UKRAINE STORYS: Wer die Russen erschossen hat

Am letzten Samstag wurden auf einem Militärgelände in der russischen Region Belgorod mindestens 15 Soldaten erschossen und 11 verletzt. Die Tat sei von zwei «Terroristen» verübt worden, sagte die russische Regierung. Archiv: «Schiesserei in Belgorod: https://aldrovandi.net/2022/10/15/ukraine-aktuell-15-10-22-23uhr/

Russische Oppositionsplattformen berichteten zwei Tage später, dass die Täter moslemische Tadschiken gewesen seien.
Der Schiesserei vorausgegangen sei eine Beleidigung «Allahs» durch russische Offiziere. Archiv: «Neues zum Belgorod-Massaker: https://aldrovandi.net/2022/10/17/ukraine-aktuell-17-10-22-23uhr/

Nun deckt «ChrisO», Rechercheur zu militärischen Fragen, den Hintergrund zu einem der Täter auf: https://twitter.com/ChrisO_wiki/status/1583002097053597696 :

Wurden die Tadschiken, die am 15. Oktober eine Massenerschiessung auf einem russischen Truppenübungsplatz verübten, gegen ihren Willen mobilisiert?
Berichte aus russisch- und tadschikischsprachigen Medien deuten darauf hin, dass dies tatsächlich der Fall gewesen sein könnte, obwohl noch vieles ungewiss ist.

«Vlasti» berichtet, dass männliche Staatsbürger Tadschikistans, die in Russland leben, plötzlich verschwunden sind. Das habe ihre Verwandten befürchten lassen, dass sie gewaltsam mobilisiert wurden. Einer der Schützen, der 24-jährige Ehson Aminzoda (Bild oben), könnte unter ihnen gewesen sein.

Aminzoda soll der Sohn eines ehemaligen hochrangigen tadschikischen Regierungsbeamten sein. Er arbeitete mehrere Monate in einem Restaurant in Moskau und sparte Geld für eine Hochzeit, da er in Tadschikistan verlobt war. Er hatte keine russische Staatsbürgerschaft.

6 TAGE NACH DEM VERSCHWINDEN TOT

Aminzodas Verwandte sagen, er habe nicht die Absicht gehabt, in den Krieg zu ziehen.

Sie sagten, er sei am 10. Oktober in der Nähe der Metrostation Lyublino im Südosten Moskaus «verschwunden». Laut «Radio Ozodi» hörten Aminzodas Verwandte zuletzt an jenem 10. Oktober von ihm, als er ihnen sagte, er werde Freunde in Lyublino besuchen. Freunde sagten, er sei von der Polizei angehalten worden.

Am 16. Oktober erhielt die Familie von den russischen Behörden die Nachricht von seinem Tod.

KEIN RADIKALER

Nach dem 10. Oktober suchten ihn seine Freunde: «Alle dachten, er sei zu seinen Bekannten gegangen oder nach Tadschikistan zurückgekehrt. Er war nicht radikal, er unterschied sich nicht von anderen jungen Menschen in einem Restaurant gearbeitet.»

Sein Bruder wurde am Tag nach der Massenerschiessung über Aminzodas Tod informiert.
Er sagt: Aminzoda sei «ein gewöhnlicher Einwanderer gewesen, der arbeiten und sein Leben aufbauen wollte».

ZWANGSMOBILISIERT

Nach der offiziellen Version wurde Aminzoda freiwillig vom Militärregistrierungs- und Rekrutierungsamt des Moskauer Bezirks Chertanovsky, etwa 10 km von Lyublino entfernt, mobilisiert.
Es gab jedoch viele Berichte darüber, dass die Polizei wahllos Männer zur Mobilisierung mitnahm.

Es ist zu vermuten, dass Aminzoda von der Polizei festgenommen und gewaltsam in das Mobilmachungsbüro gebracht und dort eingezogen wurde, obwohl er (als nicht-russischer Staatsbürger) nicht betroffen war. Es gab viele Berichte über die Missachtung der Zulassungsregeln.

Ich habe vor ein paar Tagen vorausgesagt https://twitter.com/ChrisO_wiki/status/1581578819298742273 , dass sich herausstellen könnte, dass die Schützen aus Moskau oder St. Petersburg stammen würden, zwangsmobilisiert worden wären und in einem Arbeiterjob mit geringem Einkommen gewesen wären.

Es scheint, dass dies zumindest für Aminzoda der Fall gewesen sein könnte.

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