Am 80.Jahrestag der Befreiung von Auschwitz gibt es auch zu Bedenken, dass es Sammellager gab, von denen aus Menschen zur Vernichtung transportiert wurden.
Eines dieser Sammellager heisst «Les Milles» bei Aix-en-Provence im Süden Frankreichs. Es ist eine alte Ziegelfabrik, heute transformiert in eine Gedenkstätte an die Verbrechen der Nazis und des französischen Vichy-Regimes. https://www.campdesmilles.org/home2.html
Im Les Milles Camp wurden 1939 bis 1940 Deutsche und Österreicher eingesperrt, die ab 1933 vor den Nazis geflüchtet waren, weil sie als «ausländische Agenten» galten. Viele von ihnen hatten an der Côte d’Azur Zuflucht gefunden. In Le Milles wurden viele bekannte Schriftsteller, Maler, Theaterschaffende eingesperrt. Ein Teil wurde den Nazis ausgeliefert, andere konnten flüchten oder wurden freigelassen.
Ab 1940 wurde Le Milles zu einem Sammellager für Zigeuner und Juden. Sie wurden von hier aus zu den internen französischen Lagern in Riversaltes https://www.memorialcamprivesaltes.eu/lhistoire-du-camp-de-rivesaltes und Drancy bei Paris https://www.cheminsdememoire.gouv.fr/de/shoah-gedenkstaette-drancy gebracht und von dort weiter in die Vernichtungslager transportiert.
Die Gedenkstätte Les Milles ist die einzig komplett erhaltene Anlage in Frankreich, welche an die Verbrechen erinnert. Der Gedenkort ist einen mehrstündigen Besuch wert. Wer in die Fabrik kommt, atmet wie die Opfer in den 40-erJahren Ziegelstaub ein, sieht die dunklen, langen Gänge, die Fabriketage, die 5 Toiletten für 2’000 Menschen und die Ausstellung über die deportierten jüdischen Kinder der Stiftung Klarsfeld.
Erklärende Videos, Zeugenaussagen von Opfern, ausgestellte Gegenstände und Ausrisse aus Tagebüchern vervollständigen die Gedenkstätte. Frankreich arbeitet aktiv seine Vergangenheit auf.

Ich war gestern dort und empfehle es allen, die mal in die Nähe von Aix-en-Provence kommen.