UKRAINE STORYS: Putins Armee fehlen die Soldaten

Behauptet wird bisher, dass die Zustimmung zur Politik Putins im eigenen Land hoch sein soll.Die letzten «Umfrage»-Werte sind relativ alt, erschienen Anfang April. Damals betrug die Zustimmung 82% und war gegenüber Mitte Februar angeblich sprunghaft gestiegen.

FAST 40’000 TOTE RUSSEN

Bekannt ist, dass der Krieg in der Ukraine viele Todesopfer auf beiden Seiten fordert. Nach ukrainischen Angaben sind auf russischer Seite bisher fast 40’000 Soldaten und Offiziere gefallen. Putins Armee muss immer wieder Bataillone ins eigene Land zurückziehen und aus den Überresten neue Kampfgruppen formen.

DESSERTIONEN UND VERRATENE SÖHNE

Von ukrainischer Seite wird behauptet, dass unter den russischen Soldaten die Zahl der Desertionen zunimmt und sich viele selbst verstümmeln, um ins Lazarett und damit weit weg von der Front zu kommen.

In Russland selber gibt es dokumentierte Einzelfälle, dass Mütter ihre eigenen Söhne, die sich nicht fürs Militär gemeldet haben, bei den Einberufungsbehörden verraten. Sie tun dies als Disziplinierungsmassnahme ihrer «missratenen Söhne» oder in der Hoffnung auf eine Soldatenrente, wenn der Sohn im Krieg stirbt. https://aldrovandi.net/…/ukraine-storys-wie-russische…/

REKRUTIERUNG VON SÖLDNERN

Die als «Wagner-Gruppe» bekannte Söldnerarmee rekrutiert Kriminelle in russischen Gefängnissen. Darunter sind auch verurteilte ehemalige Polizisten, Gardisten oder Gefängnisaufseher. Die Rekrutierung soll erfolgreich sein. Bereits haben sich mehrere hundert «Freiwillige» gemeldet.

Ihnen werden recht hohe Gagen für den Kriegseinsatz und stattliche Todesrenten versprochen. Ausserdem wird ihnen der Rest der Gefängnisstrafe erlassen, wenn sie sich für den Einsatz in der Ukraine melden. https://aldrovandi.net/…/ukraine-storys-wie-russland…/

REKRUTIERUNG FÜR PUTINS ARMEE

Die «Rand-Corporation» ist eine nach dem zweiten Weltkrieg gegründete «Denkfabrik», hat ihren Sitz in Santa Monica, Kalifornien und berät die amerikanische Armee in Verteidigungsfragen.

Dara Massicot ist eine von 1’800 Angestellten der Rand-Corporation. Sie ist eine erfahrene Politik-Beobachterin mit Schwerpunkt Recherchen zur russischen Armee.

Von ihr (@MassDara) gibt es eine Serie von Beiträgen zum Thema Rekrutierungsperiode 2023 für die russische Armee, die ich interessant finde und hier zusammenfasse.

WENIGER REKRUTEN

Die jährlich stattfindende Rekrutierung für die russische Armee endete offiziell am 15.Juli. Dara Massicot hat die ihr vorliegenden Zahlen bis Ende Juni aufbereitet.

Erkenntnis 1: In den 8 russischen Gebiete («Oblaste»), zu denen Informationen über die Einberufungszahlen vorliegen, haben die meisten Mitte Juni ihre Einberufungsquote zu 30 % oder weniger erfüllt. Der beste Wert war 35% nach Zweidrittel der Zeit. Die meisten «Oblaste» hatten zwischen 18-30% ihre Ziele erreicht und einige lagen im einstelligen Bereich.

Erkenntnis 2: Die russische Föderation hat 46 Oblaste, also sind 8 Oblaste nur 17%. Aber in keinem der Oblaste wurde die Rekrutierungsziele auch nur annähernd erreicht. Diese Regionen sind geographisch und von der Bevölkerungsdichte her sehr unterschiedlich. Dies deutet auf einen allgemeinen Trend zu einer schleppenden Einberufung hin.

Erkenntnis 3: In allen Oblasten sind die Rekrutierungszahlen zu diesem Zeitpunkt tiefer als in den vergangenen Jahren. Da aber nur wenige Zahlen vorliegen, ist dies mit Vorsicht zu geniessen. Möglich ist, dass gegen Ende ein Rekrutierungsoffensive stattfindet.

VERSTECKEN UND BESTECHUNGSGELDER

Es gibt Hinweise darauf, dass angesichts der hohen Opferzahlen in der Ukraine in Russland in den Familien wieder alte Methoden zum Einsatz kommen, mit denen die Söhne geschützt werden: Die Söhne werden versteckt oder es werden Bestechungsgelder bezahlt, um sie vor der Einberufung zu bewahren.

In Sibirien sind 14’000 Rubel (243 Franken) für einen Dienstuntauglichkeits-Attest üblich. Die 14’000 Rubel entsprechen zwei Monatslöhnen bei einem – laut russischem Statistischem Amt – monatlichen Durchschnittseinkommen von 7’738 Rubel.

NICHT AN DIE FRONT, BITTE

In einigen Regionen wollen die Eltern von den Kommissariaten die Zusicherung, dass ihre Söhne nicht in die Ukraine geschickt werden. Der russische Verteidigungsminister hatte schon zugesagt, dass die Wehrpflichtigen nicht an die Front geschickt würden.

Doch die Duma, das russische «Parlament», ist derzeit daran, das entsprechende Gesetz zu ändern. Nach den neusten Gesetzesvorlagen sollen Wehrpflichtige nun sofort nach ihrer Einberufung in den Vertragsdienst übertreten können, anstatt 3-4 Monate auf die Grundausbildung zu warten.

Das bedeutet, die Wehrpflichtige können rechtlich sofort in der Ukraine kämpfen, auch ohne Grundausbildung.

LÜCKEN FÜLLEN

Russland hat Mühe, die Lücken zu füllen, die durch den Krieg in der Ukraine entstehen. Der Druck auf die Wehrpflichtigen, die durch die Tür kommen, um zum Vertragsdienst zu wechseln, wird gross sein: hohe Geldbeträge, Gruppenzwang, mangelnde Kenntnis der Rechte usw.

Ein Hinweis dafür, dass die russische Armee ihre Einberufungsquote nicht erfüllt, ist die Verlängerung der Meldefrist vom 15. Juli auf Ende Juli. Ob am Ende eine «Erfolgsmeldung» kommt, ist zurzeit nicht abzusehen.

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