UKRAINE AKTUELL Nr. 809 (12.5.24/21Uhr)

  • Putin entlässt Kriegsminister Schoigu
  • Heikle Situation für ukrainische Armee
  • Widersprüchliche Front-Meldungen
  • Kämpfe in den Strassen von Wowtschansk
  • 3 militärisch wichtige Anlagen angegriffen
  • Wohnhaus in Belgorod teilweise eingestürzt
  • Gazprom machte 6.9 Milliarden $ Verlust

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PUTIN BAUT REGIERUNG UM

Putin hat seinen Verteidigungsminister und engen Vertrauten Sergei Schoigu (Foto links) entlassen. Als Schoigus Nachfolger wurde der bisherigen Vize-Regierungschef Andrej Bjelousow bestimmt. Das geht aus einem Erlass hervor, den der Kreml-Herrscher unterzeichnet hat. Bjelousov war in den letzten 12 Jahren als Wirtschaftsminister, Assistent des Präsidenten und Erster stellvertretender Premierminister tätig.

Schoigu soll neuer Sekretär des Sicherheitsrats werden. Diese Stelle hatte bisher die inoffizielle Kreml-Nummer 2, Nikolai Patrushew (Foto rechts) inne (Siehe Hintergrundartikel vom 13.11.23 in «Ukraine Aktuell» https://aldrovandi.net/2023/11/13/ukraine-aktuell-nr-628-13-11-23-22uhr/ ).

Was aus Patrushew wird, ist nicht klar. Laut dem Kreml-Pressesprecher Dmitri Peskow wird Patrushews neue Position in wenigen Tagen bekannt gegeben.

Zu den neuen Gesichtern in der Regierung gehört zudem Boris Kowaltschuk, der möglicherweise den Posten des Leiters der Rechnungskammer übernimmt. Boris Kowaltschuk ist der Sohn des Aktionärs der «Rossiya Bank» und langjährigen Freund Putins Juri Kowaltschuk. https://t.me/news_sirena/27949

HEIKLE SITUATION

Die russischen Truppen greifen weiter in der ostukrainischen Region Kharkiv an. NachAngaben des Kremls wurden auch heute mehrere kleine Dörfer erobert.

Die Informationen über die tatsächliche Lage sind auch aus ukrainischer Sicht widersprüchlich. Der Armeechef Olexandr Syrskyj und ein Kommandant, der bei Wowtschansk kämpft, bezeichneten die Situation als sehr gefährlich für die Verteidiger. Sirskyj (FOTO) schrieb: Die Lage im Oblast Kharkiv hat sich deutlich verschlechtert. In den Grenzgebieten finden anhaltende Kämpfe statt, die Verteidigungskräfte halten ihre Stellungen. In den Richtungen Kupjansk, Siversk, Lymansk und Pokrowski gehen die hitzigen Kämpfe weiter, die Situation ändert sich sehr dynamisch. In einigen Gebieten hat der Feind teilweise Erfolg, in anderen drängen die Verteidigungskräfte den Feind und verbessern ihre taktische Position.

Laut einem Bericht von der Front mussten sich die ukrainischen Verteidiger aus einigen Dörfern zurückziehen, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur RBC: «Die Russen sterben in Scharen, aber sie machen immer noch Druck und haben an einigen Stellen Erfolg. Die Nacht wird sehr schwierig», heisst es in der Meldung. https://www.rbc.ua/rus/news/boyi-pid-harkovom-ukrayinskim-zahisnikam-1715464563.html

Nach Angaben des amerikanischen «Institut fort he study of war» (ISW) kommen die russischen Truppen an vielen Stellen voran. https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-may-11-2024

Demgegenüber sagte einer der verteidigenden Kommandanten, dass die Lager angespannt, aber unter Kontrolle sei. Staatspräsident Zelenskyj nannte in seiner Abendansprache keine Details. (Siehe nachfolgende Meldung)

«LAGE UNTER KONTROLLE»

Der Kommandant der 125. Brigade der Territorialverteidiger der Ukraine sagte über die Lage an der Verteidigungslinie, dass vor allem Siedlungen in der sogenannten «grauen Zone» umkämpft seien. Das sind jene Gebiete, die abwechselnd von den Aggressoren oder den Verteidigern gehalten werden: «Die Lage ist schwierig, aber unter Kontrolle. Unsere Einheiten schlagen die überwältigenden Kräfte des Feindes zurück und wahren die Konstanz in den Kampfformationen. Die Erfolge des russischen Feindes seien «eher bedingt und kostet ihn enorme Verluste an Ausrüstung und Arbeitskräften.» https://t.me/voynareal/89419

Auch der ukrainische Präsident verwendete den Begriff der «Grauzonen» in seiner abendlichen Ansprache: «Es gibt Dörfer, die sich tatsächlich von der „Grauzone“ in eine Zone der Feindseligkeiten verwandelt haben, und der Besatzer versucht, in einigen von ihnen Fuss zu fassen und einige einfach für den weiteren Fortschritt zu nutzen.»

Die Offensive in der Region Kharkiv bezeichnete Zelenskyj als Teil einer russischen Gesamtstrategie: «Die Donezker Gebiete sind jetzt nicht weniger akut. Tatsächlich besteht die Idee der Angriffe im Oblast Kharkiv darin, unsere Kräfte zu überfordern und die moralische und motivierende Grundlage der Verteidigungsfähigkeit der Ukrainer zu untergraben.» https://t.me/V_Zelenskiy_official/10346

DRAMA UM WOWTSCHANSK

Am härtesten umkämpft ist derzeit die ukrainische Kleinstadt Wowtschansk, nahe der Stadt Kharkiv. «Die Lage wird immer schlimmer», schreibt ein Fotograf aus dem Ort und Radio Svoboda berichtet, dass eine «Massenevakuation» im Gange sei. Einzelne Häuser wurden von schweren Fliegerbomben getroffen (FOTO).

Denis Jaroslawski, einer der Kommandanten der Verteidiger von Wotschansk, schrieb heute Morgen in einem Facebook-Post, dass der erste Angriff der Russen abgewehrt werden konnte. Doch: «Aber der Feind zog Reserven nach. Die Strassenkämpfe haben begonnen, und die Stadt ist umzingelt. Ich erzähle Ihnen das, weil wir sterben könnten und niemand die Wahrheit hören würde.

Was ist dann der Sinn von all dem? Die erste Linie der Befestigungen und Minen war einfach nicht da. Der Feind ist ungehindert in die Grauzone eingedrungen, und zwar entlang der gesamten Sperrlinie, die im Prinzip nicht hätte grau sein dürfen! In 2 Jahren hätte es an der ukrainischen Grenze Betonbefestigungen bis drei Stockwerke in die Erde geben müssen! Und es gab nicht einmal Minen. Wir kommen zu der Meinung, dass dies entweder wahnsinniger Diebstahl oder vorsätzliche Sabotage ist!» https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=pfbid02hEX6LQ3mPbWo8P2F62Mq5YdRV4hiVEF37ZW1TYznB9G2V6rnZqevS54kJ53vt1zRl&id=100009523613366

HAUSEINSTURZ IN BELGOROD

Aus der russischen Stadt Belgorod, nahe der ukrainischen Grenze, werden immer wieder Raketen in Richtung Ukraine abgeschossen. Der Ort wurde in den vergangenen Wochen bereits mehrfach von ukrainischen Raketen und Drohnen getroffen. Heute gab es einen grossen Schaden an einem Wohnhochhaus. Inmitten des Hausblocks klafft eine immense Lücke.

Die russische Seite behauptet, dass es ein Angriff mit ukrainischen Drohnen gegeben habe. Die ukrainische Seite vermutet, dass fehlgeleitete russische Raketen den Schaden verursacht haben. https://t.me/voynareal/89388

DREI ANLAGEN ANGEGRIFFEN

In der Nacht auf heute wurden auf dem Territorium Russlands drei wichtige Objekte attackiert. Es handelt sich um die Ölraffinerie und Wolgograd, das Öldepot «Kaluganefteprodukt» in der Siedlung Lyudinove sowie das Hüttenwerk Nowolypetsk. Für alle drei Angriffe ist der militärische Geheimdienst der Ukraine (GUR) zuständig.

Das Hüttenwerk Nowolypetsk ist bereits zum zweiten Mal innert 3 Monaten getroffen worden. Die Leistungen dieses Werkes sind entscheidend für die militärische Ausrüstung von Putins Armee. Ausserdem berichten Bewohner von Wolgograd, dass in der Öl-Raffinerie ein Feuer ausgebrochen sei. https://www.rbc.ua/rus/news/gur-atakuvalo-tri-vazhlivi-ob-ekti-teritoriyi-1715496416.html

GAZPROM TIEFROT

Der russische Staatskonzern «Gazprom» hat die grössten Verluste seit 25 Jahren. Gemäss dem britischen Geheimdienst gingen die Einnahmen von Gazprom im letzten Jahr um etwa 30% zurück, was zu einem jährlichen Nettoverlust von 6,9 Milliarden US-Dollar führte. Gleichzeitig zahlte Gazprom 28 Milliarden Dollar an den russischen Haushalt, was 9 % der Gesamteinnahmen des russischen Haushalts ausmacht: «Die russische Regierung plant, die Steuerlast für Gazprom im Jahr 2024 weiter zu erhöhen, was wahrscheinlich dazu beigetragen hat, dass Gazprom beschlossen hat, seine Investitionen für 2024 um etwa 15 % zu reduzieren», heisst es in der Zusammenfassung. https://twitter.com/DefenceHQ/status/1789569076479599103

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