Ukraine Aktuell Nr. 625b (10.11.2023/22Uhr)

RUSSEN IN DER DEFENSIVE

Den ukrainischen Truppen ist es in den letzten Wochen und Tagen gelungen, den Dnjepr bei Kherson an einer Stelle zu überwinden und einen Brückenkopf zu errichten. In den letzten Tagen kamen zwei weitere neue ukrainische Stellungen auf der linken Seite des Dnjeprs dazu. Der ukrainische Militärblogger «Alexander» befindet sich nahe an der Front, benutzt aber für seine Aussagen weitgehend Texte von russischen Militärbloggern. Im Wesentlichen berichtet er:

  • Die ukrainischen Streitkräfte haben ihre Kontrolle über beträchtliche Gebiete am russisch besetzten Ufer des Flusses ausgeweitet und es befinden sich jetzt mehrere hundert Mann auf der linken Flussseite.
  • Folgende Stellungen hat «Alexander» auf der Karte eingezeichnet, bei denen die Ukrainer vorstossen: (A) Antonovskiy-Brücke; (B): Poima; (C): Pishchanivka (D): Pidstepne; (E) Laheri («Kosakenlager»); (F) Krynky, sowie (G,H) südlich und westlich von Krynky.
  • Für die Ukrainer sind das wichtige Gebietsgewinne, den gegenüber befindet sich die Wüste Oleshky Sands, welche als «unpassierbar» gilt und so die Ukrainer schützt.
  • Wenn die Russen angreifen wollen, müssen sie dies entlang des Dnjepr machen und diese Zonen befinden sich im Bereich der ukrainischen Artillerie auf der anderen Flussseite.
  • Gleichzeitig werden die Russen daran gehindert vorzustossen, denn mit weitreichenden HIMARS-Geschützen werden ihre Besammlungsorte, Munitions- und Waffenlager beschossen.
  • Ausserdem haben die Russen alle verfügbaren Kräfte an der Südfront auf der Saporischja Achse, bei Bakhmut und bei Avdiivka konzentriert, so dass sie sich am Dnjepr nicht verstärken können.
  • Die russischen Minenfelder, wurden durch die Fluten des von Russland zerstörten Staudamms von Kachowka weggespült.

DREI SCHWERE SCHLÄGE GEGEN RUSSEN

Das neueste russische Flugabwehrsystem S-300B4 (FOTO) wurde im Süden der Ukraine entdeckt und zerstört. Dieses System ist für Russland zeitnah nicht zu ersetzen. https://twitter.com/AndySch64494719/status/1722587552580874564

In der südukrainischen Stadt Skadovske wurde das Hauptquartier der dort befindlichen Besatzer der 126. militärischen Ermittlungsabteilung durch zwei HIMARS-Geschosse zerstört (FOTO). Vom Gebäude sind nur noch Trümmer übrig. Unter diesen wurden die Leichen von 10 Soldaten und höheren Offizieren gefunden. 10 weitere wurden verletzt. Dies haben russische Miliärblogger bestätigt. https://twitter.com/olex_scherba/status/1722871216854138960  und wurde optisch mit einem Video (https://twitter.com/i/status/1722982446990278807) belegt (dessen Inhalt beim Anschauen verstören kann).

Vor der Halbinsel Krim wurden in der Nacht auf heute zwei russische amphibische «Landungsboote» von ukrainischen Wasserdrohnen attackiert und massiv beschädigt. An Bord befanden sich gepanzerte Personen-Fahrzeuge vom Typ BTR-82 und russische Soldaten. Die Landungsboote der «Serna»-Klasse, Projekt 11770, (FOTO) haben eine hohe Geschwindigkeit, können bis zu 45 Tonnen Fracht und 92 bewaffnete Fallschirmjäger aufnehmen. Die Russen setzen diese Boote für die Landung von Marinesoldaten oder zur Evakuierung ein und benutzen sie auch für das Abfeuern von Raketen. Die Schiffe könnten «nicht mehr repariert» werden, schreibt der ukrainische Geheimdienst. https://t.me/operativnoZSU/122641  

GROSSE VERLUSTE RUSSLANDS

Valery Zaluzhnyi, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine schreibt heute auf seinem Telegram Kanal: «Vor einem Monat begann der Feind mit der aktiven Erstürmung von Avdiivka. Ein Monat der harten Kämpfe, der Ausdauer und des Sieges für unsere Verteidiger, die die Linie weiterhin heldenhaft halten. In dieser Zeit haben unsere Soldaten über 100 feindliche Panzer, 250 andere gepanzerte Fahrzeuge, etwa fünfzig Artilleriesysteme und 7 Su-25-Flugzeuge zerstört. Die Gesamtverluste des Feindes an Menschen beliefen sich auf etwa zehntausend Personen.» Zaluzhnyi beendet seinen Eintrag mit: «Ich verneige mich vor denjenigen, die auf dem Schild stehen. Ewiges Gedenken und Ehre.» https://t.me/CinCAFU/598

OBERST OHNE ILLUSIONEN

Der österreichische Oberst des Generalstabs, Dr. Markus Reisner, betreibt einen viel beachteten YouTube Kanal. Dort kommentiert er regelmässig und ohne Firlefanz die militärische Lage im Krieg Russlands gegen die Ukraine. https://www.youtube.com/watch?v=Z1bKrwqzJzQ

Auf Twitter fasst D.Berben das letzte Video von Markus Reisner https://twitter.com/i/status/1722689818725941314 zusammen. Es handelt sich um eine Stellungnahme des Obersten gegenüber der «Deutschen Welle»:

«Der Westen ist nicht bereit für einen Stellungskrieg, er beschönigt die Situation seit 20 Monaten und glaubt, dass die Ukrainer nur mit Hilfe moralischer Überlegenheit Russland besiegen können. So funktioniert das nicht. Wir im Westen wurden Opfer unserer eigenen Propaganda, wir dachten, es würde funktionieren.  Wir haben das Wesen des Krieges vergessen, wir sind zu einer postheroischen Gesellschaft geworden, und Russland und die Ukraine sind heroische Gesellschaften.  Wir wollten nicht die militärische Karte ausspielen, sondern setzten auf die Wirtschaft, auf Sanktionen.  Das funktioniert in Russland nicht.

 Ich sehe zwei Möglichkeiten:

  • Die erste besteht darin, der Ukraine alles zu geben, ohne Einschränkungen. Jede Woche sollten drei bis vier Züge mit militärischer Fracht in die Ukraine fahren.
  • Die zweite besteht darin, selbstkritisch zuzugeben, dass dies unmöglich ist.  Dann müssen wir den Ukrainern davon erzählen und vielleicht Verhandlungen aufnehmen.» https://twitter.com/BerberDoris/status/1722689818725941314

SELBSTBEWUSSTE KASACHEN

Putin traf gestern zu einem Staatsbesucht in der früheren Sowjetrepublik Kasachstan ein. Die ehemaligen Untertanen des Kremls, immer noch reich an Bodenschätzen, haben eine zunehmende Selbständigkeit und Eigenwertschätzung entwickelt. Dies zeigte sich beim Begrüssungstreffen. Während Putin den Gastgeber und die erschienenen hochrangigen Gäste in seiner Heimatsprache auf Russisch begrüsste, tat dies der kasachische Präsident Kasym-Jomart Tokajew in seiner Heimatsprache, auf Kasachisch.

Das Video https://twitter.com/i/status/1722697778076254468  zeigt, wie die russische Delegation und Putin perplex sind und nach Übersetzungshörern greifen, respektive diese suchen. Bakhti Nishanov schreibt: «Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich das Blatt in den Beziehungen zwischen Kasachstan und Russland gewendet hat.» https://twitter.com/b_nishanov/status/1722697778076254468

Die oppositionelle russische Plattform «generalsvr» erläutert: Nächstes Jahr werden Armenien und Kasachstan die OVKS verlassen, und alle Tänze um Tokajew während dieses Besuchs sind völlig umsonst. (OVKS heisst «Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit» und ist ein Militärbündnis ehemaliger Sowjet-Republiken unter Führung Moskaus).

Kasachstan verlässt die traditionelle Einflusssphäre Russlands, und es gibt nichts, was man dagegen tun könnte, zumindest nicht unter der derzeitigen Regierung.» https://twitter.com/generalsvr_en/status/1722927704465428715

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