Der amerikanische Militärblogger «Jomini of the West» zeigt auf, wie es der Ukraine gelang, die russischen Truppen im Donbass zu überrennen und zur wilden Flucht zu bringen.
Er veröffentlicht dazu eine detaillierte Karte https://twitter.com/…/status/1568737425597386752/photo/1 aller operativen Bewegungen und beteiligten Einheiten.
Noch interessanter finde ich den Text des Militärbloggers, den ich hier – redaktionell bearbeitet – veröffentliche.
Jomini schreibt: «Die vereinten Streitkräfte der Ukraine (ZSU) haben die wahrscheinlich erfolgreichste Gegenoffensive seit der «Operation Gazelle» der israelischen Armee im Jom-Kippur-Krieg 1973 durchgeführt.»
«REFLEXIVE KONTROLLE»
Die vereinten Streitkräfte der Ukraine (ZSU) haben erfolgreich das Konzept und die Praktiken der «reflexiven Kontrolle» genutzt.
(«Reflexive Kontrolle» bedeutet: Den Gegner so täuschen, damit er in eine unkluge Vorgehensweise investiert, die direkt gegen seine Ziele wirkt. Im konkreten Fall bedeutet das: Durch die Südoffensive der Ukrainer wurden die Russen zu Truppenverschiebungen aus dem Donbass in den Süden provoziert. Damit wurde die russische Donbass-Präsenz geschwächt.)
Mit der «reflexiven Kontrolle» wurde ein notweniger Manöverierraum geschaffen und eine Manövriergruppe zum Einsatz gebracht, die in ihren Kapazitäten sehr ähnlich ist, wie NATO-Manöverdivisionen. Der ukrainischen Maövergruppen gelang es, in die geschwächte linke Flanke und das Heck der der russischen Streitkräfte um Izyum einzudringen, sie auszunutzen und zu durchbrechen.
GEDULD ZAHLT SICH AUS
Die ukrainischen Streitkräfte (ZSU) nahmen sich die notwendige Zeit für die Vorbereitung ihrer erfolgreichen Offensive.
(Anmerkung: Die Südoffensive wurde mit Nadelstich-Angriffen und Zerstörungen von Munitionslagern und Transportwegen stufenweise eskaliert und zwangen die russische Armeeführung zum handeln, auf Kosten der Präsenz im Donbass.)
Mit der seit Anfang September begonnenen Offensive im Donbass gelang es den ukrainischen Truppen innerhalb von nur einer Woche einen Grossteil der Geländegewinne der Russen zunichte zu machen, welche diese über Monate aufgebaut hatten.
Zum Zeitpunkt dieser Bewertung sind die ZSU-Kräfte bereits weiter nach Norden in den nördlichen Bezirk Kharkiv vorgedrungen und haben Velykyi Burluk befreit.
RUSSEN IN DER DEFENSIVE
Die russischen Streitkräfte befinden sich nun in einer schwierigen Situation. Sie haben eindeutig die operative Dynamik und die strategische Initiative verloren.
Mit dem Verlust von Izyum, Kupyansk und Velvykyi Burluk ist die Position der russischen Streitkräfte im Donbas nun operativ gefährdet und auch strategisch instabil.
RUSSISCHES POTENTIAL NEUTRALISIERT
Der grösste Kampffaktor der russischen Armee sind massive Artillerieangriffe mit Luftunterstützung. Mit diesen Mitteln bekämpft Putins Armee gewöhnlich ukrainische Vorstösse und schafft für die eigenen Bodentruppen einen operativen Vorteil.
Dieser Kriegsfaktor ist aktuell sehr geschwächt: Die russischen Waffen wurden weit hinter den Frontlinien mit Hilfe von weitreichenden westlichen Präzisionsartillerie und mit Hilfe von lokalen Partisanen neutralisiert.
Wenn der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte seine Offensive in dieser Region weiterhin logistisch unterstützen kann, ist es wahrscheinlich, dass die Russen in den kommenden Tagen weiter an Boden verlieren werden.