FORTSCHRITTE BEI FRIEDENS-GESPRÄCHEN
Das vierte direkte Treffen zwischen Vertretern der Ukraine und Russlands fand in Istanbul statt und brachte mündliche Zugeständnisse der russischen Seite. Die militärischen Aktivitäten im Norden der Ukraine würden «reduziert». Dies betreffe insbesondere die Region bei Kiew und Tschernihiw. Russland erklärte sich ausserdem zu einem Treffen zwischen Putin und dem ukrainischen Präsidenten Zelenskyj bereit, sobald der Entwurf eines Friedensabkommens vorliege.
Der nächste Schritt wäre ein Treffen der Aussenminister Russlands und der Ukraine, um die erzielte Verständigung zu «konkretisieren». Das sagte der türkische Aussenminister Mevlut Cavusoglu in einer Fernsehansprache.
Kurz nach dem Treffen kam die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa, zu Wort: «Die militärische Spezial-Operation wird fortgesetzt und verläuft bisher streng nach Plan.» Ziel der Friedensverhandlungen mit der Ukraine sei weiterhin die «Ent-Nazifizierung» und die «Ent-Militarisierung».
Ob die beiden Aussagen widersprüchlich sind oder die zwei Seiten der russischen Medaille, lässt sich derzeit nicht abschätzen.
ABRAMOVICH MISCHT BEI FRIEDENSGESPRÄCHEN MIT
Der russische Milliardär Roman Abramovich erschien ebenfalls am Rande der Friedensverhandlungen. Das russische Staatsmedium RIA Novosti (@rianru) zeigte ein Foto von Abramowitsch im Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der bei den Gesprächen in Istanbul als Vermittler fungiert, sowie eine weitere Person.
RUSSISCHE TRUPPEN ZIEHEN AB UND GRABERN SICH EIN
Der ukrainische Militärrat schreibt in seiner Lageeinschätzung am Abend: «Der russische Feind setzt seine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine in vollem Umfang fort. Er zieht einzelne Einheiten aus den Regionen Kiew und Tschernihiw zurück und konzentriert sich auf die Gebiete Slobozhansky und Donezk.»
Die Stadt Tschernihiw würde trotz Panzerabzug weiterhin «blockiert und beschossen». Die Charkiw, Barwinkow und Izyum würden mit Flugzeugen und Artillerie angegriffen.
Ansonsten versuche die russische Armee eroberten Positionen zu halten und die anrückenden ukrainischen Truppen abzuwehren. Teilweise würden Truppenteile nach Weissrussland zurückgezogen und dort neu gruppiert.
Erneut schreibt die ukrainische Militärführung, dass die russische Armee, grosse Mengen an teilweise minderwertiger Munition und Sprengmaterial in der Nähe des Atomkraftwerks Tschernobyl lagert. Dies sei gefährlich und erfolge absichtlich, «weil die Streitkräfte der Ukraine in der Sperrzone keine Kampfhandlungen durchführen können.»
WAS DER VERLUST VON IRPIN BEDEUTET
Jomini of the West/@JominiW dokumentiert den Kriegsverlauf seit Beginn mit detaillierten Karten. Zur gestern gemeldeten Vertreibung russischer Truppen aus Irpin, nahe Kiew, schreibt er: «Der Verlust von Irpin ist ein schwerer Schlag für die russischen Streitkräfte im Nordwesten Kiews und ein bedeutender Sieg für die ukrainischen Streitkräfte. Die Unfähigkeit der russischen Streitkräfte, dieses Schlüsselgebiet zu halten, zeigt, dass sie auf absehbare Zeit nicht in der Lage sind, neue Offensivoperationen im Nordwesten von Kiew durchzuführen.»
RUBEL ALS WÄHRUNG IN BESETZEN ZONEN
In den von Russen besetzen Gebieten rund um Saporischschja and Kherson im Südosten der Ukraine gilt neu als Zahlungsmittel der russische Rubel. Der Sprecher der ukrainischen Regierung, Oleg Nikolenko, schrieb auf Twitter: «Es wird versucht, ein Besatzungsregime einzurichten.
Der Sanktionsdruck muss verstärkt werden, bis Russland seine Truppen abzieht.»
WESTEN MACHT WEITER DRUCK AUF RUSSLAND
Die Niederlande, Belgien, Irland und die Tschechische Republik weisen russische Geheimdienstagenten aus, die sich als Diplomaten ausgeben. Das holländische Aussenministerium sprach von 17 Personen und Belgien von 21 Diplomaten. Irland und Tschechien gaben keine Zahlen bekannt, aber gaben den Spionen 72 Stunden Zeit, um das Land zu verlassen.
Die polnische Regierung beschloss Massnahmen, um den Import von Kohle aus Russland auf nationaler Ebene zu blockieren. Das sagt Polens Regierungssprecher Piotr Muller.
FAST EINE HALBE MILLION UKRAINER KEHRT ZURÜCK
Nach Angaben des ukrainische Grenzschutzdienstes sind seit Beginn des Krieges 460.000 Ukrainer in die Ukraine zurückgekehrt. Es handle sich hauptsächlich um Männer, die im Ausland gearbeitet haben und sich den Streitkräften anschliessen wollen. Alleine gestern waren es 19.000 Heimkehrer.
FOTO: Kinderspielplatz im Zentrum der Stadt Tschernihiv. (Bildquelle: Ukrainischer Militärrat)