UKRAINE AKTUELL Nr. 804 (7.5.24/21Uhr)

  • Wie entführte Kinder gebrochen werden
  • Putins Armee mobilisiert Ukrainer
  • Nur 8 Staatschefs am 9.Mai in Moskau
  • Putins Amtseinsetzung mit Pomp
  • Keine Militärtransporte auf Krim-Brücke
  • Russische Regierung droht rundum
  • Belarus an A-Waffen-Manöver beteiligt
  • Attentatspläne gegen ukrainische Spitze
  • Italien will Friedensgespräche

WAS MIT DEN KINDERN GESCHIEHT

Russland hat eine besondere Methodik für die Entführung von Kindern aus der Ukraine. Nach Angaben der Organisation «Falcon Flight» wird den Kindern erzählt, dass ihre Eltern sie verlassen haben.

«Kinder werden dem gleichen Filtrationsverfahren unterzogen wie Erwachsene. Sie werden gezwungen, sich während der Kontrolle auszuziehen, persönliche Gegenstände und Telefone abzugeben, und dürfen keine Fragen stellen.» Ein Kind, das zu einer Filtrationsveranstaltung kommt, werde seiner Würde beraubt und es werde sofort versucht, es zu brechen.

«Alle Kinder, die wir zurückbringen konnten, erzählen, was ihnen über ihre Familien erzählt wurde. Das geschah bei allen in der gleichen Zeitspanne, nach 4 Wochen. Da fingen sie an, darüber zu sprechen, wie die Eltern dich verlassen haben und dass du nicht nach Hause zurückkehrst.»

Es werde sehr methodisch vorgegangen. «Die Kinder werden alle zwei Monate neu aufgeteilt, damit sie kein Gefühl der Einheit haben. Das ist das heute am weitesten verbreitete Szenario von Kindesentführungen.» https://twitter.com/rshereme/status/1787471413521117668

BESETZTE MÜSSEN IN PUTINS ARMEE

In den von Russland besetzten ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk müssen die dort lebenden Männer in der russischen Armee dienen. Dieser Mobilisierungsprozess ist bereits weit fortgeschritten.

Nun plant die russische Armee dasselbe Vorgehen in den besetzten Teil der Region Saporischja im Süden der Ukraine. Geplant sei die Einberufung von 150’000 Ukrainern in die Armee gegen die Ukraine. Das sagte der Leiter des ukrainischen Teils der Region Saporischja. Die entsprechende Infrastruktur sei bereits geschaffen: Militärregistrierungs- und Einberufungsämter, Rekrutierungsstationen sowie Rekrutierungsbüros, in denen militärische Aufzeichnungen geführt werden. Gefährdet sind Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren. https://t.me/uniannet/133076

PARADE MIT WENIG GÄSTEN

Vor wenigen Jahren nahmen noch dutzende von Staatschefs aus allen Himmelsrichtungen an der sogenannten «Siegesparade» des 9.Mai in Moskau teil. Dieses Jahr umfasst das Grüppchen von Staatschefs noch 8 Länder. Teilnehmen werden Weissrussland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kuba, Laos und Guinea-Bissau.

DIE PUTIN-SHOW

Bei der Einsetzung von Putin als Präsident der russischen Föderation nahmen folgende Länder aus Europa teil: Frankreich, Ungarn, Slowakei, Griechenland, Malta, Zypern. https://twitter.com/rshereme/status/1787787446819688458

Die Teilnahme von Frankreich begründete Staatspräsident Emmanuel Macron so, man wolle «Kommunikationswege» mit Russland offenhalten.

Während Putins Amtseinführung erklang Musik aus der Oper «Ein Leben für den Zaren». Patriarch Kirill I – ein Ex-KGB-Agent wie Putin – nannte Putin «Eure Hoheit»und wünschte ihm, bis zu seinem Tod zu regieren. Anton Geraschenko, Berater des ukrainischen Innenministers schreibt: «Es besteht kein Zweifel daran, dass er sich für einen allmächtigen Monarchen hält und sich selbst «gekrönt» hat, um «lebenslang zu regieren».» https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1787901991768736178

Aus dem Text von Artur Rehi, Militärbeobachter aus Estland:
«Heute fand im Kreml die Amtseinführung Putins statt. Der Chefdiplomat der EU, Josep Borrell, rief die EU-Mitgliedstaaten auf, Putins Amtseinführung zu ignorieren und ihre Botschafter nicht zu der Veranstaltung zu entsenden. 21 EU-Länder weigerten sich teilzunehmen. Darunter sind Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Deutschland und andere. Die «illegale Prozession» wurde auch von den USA, Grossbritannien, Kanada und Armenien ignoriert. An der Amtseinführung des russischen Diktators nahmen Vertreter aus Frankreich, Ungarn, Malta, Zypern, Griechenland und der Slowakei teil.

Dies ist die fünfte Amtszeit von Wladimir Putin als Präsident. Sechste, wenn man davon ausgeht, dass Dmitrij Medwedew einfach den Vorsitz für ihn übernommen hat, weil er laut Verfassung nicht mehr als zwei Amtszeiten hintereinander absolvieren konnte. Jeder hat verstanden, dass es Putin war, der das Land regierte.

Bei der Amtseinführung wurde erwähnt, dass er die letzte Wahl mit einem Rekordergebnis gewonnen hat. Natürlich waren sie gefälscht, aber in Wirklichkeit ist Putins Rückhalt in der Bevölkerung ziemlich gross. Hätte es offene, faire Wahlen gegeben, hätte Putin höchstwahrscheinlich gewonnen.

Russland hat sich in eine gewöhnliche Militärdiktatur verwandelt, Wahlen und Amtseinführung sind nur eine schöne Show. Putin mag all diesen königlichen Flitter, um unter dem Feuer der festlichen Artillerie durch den Kreml zu schreiten. Ausserdem ist es notwendig, den Anschein der Legitimität zu wahren.

Die Russen haben eine unausgesprochene Vereinbarung mit den Behörden: Die Behörden können machen, was sie wollen, aber im Gegenzug müssen sie dem Volk das Gefühl von Grösse und Macht vermitteln. Die russische Propaganda hat bis jetzt gute Arbeit geleistet.

Das Verhalten der Menschen auf dem Platz, wo beschädigte Ausrüstung aus der Ukraine gezeigt wird, bestätigt dies nur.

Aber wenn Putin einen grossen Rückschlag erleidet, wie z.B. den Verlust der Halbinsel Krim, könnte das seine Macht härter treffen als alles andere. https://twitter.com/ArturRehi/status/1787824565558669563

KRIM-BRÜCKE NUR TEIL-NUTZBAR

Russland nutzt die Krimbrücke nicht mehr zur Truppenversorgung, da sie nach den ukrainischen Angriffen einstürzen könnte. Das sagte Dmytro Pletentschuk vom Zentrum für strategische Kommunikation der ukrainischen Armee.

Die reduzierte Nützlichkeit der illegal zwischen Russland und der Krim errichtete Brücke führt zu der Forcierung eines alternativen Transportwegs. Es handelt sich um die Eisenbahn zwischen Rostov und der Krim. Gemäss neusten Satellitenbildern, ist der Bau fortgeschritten und es wird mit der vollen Inbetriebnahme Ende dieses Jahres gerechnet. Erste Eisenbahnzüge sind bereits zwischen Mariupol und Volnovakha gerollt. https://www.independent.co.uk/news/world/europe/ukraine-war-crimea-bridge-russia-land-routes-b2540140.html

LAUTE TÖNE AUS MOSKAU

Die Russische Föderation droht Grossbritannien offiziell mit Angriffen auf seine militärischen Einrichtungen: «Alle militärischen Einrichtungen und Ausrüstungen Grossbritanniens auf dem Territorium der Ukraine und ausserhalb ihrer Grenzen können eine Reaktion auf ukrainische Angriffe mit britischen Waffen auf russischem Territorium sein», heisst es in einer Erklärung des russischen Ministeriums.

Das Ministerium reagiert damit auf Aussagen des britischen Aussenministers David Cameron. Dieser hatte letzte Woche in Kyiv gesagt, dass die Ukraine alle Ziele mit britischen Waffen angreifen könne, auch solche auf russischem Boden. (Siehe «Ukraine Aktuell» Nr. 800 vom 3.5.24)

Eine weitere Drohung des Kremls betrifft die F-16-Kampfjets. Verschiedene Länder haben der Ukraine versprochen, solche Flugzeuge an die Ukraine zu liefern und die Piloten werden bereits ausgebildet. Zusätzlich schrieb das russische Aussenministerium, Russland wird F-16-Flugzeuge in der Ukraine unabhängig von ihrer Modifikation als Träger von Atomwaffen betrachten. Damit seien die liefernden Länder legitime Ziele für Russland. https://t.me/uniannet/133090 Im Herbst werden die ersten F-16 aus den Niederlanden in der Ukraine eintreffen. Nach Angaben der niederländischen Verteidigungsministerin Kaisa Ollongren entspricht ein solcher Zeitplan für die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine dem von den Verbündeten vorgegebenen Plan. https://t.me/c/1269013410/66444

A-WAFFEN ÜBUNG MIT BELARUS

Weissrussland beteiligt sich an der vom Kreml angekündigten «nuklearen Übung». Geplant sei, «das gesamte Spektrum der Aktivitäten von der Planung über die Vorbereitung bis zum Einsatz von Schlägen mit taktischen Nuklearsprengköpfen».

An der Übung beteiligt sind ein Geschwader Su-25-Angriffsflugzeuge, die 465. separate Raketenbrigade mit ihrem Iskander-M-Raketensystem und die 336. Raketenartilleriebrigade, die mit dem Raketensystem Polonez-M bewaffnet ist.

Das berichtet die oppositionelle belarussische Rechercheplattform «Hayun – Belarus» und beruft sich auf das belarussische Verteidigungsministerium. Die weissrussische Inspektion sei mit den Übungen Russlands «synchronisiert». Für die belarussischen Übungen werden wahrscheinlich die Übungsgelände Asipowitschski und Nioman genutzt. https://twitter.com/Hajun_BY/status/1787836632550244737

ATTENTAT AUF SPITZE GEPLANT

Gegen den ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyj, den Chef des Geheimdienstes (SBU) Wassili Maljuk und den Chef des militärischen Geheimdienstes (GUR) Kyrylo Budanov waren Attentate geplant. Der ukrainische Geheimdienst SBU verhaftete heute zwei Militärpersonen, welche aktiv an diesen Plänen gearbeitet haben. Die beiden Obersten waren Mitglieder des für Personenschutz zuständigen ukrainischen Staatsschutzabteilung (UGO).

Geleitet worden sei die Operation vom russischen Geheimdienst FSB. Dieser suche aktiv Personen, welche im Sicherheitsumfeld von Zelenskyj, Maljuk und Budanov arbeiten. Nach Angaben der Ermittler war Folgendes geplant: Die beiden Sicherheitsmitarbeiter sollten Informationen über die Bewegungn der drei potentiellen Opfer sammeln. In einem nächsten Schritt sei der Einsatz von Raketen und Drohnen gegen die Attentats-Ziele geplant gewesen.

«Zu dem Netzwerk, dessen Aktivitäten der FSB von Moskau aus überwachte, gehörten zwei UGO-Oberste», die nun verhaftet worden seien, schreibt der Geheimdienst. https://t.me/c/1269013410/66461

3’000 VERFAHREN WEGEN VERRAT

Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) hat 3’000 Verfahren gegen Bürger eröffnet, die für den Feind gearbeitet haben. Seit Beginn des umfassenden Überfalls Russlands auf die Ukraine hat der SBU mehr als 2’500 Verfahren gegen Verräter und fast 500 Verfahren gegen Überläufer eröffnet. Dabei seien dutzende von russischen Geheimdienstnetzwerke entdeckt und aufgelöst worden.

Die russischen Dienste finden die Verräter meistens unter Kriminellen und speziell auf Sozialen Medien.

Eine Detailreiche Recherche über bisher gefasste Verräter hat die ukrainische Nachrichtenagentur RBC veröffentlicht: https://www.rbc.ua/rus/news/vorogi-derzhavi-k-fsb-verbue-agentiv-ukrayini-1714992398.html

ITALIEN WILL FRIEDENSGESPRÄCHE

Der italienische Verteidigungsminister fordert einen Waffenstillstand in der Ukraine und Friedensgespräche mit Putin. Guido Crosetto sagte, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland seien gescheitert und forderte den Westen auf, mehr zu tun, um mit Putin eine diplomatische Lösung zur Beendigung des Krieges in der Ukraine zu finden. Der Westen habe fälschlicherweise geglaubt, seine Sanktionen könnten die russische Aggression stoppen, aber er habe seinen wirtschaftlichen Einfluss in der Welt überschätzt: «Stattdessen besteht die einzige Möglichkeit, diese Krise zu lösen, darin, alle einzubeziehen, zuerst einen Waffenstillstand und dann Frieden zu erreichen.» https://t.me/uniannet/133079

Italien liefert der Ukraine keine Waffen für Angriffe auf dem Territorium der Russischen Föderation. Dies sagte heute der italienische Aussenminister Antonio Tajani. «Wir stellen keine Ausrüstung zur Verfügung, die außerhalb der Ukraine verwendet werden kann. Wir befinden uns nicht im Krieg mit Russland», sagte Tajani, der auch Parteichef der rechtspopulistischen Bewegung «Forca Italia» des verstorbenen Financiers Silvio Berlusconi ist. https://t.me/operativnoZSU/144962

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