Ukraine Aktuell Nr. 467 (5.6.23/22Uhr)

OFFENSIVE FALSCHMELDUNGEN

(Der Titel ist durchaus und absichtlich zweideutig gemeint)

Heute Morgen verkündete das russische Verteidigungsministerium «den Beginn einer gross angelegten ukrainischen Offensive, die am 4. Juni in fünf Frontgebieten im Süd-Donezk-Sektor begonnen hat». Praktisch gleichzeitig (7Uhr) warnte das ukrainische Zentrum für strategische Kommunikation, dass «die Russen ihre Informations- und psychologischen Operationen verstärken.»

Die russischen Telegramkanäle würden mit «ungenauen Informationen über die Kampfhandlungen der ukrainischen Streitkräfte überschwemmt». Die «falschen Informationen» betreffen die Gegenoffensive, ihre Richtung und die Verluste der ukrainischen Truppen. «Zu diesem Zweck», so die Ukrainer, «wurden alte Videos und Fotos von beschädigter Ausrüstung, Toten und Gefangenen vorbereitet.» https://t.me/AFUStratCom/18278

So kam es auch im Laufe des Tages.

DREI TEILERFOLGE

Für Hanny Malyar, stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, gibt es einen Grund für die russischen Falschmeldungen: «Warum verbreiten die Russen aktiv Informationen über eine Gegenoffensive? Weil sie die Aufmerksamkeit von der Niederlage im Sektor Bakhmut ablenken müssen.» Die Bakhmut Lage fasste Malyar so zusammen: «Bakhmut bleibt das Epizentrum der Feindseligkeiten. Wir bewegen uns dort auf einer ziemlich breiten Front. Wir machen Fortschritte. Wir besetzen die vorherrschenden Anhöhen. Der Feind ist in der Defensive und versucht, seine Positionen zu halten.» In einigen Gegenden gehe man zu «offensiven Operationen» über. Zwei dieser Beispiele nannte Maylar am Abend: «Orichowo-Wassiliwka, Paraskowiwka Gebietsgewinne 200 bis 1’600 Meter und Iwaniwske, Klischtschijevka Gebietsgewinne 100 bis 700 Meter. https://t.me/annamaliar/815

GENUG WAFFEN FÜR OFFENSIVE

Die Ukraine verfügt über genügend Waffen für eine Gegenoffensive. Das sagte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba gegenüber Reuters. Kuleba widersprach damit westlichen Medien, die behauptet hatte, dass die Ukraine nicht genug Waffen für ihre ehrgeizigen Ziele, darunter die Befreiung der Krim hätten. https://www.reuters.com

Bereits vor Kuleba hatte John Kirby vom Nationalen Sicherheitsrat der USA gesagt, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten der Ukraine alles zur Verfügung gestellt haben, was das Land für eine erfolgreiche Gegenoffensive benötigt. https://aldrovandi.net/2023/06/02/ukraine-aktuell-nr-464-2-6-23-23uhr

RUSSEN-LEGION LIQUIDIERT OBERST

Bei ihren Aktionen in der russischen Region Belgorod ist es Anti-Putin-Kräften gelungen, einen russischen Oberst zu liquidieren. Fotos der Leiche und der Ausweispapiere wurden auf dem Kanal der «Legion Freiheit Russland» veröffentlicht. https://t.me/c/1394092619/48521

Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes GUR handelt es sich bei dem Toten um den 52-jährigen Oberst der Garde Andrej Wassiljewitsch Stesew, der ranghöchste operative Offizier in Belgorod. Er sei im Dorf Nowaja Tawolzhanka getötet worden. Zuvor diente Stesew als Kommandeur der russischen Eliteeinheit des «104. Luftlande-Sturmregiments». https://t.me/DIUkraine/2384

BELGOROD DORF «UNTER KONTROLLE»

Dorf Nowaja Tawolzhanka sei unter Kontrolle der Russische Freiwilligenkorps (RDC), schreibt die Organisation auf ihrem Telegram-Kanal. Das Dorf sei weder für die regionalen noch für die föderalen – also nationalen – Behörden von Interesse. Das Schicksal Russlands ausserhalb der grossen russischen Zentren sei den Behörden gleichgültig. «Deshalb handeln wir», schreibt die RDC. https://t.me/russvolcorps/587

PANIK IN SHEBEKINO

Seit Tagen kämpfen die «Legion Freiheit Russland» und das «Russische Freiwilligenkorps (RDC)» als bewaffnete Anti-Putin Kraft um die Stadt Shebekino in der Region Belgorod. Unter den Kämpfen leiden die Bewohner und bei diesen macht sich Panik breit. Zivilisten verbreiten in der Stadt die Meldung, dass die russische Armee die Stadt nächstens mit Artillerie dem Erdboden gleichmachen wolle, weil sie nicht gegen die bewaffnete Opposition ankomme. Die Bewohner beginnen ihre Häuser zu räumen und alles Wertvolle mitzunehmen. Das berichtet der Verteidigungsnachrichtendienstes der Ukraine (DIU). https://t.me/DIUkraine/2386

GEFANGENE IDENTIFIZIERT

Gestern zeigten die Anti-Putin-Kräfte eine Gruppe von russischen Soldaten, die sie als ihre Gefangene bezeichnete. Mit Hilfe von Suchdiensten in sozialen Netzwerken konnte «We Can Explain» mehrere Personen identifizieren. Es handelt sich offenbar um einfache Soldaten. Vier von ihnen stammen aus der Stadt Velikiye Luki, Region Pskow. Je ein Gefangener stammt ebenfalls aus der Region Pskow und ein anderer aus der Region Twer.

Alle Gefangenen wurden den ukrainischen Behörden übergeben und sollen gegen ukrainische Gefangene ausgetauscht werden. https://t.me/astrapress/28810

EVAKUIERUNG VON DÖRFERN

Auf der ukrainischen Seite der Grenzregion zu Belgorod wurden ukrainische Dörfer in den letzten Tagen vermehrt von russischen Truppen beschossen. Nun wird eine Evakuierung erwogen, sagte der Leiter der regionalen Militärverwaltung Oleh Syniehubov: «In letzter Zeit hat die Zahl der Angriffe in der Region zugenommen. Allein in den letzten Tagen beschoss der Feind mindestens 26 Ortschaften in der Region. Zwei Menschen starben und drei wurden verwundet. Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle. Und wir treffen jetzt Entscheidungen über eine mögliche Zwangsevakuierung aus den Grenzsiedlungen, wo sich die militärische Lage verschlechtert», sagte er. https://t.me/c/1394092619/48524

DRUCK AUF KLITSCHKO STEIGT

Die Leiter der staatlichen Bezirksverwaltungen von Kiew haben einen gemeinsamen Appell an den Bürgermeister der Stadt, Vitali Klitschko, gerichtet. Sie forderten ihn auf, von einem seiner Ämter zurückzutreten – entweder vom Bürgermeisteramt oder vom Posten des Leiters der Kiewer staatlichen Stadtverwaltung. Die Beamten sind der Meinung, dass Klitschko nach dem Vorfall mit der geschlossenen Unterkunft versucht, alle Verantwortung auf die Bezirksbehörden abzuwälzen, obwohl er nach Ansicht der Leiter selbst die Macht in seinen eigenen Händen konzentriert hat. https://t.me/c/1394092619/48528

Bereits am 2.Juni meldete ich an dieser Stelle, dass die Zukunft von Klitschko offen ist, nachdem wegen eines geschlossenen Bombenschutzkellers drei Menschen bei einem russischen ums Leben kamen. https://aldrovandi.net/2023/06/02/ukraine-aktuell-nr-464-2-6-23-23uhr/

MOSKAUER JOURNALISTIN VERURTEILT

Das Moskauer Bezirksgericht Timirjasewski verurteilt die RusNews-Journalistin Yulia Petrova zu einer Geldstrafe von 150’000 Rubel (1’680 Franken). Sie war gestern festgenommen worden, als sie über eine Kundgebung zugunsten von Alexey Navalny und die Verhaftung von deren Teilnehmern berichten wollte. Konkret wurde ihr vorgeworfen, dass sie ein gestreutes Flugblatt vom Boden aufgehoben hatte. Die sie verhaftenden Polizisten warfen ihr vor, dass das Flugblatt ihr gehört und sie an der Kundgebung teilgenommen habe. https://t.me/rusnews/35894

Aktuell sammelt die Redaktion von RusNews Geld, um die Busse zu bezahlen und die Journalistin wird Einsprache gegen das Urteil erheben.

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