Foto: Natalia Sivak posiert für ein Foto mit einem Plakat, das die Freilassung ihres Bruders, des ukrainischen Soldaten Yakiv Nehrii, aus russischer Gefangenschaft fordert. Nehrii wurde nach der russischen Besetzung der Schlangeninsel, eines kleinen, aber strategisch wichtigen Aussenpostens im Schwarzen Meer, zu Beginn des totalen Krieges gefangen genommen.
Am Abend des 24. Februar erhielt Nataliia Sivak eine erschreckende Nachricht von ihrem jüngeren Bruder, dem ukrainischen Soldaten Yakiv Nehrii. «Sag allen, dass ich sie sehr liebe», hiess es in der Nachricht. «Wir werden schwer angegriffen.» Es war das letzte Mal, dass sie von ihm hörte.
Als Russland seinen umfassenden Krieg gegen die Ukraine begann, diente der 22-jährige Marine-Infanterist Nehrii auf der ukrainischen Schlangeninsel (Zmiinyi). Er wurde zusammen mit anderen ukrainischen Verteidigern gefangengenommen als Russland die Insel vorübergehend besetzte.
Die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Vereshchuk erklärte im Juni, dass 75 Verteidiger der Schlangeninsel von Russland gefangen genommen worden seien. Am 7. November sagte der ukrainische Ombudsmann Dmytro Lubinets, dass 30 von ihnen bereits nach Hause zurückgekehrt seien. Der Bruder von Sivak war nicht darunter.
Wie aus dem Nichts erhielt sie im Juni einen Brief aus Nehrii. Das Rote Kreuz habe ihn überprüft, sagte sie.
«Er war auf Russisch geschrieben, und der erste Absatz war eindeutig diktiert», sagte sie.
In dem kurzen, handgeschriebenen Brief schrieb Nehrii, dass er «gut, lebendig und gesund» sei und in Russland bleiben würde. Er sagte auch, dass er sie liebe und dass er nach Hause zurückkehren werde, «sobald alles vorbei ist».
Nehrii wurde im Juli 22 Jahre alt. Sivak sagt, sie habe seinen Geburtstag nicht gefeiert. Auch ihre eigenen Geburtstage und die ihrer Kinder hat sie in diesem Jahr nicht gefeiert.
«Wir werden erst feiern, wenn mein Bruder nach Hause kommt», sagt sie und weint. «Ich möchte glauben, dass er das tun wird.»
Auszüge aus einem Artikel von Daria Shulzhenko, veröffentlich bei «The Kiew Independent. (https://kyivindependent.com/national/they-hope-their-loved-ones-return-home-from-russian-captivity) .
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