Ukraine Aktuell Nr. 488 (26.6.23/22Uhr)

PUTINS REDE NACH DER MEUTEREI

Um 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit begann Putin seine vom TV übertragene als «historisch» angekündigte Rede mit den Worten: «Liebe Freunde, heute wende ich mich wieder einmal an alle russischen Bürger».

Die wichtigsten Punkte:

– Der bewaffnete Aufstand wäre in jedem Fall niedergeschlagen worden;

– Die Organisatoren des Aufstandes haben das Volk verraten, und das ist genau das, was die Neonazis in Kiew und im Westen wollten: Sie wollten, dass sich die Russen gegenseitig umbringen;

– Die überwältigende Mehrheit der Wagner-Soldaten sind Patrioten, sie wurden im Dunkeln eingesetzt;

– Ich bin jenen Wagner-Soldaten dankbar, die aufgehört haben, die nicht ins Blutvergießen gegangen sind;

– Ich schlage vor, dass die Wagner-Soldaten einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnen, nach Hause zurückkehren oder nach Belarus gehen. https://t.me/c/1394092619/50397

In einer Reaktion schreibt der Analyst Sergej Sumlenny vom «European Resilience Initiative Center» wütend: «Der Kontrast zwischen Putins „historischer“ Ankündigung und dem Ergebnis ist in der Tat historisch. Manchmal versprechen ältere Männer eine bombastische Nacht, aber ihre Leistung ist dann jämmerlich.» https://twitter.com/sumlenny/status/1673419394246930458

PRIGOSCHINS RECHTFERTIGUNG

Der Financier der Söldnerfirma «Wagner PMC», Jewgeni Prigoschin, hatte zuvor auf Telegram die gescheiterte Rebellion vom Wochenende verteidigt:

Sie seien nicht nach Moskau gegangen, um die Regierung zu stürzen: «Wir wollten kein russisches Blut vergiessen. Wir wollten unseren Protest demonstrieren, nicht die Regierung im Lande stürzen.»

Gleichzeitig lobte er den belarussischen Diktator Lukaschenko, der angeblich angeboten habe, «eine Lösung für die weitere Arbeit des Wagner PMC zu finden». https://t.me/c/1394092619/50385

ANGEBLICH ZELTLAGER FÜR SÖLDNER

In der weissrussischen Region Mogilev wurde beim Ort Osipovichy mit dem Bau von Feldlagern für die Unterbringung der Wagner-PMC-Kräfte begonnen. Über die Zeltlager berichtet der pro-Kreml-Blogger Boriz Rozhin. Das Lager habe eine Grösse von 24’000 Quadratmeter und eine Kapazität von 8’000 Betten. https://t.me/boris_rozhin/90408

Die weissrussiche Oppositionsplattform «Belaruski Hayun» bezweifelt die Information: «Wir verfügen derzeit über keine Daten, die die Informationen über den Bau des Lagers für das PMC «Wagner» in der Nähe von Osipovichy bestätigen würden.» https://t.me/Hajun_BY/7017

Der ukrainische Analyst Igor Sushko schreibt lediglich: «Wagner führt vorerst den Betrieb auf dem Militärstützpunkt Molkino in Russland fort, einschließlich der Rekrutierung.» https://twitter.com/igorsushko/status/1673316427284217858

VERFAHREN GEGEN PRIGOSCHIN

Entgegen ersten Meldungen wurde das Verfahren wegen Hochverrat gegen Jewgeni Prigoschin nicht eingestellt. Die bewaffnete Rebellion vom Freitag und Samstag wird immer noch untersucht. Das schreibt die russische Zeitung «Kommersant» unter Berufung auf eine Quelle in der Strafverfolgung.

Das Strafverfahren war eingeleitet worden, nachdem Prigoschin am Freitagabend den «Marsch der Gerechtigkeit» angekündigt und behauptet hatte, dass seine Söldner absichtlich vom russischen Militär beschossen worden seien. https://twitter.com/KyivIndepe…/status/1673322233073217536

Nachdem Prigoschin am Samstag seine Söldner zurückgerufen hatte, gab der Kreml bekannt, dass Prigoschin nach Weisssrussland ausreisen und das Verfahren gegen ihn eingestellt werde.

PRIGOSCHINS TOD GEFORDERT

Der international gesuchte Terrorist und ehemalige Anführer der Donbas-Republik, Igor Girkin (aka «Strelkow») fordert, dass Prigoschin getötet werden solle. Girkin schrieb heute: «Er hat eine bewaffnete Meuterei inszeniert, um nicht Macht und Status zu verlieren. Weder er noch seine Befehlshaber haben etwas anderes verdient als eine Kugel in den Hinterkopf, und es gibt keine Entschuldigung oder Verständnis für den Verrat.» https://t.me/strelkovii/5726

PRIGOSCHINS LUXUSLEBEN

Die deutsche Bild-Zeitung zeigt heute, welche Güter der Kriegsverbrecher und Söldnerchef Jewgeni Prigoschin besitzt.

Prigoschin sei Milliardär und ihm gehört unter anderem eine Luxusvilla in Sankt Petersburg, die gemäss der Anti-Korruptionsstiftung von Nawalny fast100 Millionen Euro Wert hat. Ebenfalls in Prigoschins Besitz ist ein privates Hawker-Flugzeug für 2 Millionen Euro, welches wegen der Sanktionen auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg festsitzt, die Jacht «Sankt Vitamin» für 6 Millionen Euros, Luxus-Pferde und Oldtimer-Autos.

Seine Darstellung des einfachen Söldner-Chefs der an der Front mit Uniform und schussischereren Westen auftritt ist nur eine der PR-Seiten. https://www.bild.de/…/prigoschin-ist-milliardaer-das…

SCHOIGU ZEIGT SICH ÖFFENTLICH

Der russische Kriegs-/Verteidigungsminister Sergei Schoigu zeigt sich heute erstmals seit der Meuterei von Prigoschin und seinen Söldner öffentlich. Zu sehen ist, wie er mir Generälen eine Frontkarte bespricht. Wo und wann das Video aufgenommen wurde, ist nicht klar Erwähnenswert ist auch, dass Schoigu di Meuterei vom Wochenende bisher nicht kommentiert hat. https://twitter.com/s_hnizdovskyi/status/1673230300820697088

Nicht zu sehen ist seit mehreren Wochen der von Prigoschin ebenfalls kritisierte Generalstabschef und Verantwortliche für den Ukraine Feldzug Waleri Gerassimow.

LAWROW BESCHULDIGT WESTEN

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow sagte heute, dass die russischen Geheimdienste die mögliche Beteiligung westlicher Spione am «Prigoschin-Aufstand» untersuchen. In einem Video https://twitter.com/i/status/1673327472601964552 sagte Lawrow, die USA hätten offiziell bekannt gegeben, dass die Ereignisse eine innere Angelegenheit Russlands seien, das sie sich Sorgen um die Nuklearwaffen machen, aber ansonsten alles gut sei. Es gäbe aber, so Lawrow, Anzeichen und Signale, welche diese offizielle Position als fragwürdigt erscheinen lassen. https://twitter.com/kevinrothrock/status/1673327472601964552

RUSSEN ZURÜCK GEDRÄNGT

Im Süden der Ukraine an der sogenannten «Welyka-Nowosilka-Front» haben ukrainische Streitkräfte das Dorf Rivnopil an der Grenze zwischen den Gebieten Saporischschja und Donezk befreit. Insgesamt sind seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive eine Fläche von 120 km2 an der Welyka-Nowosilka-Front wieder unter Kontrolle der Ukrainer. https://twitter.com/ukraine_map/status/1673318266100494339

Die aktuelle Kriegskarte zeigt, wie die Ukrainer an der «Welyka-Nowosilka-Front» breit vorrücken und welche Orte sie bereits befreit haben.

Erfolge der Ukrainer melden auch pro-russische Kanäle:

«Der Feind hat die Kontrolle übernommen:

– Dachas bei Aleshki wieder unter voller Kontrolle des Feindes.

– Das Gebiet der Brücke in der Nähe von Aleshki (linkes Dnjepr-Ufer) – bis zu 50 feindliche Truppen, die aktiv von Mörsern und feindlicher Artillerie gedeckt werden;

– Das Ufer von Golaya Prystan ist umkämpft.» https://t.me/strelkovii/5741

RELATIVIERUNG DER ERFOLGE

Russische Militärblogger hatten berichtet, dass ukrainische Soldaten bei Kherson die linken Seite des Dnjeprs erreicht hätten und sich dort festlegen. Dazu schreibt die gut informierte Plattform Special Kherson Car/@bayraktar_1love, dass dies «technisch gesehen» korrekt sei.

Aber die genannte Gegend sei von Sümpfen durchzogen und bis zum Festland müssten 2 bis 5 Kilometer überwunden werden, was angesichts der russischen Verteidigung schwierig sei. Würde die Ukraine dieses Gebiet unter ihre Kontrolle bringen, sei das benachbarte Kherson etwas sicherer vor Mörserbeschüssen. «Erwarten Sie jedoch keine grandiosen Durchbrüche ukrainischer Truppen in der Region durch russische Stellungen.» https://twitter.com/bayraktar…/status/1673076704393195520

DAS SÜSSE LEBEN DER SANKTIONIERTEN

Russische Oligarchen und Familien von Regierungsbeamten, die für den Krieg in der Ukraine verantwortlich sind, geniessen das «savoir vivre» in Frankreich. Dazu gehören unter anderem die Familie des Kreml-Sprechers Dmitri Peskow.

Die französische Rechercheplattform Mediapart zeigt auf, welche sanktionierten Personen wo in Frankreich leben. https://www.mediapart.fr/…/guerre-en-ukraine-des…

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