Ukraine Aktuell Nr. 512 (20.7.23/21Uhr)

DAS PRIGOSCHIN NETZWERK, Teil 2

Auf der Basis von einer Million gehackter Dokumente aus dem Netzwerk von Jewgeni Prigoschin hat die russische Plattform «Dossier» einen langen Artikel erstellt. Einen ersten Text habe ich daraus als Konzentrat erstellt und am 16. Juli veröffentlicht. https://aldrovandi.net/…/ukraine-aktuell-nr-508-16-7…/

Er behandelte Prigoschins Imperium mit 400 Firmen, welche Bedeutung für ihn IT-Spezialisten haben und wie er die Mitarbeiter rekrutiert.

Der zweite Teil befasst mit Prigoschins Trollfabrik, dem «Lakhta-Projekt».

WAS DIE TROLLFABRIK TUT

Ehemaligen Mitarbeitern zufolge beschäftigt die Trollfabrik heute etwa 400 Mitarbeiter, von denen mehr als 30 nur mit dem Schreiben von Kommentaren auf Medienseiten beschäftigt sind. Ewa 30 weitere Personen schreiben Kommentare auf YouTube.

Seit 2019 werden etwa 40 Mitarbeiter auch für die Kommentierung von Veröffentlichungen in ukrainischen Medien eingesetzt.

Das geschätzte Budget für die «Fabrik» im Jahr 2022 betrug 70-100 Millionen Rubel pro Monat (695’000 – 993’000€), ohne «Sonderaufgaben».

Eine Analyse der Aktivitäten von «Trollen» in sozialen Netzwerken zeigt, dass sie dort am aktivsten sind, wo es möglich ist, die Inhalte anderer Leute ohne Einschränkungen zu nutzen und zu kommentieren.

VERSCHIEDENE SOZIALE NETZE

Neben YouTube wurde in Russland der beliebte Kanal «VK.com» mit neuen Konti geflutet. Dazu gehören die Nachrichtenprojekte «Shark», «Daring Square», «What do you think, Ilon Musk», «Stripe«, «Tresach», «Stuffing», «Dirt Warehouse», «Art of War» «Truth Serum», «Mediatechnolog», «Like this» oder«338»,

Neben eigenen Konti werden auf VK.com, Twitter und Telegram bestehende Blogger finanziert. Sie erhalten Geld für Reetweets, Likes und Kommentare. Zahlungen konnten nachgewiesen werden für Radio Shame; Alexander Dedurenko; Leonid Degtyarev; Mitrofan Belov; Philip Maslovsky; Betrunkenes Twitter; TVJihad, Actual Russia und Actual World.

Die Zusammenarbeit mit den Kanälen Dritter basiert auf einer bezahlten Basis: einige auf einer «Abonnementgebühr», andere erhalten Geld für jede Veröffentlichung einzeln.

Die Trollfabrik kaufte bisher Software zum Umgehung von «Captcha», bezahlte Bewertungen und erwarb Dienstleistungen für die Anwerbung von Abonnenten.

«SONDERAUFGABEN»

Als «Sonderaufgaben» werden zusätzliche Internetprojekte bezeichnet, die mit den persönlichen Interessen von Jewgeni Prigoschin zusammenhängen.

In diese Kategorie fällt beispielsweise die Organisation von Online-Mobbing gegen Ljubow Sobol, der aktiv gegen die Korruption in der Schulverpflegung kämpfte – ein Bereich, der zu Prigoschins Geschäftsinteressen gehört.

Für das Projekt namens «Sable Hunting» wurden 2019 zwischen 700 Tausend und 1,7 Millionen Rubel pro Monat ausgegeben – wofür genau, geht aus den Dokumenten jedoch nicht hervor.

Auch die Bezahlung von Informanten aus den den Oppositionszentralen in Moskau und St. Petersburg, aus oppositionellen Medien, dem liberalen Milieu und anderen öffentlichen Gruppen gehört zu den Sonderaufgaben.

Zu verschiedenen Zeiten umfasste der Stab der Informanten zwischen 17 und 25 Personen. Im Durchschnitt erhielten sie zwischen 15 und 25 Tausend Rubel pro Monat.

MEDIENGRUPPE PATRIOT

Ilya Gorbunov, ein ehemaliger Mitarbeiter der staatlichen Propagandaagentur RIA-Novosti leitet seit 2019 die Mediengruppe Patriot und seit 2020 ist er für alle Aktivitäten der Trollfabrik zuständig.

Eine seiner Hauptaufgaben ist die Diskreditierung des Gouverneurs von St.Petersburg Alexander Beglow. Beglow ist ein Gegner von Prigoschin.

Zur Diskreditierung des Politikers wurde ein ganzes Arsenal von Konti auf VK.com,Telegram und Twitter gegründet. Ihre Namen: «Protestny Peterburg»; «Ploshchad Vosstaniya»; «Versammlung», «1703» oder «Griboedov-Kanal».

Für die Aktivitäten der Patriot-Gruppe erhielt Prigoschin im Herbst 2020 vom Kreml die Genehmigung zur Gründung von «Oppositionsressourcen», welche ihre Inhalte auf «Patriot» veröffentlichen.

BEKANNTE AUTOREN

Zu den berühmten Personen, die für Prigoschin arbeiten, respektive arbeiteten gehört auch die verstorbene Darya Dugina. Sie kam 2018 oder 2019 zur Patriot Media Group und arbeitete dort bis zur Ermordung. Dugina war für die Auslandsleitung zuständig und organisierte unter anderem Prigoschins Veröffentlichungen und Kommentare in türkischen Medien. Der Quelle zufolge organisierte sie insbesondere ein großes Interview mit der Zeitung «Aydınlık» und Prigozhins Foto auf der Titelseite.

Darüber hinaus arbeitete Prigoschin bereits vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine aktiv mit sogenannten Kriegsberichterstattern zusammen. Bezahlt wurde für Veröffentlichungen in den Zeitschriften «Antimaidan», «Syria|War Chronicles».

Zu den bekanntesten Namen gehört der «Militärblogger» Yurasumy, alias Yuri Podolyaka. Der «Militärschriftsteller Vladlen Tatarsky», alias Maxim Fomin, wurde 2021 für die Verbreitung rechter Thesen entschädigt.

Ein weiterer bekannter Militärkolumnist, Rybar, alias Mikhail Zvinchuk, trat vor einigen Jahren in das Büro der «Trollfabrik» ein und förderte aktiv seinen Kanal auf deren Kosten. (Heute hat Rybar über eine Million Abonnenten auf Telegram). In einem der Dokumente wird Zvinchuk als Chef der «internationalen Leitung» aufgeführt, wo neben ihm 49 weitere Personen, darunter der Journalist Abbas Juma und der Militärbeobachter Boris Rozhin (Oberst Cassad), beschäftigt und bezahlt wurden.

Quelle: https://dossier-center.appspot.com/prig-it/

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