Ukraine Aktuell Nr. 614 (30.10.23/21Uhr)

ZELENSKYJS WUT UND ENTSCHLOSSENHEIT

«Niemand glaubt so sehr an unseren Sieg wie ich. Niemand». Das amerikanische Time Magazine veröffentlichte Material über Volodymyr Zelenskyj. Der Artikel enthält Kommentare des Präsidenten und seines Gefolges über den Kampf um internationale Hilfe für die Ukraine, die Schwierigkeiten der Präsidentschaft und die Schwierigkeit, den Fokus weiterhin auf den Krieg mit der Russischen Föderation zu richten.

Ein paar Kernpunkte des Artikels:

  • Zelenskyj war «wütend» nach einer Reise in die USA, wegen der Aufrufe zum Kampf gegen Korruption und die Anzeichen über westlicher Müdigkeit wegen des Krieges.
  • Zelenskyj fühlt sich von seinen westlichen Verbündeten betrogen. «Sie ließen ihn zurück, ohne die Mittel, den Krieg zu gewinnen, sondern nur, um darin zu überleben», sagte ein Vertreter aus dem Umfeld des Präsidenten.
  • Zelenskyj hat seine Art des Optimismus, den Sinn für Humor und die Tendenz verloren, ein Treffen im Kriegsraum mit Witzen zu beleben. «Jetzt kommt er rein, bekommt die Nachricht, gibt Befehle und geht», sagt ein langjähriges Mitglied seines Teams.
  • Das Schlimmste ist, dass «ein Teil der Welt sich an den Krieg in der Ukraine gewöhnt hat» und die Müdigkeit «wie eine Welle hereinbricht».
  • Die Frage eines Waffenstillstands ist im Team des Präsidenten ein Tabuthema. «Für uns würde das bedeuten, diese Wunde für zukünftige Generationen offen zu lassen.»
  • «Wir kommen nicht voran», sagt einer von Zelenskyjs engen Mitarbeitern. Sogar einige Kommandeure an der Front begannen, Angriffsbefehle zu verweigern, da es an Männern und Waffen mangelte. «Sie wollen einfach nur in den Schützengräben sitzen und die Linie halten. Aber so können wir den Krieg nicht gewinnen»
  • Zelenskyjs Büro geht davon aus, dass mögliche Stromausfälle in diesem Winter zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung mit der Arbeit der Behörden führen werden. «Letztes Jahr gaben die Leute den Russen die Schuld. Dieses Mal werden sie uns die Schuld geben, dass wir uns nicht ausreichend vorbereitet haben.»

https://time.com/6329188/ukraine-volodymyr-zelensky-interview

PUTINS THESE ZUM POGROM

Gestern hatten mehrere dutzend junge Männer den Flughafen Machatschkala von Dagestan gestürmt und wollten ein Flugzeug mit jüdischen Passagieren entern, welches aus Tel Aviv angekommen war. https://aldrovandi.net/2023/10/29/ukraine-aktuell-nr-613-29-10-23-21uhr/

Hinter dieser Attacke würde der Geheimdienst der Ukraine stecken, sagte Putin, der seine Erklärung von einem Blatt Papier ablas. Das anti-jüdische Pogrom sei auch über soziale Netzwerke, nicht zuletzt vom Territorium der Ukraine aus durch die Hände von Agenten westlicher Geheimdienste veranlasst worden. Die Unruhen seien Teil von «Lügen, Provokationen und ausgefeilte Techniken der psychologischen und informationellen Aggression.» und deren Ziel sei es Russland als «eine multiethnische und multikonfessionelle Gesellschaft zu destabilisieren und zu spalten.» https://t.me/insiderUKR/64130

«Putin ist immer wieder erstaunt über die Versuche des Kiewer Regimes, Pogrome in Russland anzuzetteln», schreibt die russische Propagandaagentur RIA-Novosti https://t.me/rian_ru/219946

Auch der Chef der autonomen russischen Teilrepublik Dagestan sah die Schuld für die Judenverfolgung nicht bei seinen Landsleuten: «Banderas Männer aus der Ukraine» seien für die gestrigen antisemitischen Ausschreitungen in Machatschkala verantwortlich. https://t.me/insiderUKR/64103

KHERSON UND ODESSA BESCHOSSEN

Die Stadt Kherson wurde kurz nach Mitternacht mehrfach beschossen. Beschädigt und zerstört wurden private Häuser im Zentrum und eine ältere Frau wurde getötet. Die Schüsse stammten von der linke Seite des Dnjeprs, wohin sich die Russen zurückgezogen haben.

Beschädigt wurde auch eine öffentliche Bibliothek (FOTO). Im zweiten und dritten Stock klaffen Löcher. https://t.me/operativnoZSU/121102

Am Morgen griff die russische Armee den Bezirk Odessa mit Raketen an. Das Ziel war die Schiffsreparaturanlage. Durch den Angriff kam es zu einem Brand, der rasch gelöscht werden konnte. https://t.me/operativnoZSU/121062

DER TRAUM VON BERLIN

Der russische Propagandist Wladimir Solowjow sagte in seiner Sendung im russischen Fernsehen, dass Deutschland weiterhin von Nazis regiert werde: «Wir haben keine andere Option. Wir werden das beenden. Wir werden Berlin ein weiteres Mal nehmen und dieses Mal werden wir es nicht verlassen.»

Die gesamte Brandrede gibt es auf Englisch übersetzt in diesem Video: https://twitter.com/i/status/1718972907609579874

SHOIGU REDET VON VERHANDLUNGEN

Der russische Kriegs-/Verteidigungsminister Shoigu sprach heute erstmals von der Möglichkeit von Friedensverhandlungen. «Für den Fall, dass die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, bleiben wir bereit für politische Diskussionen auf realistischer Basis – sowohl im Hinblick auf die Post-Konflikt-Lösung der Ukraine-Krise als auch im Hinblick auf die Parameter des weiteren Zusammenlebens mit dem Westen insgesamt.» https://t.me/c/1394092619/56948

ENTHÜLLUNGEN ÜBER VADIM LOSKUTOV

Pekka Kallioniemi aus dem amerikanischen Langley, Virginia veröffentlicht öfters Berichte über Journalisten und sogenannte Influencer, welche im Dienst des Kremls stehen. Heute schreibt er über den in der Schweiz lebenden Vadim Loskutov (@runews), den er als Schweizer Social-Media-Macher, Investmentbanker und Journalisten vorstellt.

Hier der leicht bearbeitete Originaltext:

«Vadim Loskutov ist bekannt dafür, Russland und seine Politik zu loben und den Westen zu kritisieren, während er bequem in der Schweiz lebt.

Diese Recherche wurde in Zusammenarbeit mit den Schweizer NAFO-Leuten und der Unintelligence Agency durchgeführt.

Loskutov stammt angeblich ursprünglich aus der Republik Kalmückien in der südrussischen Region Nordkaukasus.

ANGEBLICHE MEDIEN-KARRIERE

Einigen Wikibin-Einträgen zufolge baute Vadim angeblich eine Karriere als Medienpersönlichkeit in Russland auf. Dem Text zufolge arbeitete er in den 90er Jahren als Moderator und Videojockey in verschiedenen russischen Musiksendungen und soll auch Radiowerbung eingesprochen haben.

Dafür gibt es kaum Beweise, und der gesamte Werdegang könnte frei erfunden sein, um seinen nachrichtendienstlichen Hintergrund zu verbergen oder um ihm zu helfen, in der Schweiz eine Anstellung zu finden.

Was auch immer die Wahrheit ist, wir konnten keine Beweise dafür finden, dass ein Mann namens Vadim Loskutov jemals in der russischen Musikbranche gearbeitet hat.

SENDUNG BEI LORA

Aber wir wissen, dass Vadim eine Sendung namens RussenRadio! im Schweizer Alternativradio LoRa hatte. In der Sendung gab es russische Musik, Nachrichten und Comedy-Sketche für ein deutsch- und englischsprachiges Publikum.

Laut Loskutov ist er ein «erfahrener Journalist» mit über 20 Jahren Erfahrung in der «Berichterstattung über Investitionen, Kryptowährungen und Geopolitik». Er arbeitete angeblich auch als leitender Händler bei Glencore, einem der weltweit größten Rohstoffhandels- und Bergbauunternehmen.

2018 ging der «EMBA UZH Alumni Award» an Vadim Loskoutov Schmid und Fatmir Bekiri für ihre Arbeit «Der Einfluss von Social Media auf die Finanzmärkte». https://www.emba.uzh.ch/alumni-award-2018/

MITGLIED EINER SCHWEIZER PRIVATBANK

Aus seinen öffentlichen Geschäftsunterlagen geht hervor, dass er zwischen 2012 und 2020 für die CBH (Compagnie Banquaire Helvetique), eine Schweizer Privatbank, unterschriftsberechtigt war (und ab 2015 als Leiter ihrer Züricher Niederlassung fungierte). Das Unternehmen war in zahlreiche angebliche Kontroversen verwickelt, darunter auch Geldwäsche. Die Online-Publikation «Finews» hatte die Bank als Lieblingsbank der staatliche Elite Venezuelas bezeichnet, Artikel vom 15.10.2019)

«RUSSIA MARKET»

Loskutov betreibt eine Publikation des Namens «Russia Market» (@runews). Wenn es um die Ukraine geht, konzentriert sich Vadims Propaganda auf die Hauptnarrative des Kremls: Geldwäsche in der Ukraine, die Ukraine muss einen Waffenstillstand aushandeln, die USA fallen auseinander, während Russland floriert.

Er scheint ein entschiedener Gegner der «Woke-Kultur» zu sein und verwendet oft den Satz «go woke, go broke», wenn eine große Marke eine Marketingstrategie mit «woke»-Elementen wie Trans-Personen oder Männern in rosa Kleidung versucht. Er scheint auch die «woken» Schweizer Medien zu hassen zu denen für ihn auch der BLICK gehört.

Zu Loskutovs Feinden gehört auch das Wall Street Journal und die Washington Post, welche eine «Propagandamaschine der NATO» sei.

WELTWOCHE-MITARBEIT

Vadims Lieblingsmedium scheint die Zürcher «Weltwoche» zu sein. Im April 2023 teilte der @runews-Account mit, dass er für Die Weltwoche zu schreiben beginnt und meldete auf seinem Account: «Mein erster Artikel behandelt «Präsident Hollande und die Verwicklung der EU in der Ukraine.»

Und er schrieb er über die Reise des Weltwoche Besitzers nach Moskau: «Roger Köppel, ein Schweizer Journalist, erhielt viel Lob für seine mutige Reise nach Moskau, nicht nur von Schweizer und deutschen Medien, sondern auch von russischen Medien und seine Beiträge wurden sogar von Wladimir Solowjow repostet».

Ironischerweise beklagt er sich über die mangelnde Pressefreiheit in Europa, während in seinem Heimatland jeder, der den Kreml kritisiert, entweder ermordet oder inhaftiert wird. Er unterstützt auch die populistische, kremlfreundliche Politik der deutschen Politikerin Sahra Wagenknecht.

ANTISEMIT?

Vadim scheint auch ein wütender Antisemit zu sein. Er nannte das Pogrom vom 30. Oktober 2023, als ein Mob den Flughafen Machatschkala auf der Suche nach jüdischen Passagieren aus Israel stürmte, einen «Protest». Der Begriff «Pogrom» bezieht sich auf gewalttätige Angriffe lokaler nichtjüdischer Bevölkerungsgruppen auf Juden in Russland.

Am 15. Februar 2023 twitterte Vadim auf @runews, dass er angeblich von der Schweizer Polizei «verhaftet» wurde und rief @RusEmbSwiss zu Hilfe. In seinem Tweet schrieb er: «Die Schweizer Polizei hat mich verhaftet. Gebt acht Leute. Lang lebe Russland!»

Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die 5. Kolonne im Westen lebt: Sie genießen den Luxus, aber immer wenn sie in Schwierigkeiten geraten, rufen sie Russland zu Hilfe.»

(Originalartikel mit viel Bildmaterial auf https://twitter.com/P_Kallioniemi/status/1718949161301684355)

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