Ukraine Aktuell Nr. 665 (20.12.23/22Uhr)

  • Avdiivka schwächt Russen massiv
  • Krynky bleibt ukrainisch
  • Briten nennen es «Stellungskrieg»
  • Kreml schliesst Wikimedia
  • Bernard-Henri Lévy warnt vor Chaos

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DIE BEDEUTUNG VON AVDIIVKA

Die brutalen Kämpfe um die Stadt Avdiivka gelten einer ukrainischen Stadt, die seit 2014 nahe der von Russland besetzten Gebieten im Donbass liegt. Diese Trümmerstadt würden die Russen gerne erobern, um damit der vollen Besetzung des Donbass einen Schritt näher zu kommen. Putins Armee versucht dies nun seit 2 Monaten unter Aufbietung aller Kräfte und kommen dabei im wahrsten Sinn «schrittweise» voran. Der Kessel um Avdiivka schliesst sich mit jedem Tag ein wenig mehr. Dies geht aus allen verfügbaren Kriegskarten hervor (Karte hier vom «Institut for the study of war»).

Dies ist aber nur die eine Seite. Warum der Kampf um Avdiivka von grosser Bedeutung bei der Schwächung der russischen Armee ist, erklärte heute Oleksandr Shtupun, Sprecher der östlichen Verteidigungskräfte der Ukraine: In zwei Monaten hat die russische Armee in der Region Donezk fast 25’000 Soldaten verloren, und die Verteidigungskräfte haben mehr als 200 Panzer und 400 andere gepanzerte Fahrzeuge zerstört. 80 Prozent der Verluste der russischen Streitkräfte entfallen auf den Sektor Avdiivka. https://suspilne.media/643820-za-dva-misaci-na-doneccini-armia-rf-vtratila-25-tisac-soldativ-200-tankiv-ta-400-insih-vidiv-bronetehniki-stupun/ Dies ist damit gemeint, wenn der ukrainische Generalstab von einer aktiven «Schwächung des Gegners» spricht, auch wenn sie dabei keine Geländegewinne erzielt.

SCHWERE VERLUSTE BEI KRYNKY

Verschiedene Videos auf dem Telegram-Kanal https://t.me/combat_ftg/ zeigen die erbitterten Kämpfe rund um das linke Dnjepr-Ufer bei der Kleinstadt Krynky. Viele der Attacken werden mit Drohnen geführt. Die Leichen der Russen (FOTO) werden von ihrer eigenen Armee nicht geborgen, sondern einfach liegengelassen.

Russische Truppen haben erneut mit 8 Angriffen versucht, die Stellungen der Ukraine bei Krynky zu beseitigen. https://twitter.com/AndySch64494719/status/1737293877055258852/photo/2  

«Unter Verlusten» mussten sich Putins Soldaten zurückziehen, schreibt der Generalstab. Ausserdem weisst die Militärführung auf ein anderes Problem der Angreifer hin: «Aufgrund des Mangels an in Russland hergestellter Munition sind die russischen Besatzungstruppen gezwungen, Artilleriegranaten und Mörsersprengladungen schlechter Qualität zu verwenden, die von Nordkorea geliefert werden. Aufgrund der schlechten Qualität gibt es zahlreiche Berichte, wonach die Munition in den Läufen der Geschütze und Mörser der Besatzer explodiert. Dies führt zu Verlusten an Waffen und Personal der Invasoren. In den Berichten wurden Fälle aufgeführt, die sich in der Truppengruppe Dnjepr unter dem Kommando von General Teplinskij ereigneten.» https://www.facebook.com/GeneralStaff.ua/posts/pfbid02ySJQ5YuKDYLCYYh9unEyS5q2qdHCqsLALKoYVG6GH46Wr8fxBYBkj1WgaS3dvAZml

In der Nähe von Krynky wurde ein Video mit einer Gruppe russischer Soldaten aufgenommen, die sich weigern an die Front zu gehen. Sie berichten, dass 3 Kompanien komplett ausgelöscht wurden und nur noch 50 von ihnen übrig sind. Seit Juli seien sie im Einsatz, ohne dass sie je abgelöst worden seien.  Sie hätten keine «Angst vor Ungehorsam». https://twitter.com/PStyle0ne1/status/1737394937119834542

BRITEN NENNEN ES «STELLUNGSKRIEG»

Der britische Geheimdienst schreibt in seinem täglichen Bulletin: «Insgesamt ist die Front durch Stagnation gekennzeichnet.». Über die Ukraine heisst es: «In den letzten Wochen hat die Ukraine konzertierte Anstrengungen unternommen, um die Feldbefestigungen zu verbessern, während ihre Streitkräfte entlang eines Großteils der Frontlinie eine defensivere Haltung einnehmen.» Dazu gehören insbesondere auch verbesserte Verteidigungsanlagen an der Grenze zu Weissrussland (FOTOS). Zu den russischen Invasoren bemerken die Briten: «Russland setzt lokale Offensivoptionen in mehreren Sektoren fort, aber die einzelnen Angriffe gehen selten über Zuggröße hinaus. Ein grösserer russischer Durchbruch ist unwahrscheinlich.» https://twitter.com/DefenceHQ/status/1737401933919351290

RUSSLAND SCHLIESST WIKIMEDIA

Mit drei Massnahmen geht das Moskauer Regime gegen Vermittlung von unabhängigem Wissen vor:
Erstens: Die Organisation Wikimedia wurde als «ausländischer Agent» klassiert und das bedeutet ein umfassendes Verbot; Zweitens: Der Präsident von Wikimedia Russland, Stanislav Kozlovsky, wurde als Professor an der Psychologischen Fakultät der Moskauer Staatsuniversität entlassen, weil er Chef einer «ausländischen Agenten-Firma» ist und ihm wurde nicht nur das Lehren, sondern auch das Veröffentlichen von wissenschaftlichen und populären Artikeln verboten; Drittens: Es droht auch eine Sperrung von Wikipedia in Russland. Der Vorsitzende des Menschenrechtsrates unter dem russischen Präsidenten, Waleri Fadejew, fordert die schnellstmögliche Einrichtung eines russischen Pendants zu Wikipedia und die Sperrung von Wikipedia selbst, da es sich um ein «ideologisches, politisiertes Produkt» handle. Gemessen an der Reichweite ist Wikipedia die Nummer 8 weltweit. https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1737143936722837790

KEIN ENTSCHEID ÜBER US-HILFE

Der US-Senat wird dieses Jahr nicht über das Hilfspaket für die Ukraine abstimmen. «Unsere Verhandlungsführer werden während der Pause im Dezember und Januar sehr, sehr hart arbeiten, und unser Ziel ist es, etwas zu unternehmen, sobald wir zurück sind», sagte Chuck Schumer, Vorsitzender der Demokraten im Senat. https://t.me/combat_ftgs/64790

ROTES KREUZ-LAGER ZERSTÖRT

Durch Beschuss der russischen Truppen wurde eine Lagerhalle in Kherson zerstört. Darin gelagert waren alle Hilfsgüter der Regionalorganisation des Roten Kreuzes von Kherson. Sie waren eingelagert für die humanitäre Hilfsversorgung der Bevölkerung. Die Fotos und Informationen veröffentlichte das ukrainische Ministerium für Reintegration.  https://t.me/operativnoZSU/128100

DOK-FILMER LÉVI WARNT VOR CHAOS

Der Franzose Bernard-Henri Lévy hat den Dokumentarfilm «Slava Ukraini» realisiert und ist damit zurzeit in den USA auf Tournee. In einem Interview mit «Voice of America» https://twitter.com/i/status/1737207038235615371 sagte Lévi: «Die Welt wird in eine Ära der Instabilität, des Chaos und des Krieges eintreten, wenn dieser Krieg mit der Niederlage der Ukraine endet» und «Jetzt habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht»:

MOBILNETZ KYIVSTAR REDUZIERT

Die Folgen des grossangelegten Hackerangriffs auf das grösste ukrainische Mobilnetz konnten nach 3 Tagen beseitigt werden. Doch seit heute Morgen hat das Netzwerk wieder «Kommunikationsprobleme in einigen Regionen», wie das Unternehmen mitteilt. Der Grund dafür wird nicht genannt. https://t.me/operativnoZSU/128036

WIE PUTIN DIE UKRAINE TEILEN WILL

Das amerikanische «Institut for the study of war» (ISW) hat die neuesten Aussagen von Putin analysiert und fasst dies so zusammen: «Putin beruft sich zunehmend auf die pseudohistorische Rhetorik des #Kreml vor der Invasion, um sich als moderner russischer Zar darzustellen und die Invasion der Ukraine als historisch gerechtfertigte imperiale Rückeroberung darzustellen. Putin behauptete unbegründet, dass die Menschen in der westlichen Ukraine in ihre «historische Heimat» zurückkehren wollen, und deutete damit an, dass die Westukraine zu den Vorstellungen des 17. Jahrhunderts über Staatsgrenzen zurückkehren und Teil von Polen, Rumänien oder Ungarn werden könnte. Diese Aussage deutet darauf hin, dass Putin selektiv Facetten der ost- und mitteleuropäischen Geschichte als Waffe einsetzt, wenn sie zu seiner ideologischen Linie passen, um die Ukraine rhetorisch weiter ihrer international anerkannten Souveränität zu berauben. Die Behauptungen von Putins Verteidigungsministerium sind voller rhetorischer Widersprüche und beruhen auf fragwürdigen historischen Allegorien, die in verschiedenen historischen Kontexten nicht haltbar sind.» https://isw.pub/UkrWar121923

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