtig sind, funktionieren trotz der Risiken wieder.

– Wir greifen regelmässig die gegnerische Militärflotte und die Hafenanlagen an, so dass die Russen alles in den Südosten verlegen mussten. Sie versuchen, einen Marinestützpunkt in Ochamchire auf dem besetzten Gebiet Georgiens zu errichten.

– Im Jahr 2023 fand die erste ukrainische Landung auf der vorübergehend besetzten Krim statt, obwohl einige sie für unmöglich halten. Das gibt Hoffnung, vor allem den Ukrainern auf der Halbinsel, die seit 10 Jahren unter russischer Besatzung leben und von denen viele bereits begonnen haben, sich aufzugeben.

– Die derzeitigen westlichen Sanktionen reichen nicht aus. Sie sollten die wichtigsten Sektoren der russischen Wirtschaft betreffen: Energie, Metallurgie und das Finanzsystem.

– Wir benötigen mehr Granaten und Artilleriesysteme. Es geht nicht nur um moderne Technologien. Wir sind an allem interessiert, auch an alten Systemen, die nicht mehr im Einsatz sind. Die Frage der Menge ist wichtig.

– Diejenigen, die im Ausland denken, dass sie der Ukraine «überdrüssig» sind, werden sich um die Moskauer kümmern müssen, wenn diese kommen, um ihre eigenen Gebiete zu besetzen.

– Der Aggressorstaat Russland führt nicht nur einen Krieg gegen die Ukraine. Er führt auch einen Krieg gegen die NATO, wie seine Propaganda von Anfang an behauptet.

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=pfbid02ZemhYWHFEuQwzp4rJEUKFHAWqBpSSUcgcfhUfh3FNAVmVk7p3FnzS4TEMF6mMxgPl&id=100092170489440

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