In Frankreich gelten bis mindestens 1.Dezember Ausgangsbeschränkungen für Privatpersonen, geschlossene Läden und Restaurants, Maskentragpflicht in Städten. Wie geht man damit um?
Die zweite Einschränkung («Confinement») ist seit einer Woche in Kraft. Wer das Haus verlassen will, braucht wieder einen Passierschein. Wer nicht arbeiten geht, darf nur für eine Stunde Sparziergang oder Jogging raus, um Lebensmittel oder Handwerk-Artikel einzukaufen oder für Arztbesuche. Reisen im Land sind verboten.
Wir sind vor dem Confinement von der Stadt aufs Land gezogen, wie viele Franzosen mit einem zweiten Wohnsitz. Hier hat es einen Lebensmittelladen, eine Bäckerei, einen Coiffeursalon und zwei Restaurants. Beide Läden laufen auf Hochtouren, wie schon im Frühling, denn man muss beim «nächstgelegenen» Laden einkaufen. Ein Restaurant überlebt mit Pizzalieferungen. Die Coiffeuse litt von März bis Mai. Sie holte den Verlust auf, indem sie seit Juni an sechs Tagen von 8 bis 20 Uhr arbeitete. Jetzt ist wieder Schluss.
In den letzten 24 Stunden kamen 3’000 neue Covid-19 Patienten ins Spital, davon 447 in die Reanimation, wo bereits 4’200 Patienten liegen. «Ein Viertel der Reanimierten stirbt», sagt der Chef eines Pariser Spitals. Zurzeit fordert Covid19 täglich 220 – 540 Menschenleben. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl erkrankter Menschen, die sterben, weil sie wegen der Covid-Belastung nicht genügend behandelt werden können.
Für Privatpersonen gilt Hausarrest, doch die Firmen sind dieses Mal nicht geschlossen. «Eco-Confinement», Wirtschaftsfreundliche Beschränkung, nennt das die Regierung.
Auch die Kids müssen in die Schule, inklusive Maske. Bei der ersten Welle wurden viele Schüler abgehängt. Die Schule verlor jeden Kontakt zu ihnen. Wegen der aktuellen Schutzvorschriften inklusive Maskenpflicht streiken die Lehrer nächsten Dienstag landesweit. Die Massnahmen gehen ihnen zu wenig weit.
Nach Bekanntgabe des «Confinement 2» gab es Umfragen. 76% erklärten: «Ich halte mich an die Massnahmen», 22% «Ich werde kleine Ausnahmen machen» und nur 2% sagten «Ich halte mich nicht daran».
Für unser Landleben sind die Einschränkungen nicht schlimm. Wir gehen spazieren, kaufen im Dorfladen und beim Bäcker. Arbeit gibt es um und im Haus. Lesen, Malen, Einmachen, Facebook ausmisten, US-Wahlen. Leider sind das Café geschlossen, alle Feste abgesagt, Freundschaftsbesuche aus Vorsicht verschoben Aber den Besuch der Nachbarstadt können wir mit einem Einkauf im Handwerkladen begründen. Ansonsten ist auch dort wenig los.
In den Einkaufzentren sind nur die Lebensmittelabteilungen offen. Keine Buchhandlung, Schuh- und Kleiderladen, keine Museen, Kinos. Gestern wurden auch Takeaway-Services und Vor-Ort Trinken verboten, weil sie zu grossen Menschenansammlungen führten.
Der Gesundheitsminister verlor diese Woche im Parlament die Fassung. Zuvor hatten rechtsradikale Politiker ein baldiges Ende des Confinement verlangt, egal wie es dem Land gehe. Er komme eben von einem Besuch einer Reanimationsabteilung mit zwei jungen COVID-Patienten, sagte der Minister. Diese Politiker würden die Situation unterschätzen und die Arbeit der Pfleger in den Dreck ziehen, schrie der sonst ruhige Minister.
Wenn wir auf dem Land länger spazieren, riskieren wir nicht viel. Polizeipatrouillen sind selten und damit die Gefahr einer 135€-Busse klein.
Im Vergleich zu Menschen in Paris, Lyon, Marseille geht es uns gut. Wer in den Städten bleibt, leidet: Das gilt besonders für Alleinerziehende und Familien in kleinen Wohnungen, für Bewohner der Plattenbauten. In der Stadt ist die Polizei omnipräsent, auch wegen des Islam-Terrors. Schon beim ersten Confinement stieg die Zahl innerfamiliärer Gewalt und von psychischen Problemen stark.
Angesichts der rasant steigenden Covid-Fälle berät die Regierung weitere Massnahmen. «Weihnachten wird kein normales Fest sein» sagt der Gesundheitsminister.