Ukraine Aktuell (8.4.22/8Uhr)

SCHRECKENSZENARIO IN BORODJANKA

In der Stadt Borodjanka, in der Nähe von Kiew, kam es während der russischen Besetzung zu einer noch unbekannten Anzahl Gräuel.
«Mehrere hundert Zivilisten wurden gefoltert und getötet», schreibt die Plattform ua_industrial.

Russische Soldaten hätten auf Bewohner geschossen, die sich auf Strassen bewegten, sagte der amtierende Vorsitzende des Dorfrats von Borodjanka, Heorhii Yerko. Ausserdem hätten Soldaten zivile Gebäude und Wohnhäuser beschossen, obwohl aus diesen Gebäuden nie ein Schuss abgefeuert worden sei.

Wie die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Venediktova mitteilte, fand man in der Stadt die Leichen von 26 Menschen unter zwei zerstörten Gebäuden. Die Häuser seien bombardiert worden, bevor die Russen die Stadt stürmten. «Borodjanka ist am schlimmsten, was die Zerstörung und die der Ungewissheit über die Zahl der Opfer» angeht, sagte sie.

FOTO: Diese Dame ist Liudmyla aus Borodjanka. Retter brachten ihr einen Stuhl, weil sie dort drei Tage lang gewartet hat. Sie wartet darauf, dass ihre Schwester und ihr Neffe unter den Trümmern hervorgeholt werden. Sie sind die einzige Familie, die sie hat. Das Gebäude wurde am 1. März zerstört.

KAMPF UM AUFMARSCHGEBIETE

Insbesondere in der Ostukraine finden heftige Kämpfe statt. Russische Soldaten versuchen das Gebiet um Luhansk und Donezk zu erweitern. Die ukrainische Armee habe sieben entsprechende Angriffe abgewiesen, schreibt der ukrainische Generalstab.

In der von Russland besetzten Stadt Izium finden Razzien bei der Bevölkerung statt. Daran beteiligt seien «Polizisten» der sogenannten autonomen Republiken.

Wie der ukrainische Verteidigungsrat weiter schreibt, würden ukrainische Kampfflugzeuge russische Truppenansammlungen bekämpfen.

WESTEN VERTIEFT GRABEN MIT RUSSLAND

Der US-Senat und das US-Repräsentantenhaus beschlossen nahezu einstimmig die normalen Handelsbeziehungen mit Russland zu beenden. Für Moskau und das mit ihm verbündete Weissrussland wird die «Meistbegünstigungsklausel» entzogen. Damit öffnen sich die Möglichkeiten für Handelseinschränkungen und höhere Zölle.

Die 7 reichsten Staaten der Welt (G7) beschlossen weitere Massnahmen gegen Russland: «Wir untersagen neue Investitionen in Schlüsselbranchen der russischen Wirtschaft einschliesslich des Energiesektors». Zudem wurden weitere Ausfuhr- und Einfuhrverbote beschlossen.

KREML-SPRECHER ZWISCHEN WAHRHEIT UND LÜGE

In einem Interview mit dem britischen Sender SkyNews sagte Dmitri Peskov: «Wir haben erhebliche Verluste an Truppen. Und das ist eine große Tragödie für uns.». Weiter sagte er, dass das Massaker von Bucha «eine gut inszenierte Unterstellung ist, nichts anderes» und dass der Beschuss der Geburtsklinik in Mariupol «gefälscht» sei.

Auf die Frage, ob er befürchte, dass Putin vor einem Kriegsverbrecher-Gericht ende: «Nein, wir sehen das nicht als eine Möglichkeit.» Peskov sagte, er habe Zweifel an einer unabhängigen Untersuchung der Kriegsverbrechen. Russland unterstütze den Internationalen Strafgerichtshof nicht und erkenne ihn auch nicht an.

EUROPA-PARLAMENT WILL IMPORT-STOPP

Die Mitglieder des Europäischen Parlaments haben mit einer absoluten Mehrheit von 413 Stimmen eine Resolution angenommen, die insbesondere «ein sofortiges vollständiges Embargo für russische Öl-, Kohle-, Kernbrennstoff- und Gasimporte so schnell wie möglich» und den «vollständigen Verzicht auf Nordstream 1 und 2» fordert. 93 Parlamentarier stimmten dagegen und 46 enthielten sich.

Die Resolution geht deutlich weiter als eine Reihe neuer Sanktionen, die die Europäische Kommission diese Woche vorgeschlagen hatte und die sich nur gegen Kohleimporte richteten.

PANNE AM RUSSISCHEN TV

Anstelle eines Videoclips über angebliche ukrainische Gräuel wurde am staatlichen TV am Donnerstag ein Video gezeigt, indem ukrainische Soldaten Russland beschimpften. Moderator Wladimir Solowjow hatte die Ausstrahlung eingeleitet mit den Worten: «So behandeln die ukrainischen Nazis und die georgischen Söldner unsere Kriegsgefangenen, die sie während unseres Rückzugs aus der Region Kiew gefangen genommen haben, was unsere Geste des guten Willens war.»

Doch ausgestrahlt wurde ein Video, indem ukrainische Soldaten riefen: «Ruhm für die Ukraine», «Ruhm für die Helden» und «Russland ist ein Miststück».Der Moderator verlor die Nerven und rief immer wieder: «Wo ist der Clip, wo ist das richtige Video?»

FLUGZEUG EINES OLIGARCHEN BESCHLAGNAHMT

Der Privatjet eines der wichtigsten Verbündeten von Putin wurde im Flughafen Kiew Zhuliani beschlagnahmt. Wiktor Medwedtschuk ist Patenonkel eines der Töchter Putins. Er war früher Agent des KGB und spielt seit Jahren eine wichtige Rolle i der Ukraine als Helfer Russlands. So kämpfte er gegen die Annäherung der Ukraine an die EU und anerkannte unter anderem die sogenannten «Volksrepublik Donezk».

Die ukrainische Justiz stellte ihn unter Hausarrest, aus der er als Folge der russischen Invasion entkam. Seither versteckt sich Medwetschuk.

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